Unter Bloggern

Es fängt jedenfalls vielversprechend an: Die A4 nach Köln ist frei. Trotz der diversen Baustellen. Bin ich aufgeregt? Ich bin aufgeregt, ein bisschen jedenfalls. Mein erstes Bloggertreffen! Was für Menschen erwarten mich? Sicher ein exklusiver Querschnitt unglaublich hipper und gestylter Mitglieder der digitalen Bohème. Und mittendrin ich in meinem langweiligen Hemd.

Persönlich kenne ich da niemanden. Organisiert wurde das Ganze von stylespion, einem Netzmagazin des Kölner Webdesigners Kai Müller. „Treffen. So in echt.“ titelte er im Mai, viele Leser sprangen sofort drauf an. Ein Kollege machte mich drauf aufmerksam – „da muss ich hin“, dachte ich und trug mir den Termin in den Taschenkalender ein.

Was kommt dabei heraus, wenn sich zwei, drei Dutzend Blogger und Blogleser einfach so treffen, ohne Tagesordnung und ohne Programm? Bloggen ist ja per se eine Sache, die meistens im stillen Kämmerlein stattfindet. Natürlich kommentiert man anderswo und kriegt Kommentare von anderswem, natürlich gibt es Gemeinschaftsblogs wie Spreeblick und Riesenmaschine und gelegentlich gibt es in Blogs sogar Urlaubsvertretungen wie bei Niggemeier und Vetter. Aber ein zwangloses Treffen außerhalb der großen Konferenzen wie der Berliner re:publica?

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Der Ort ist jedenfalls nett gewählt: Das Motoki Kollektiv in der Stammstraße in Köln-Ehrenfeld ist eine Art Einraumkulturzentrum mit Clubatmosphäre. Parkplätze gibt es zwar im ganzen Viertel nicht, dafür stimmt die Atmosphäre in dem verwinkelten Raum mit den Stehtischen, die mit grünem Modellbahnrasen bezogen sind und zum Zimmergolf einladen. Ein halbes Dutzend mitgebrachter Laptops auf Couchtischen tummelt sich offensichtlich bereits im hauseigenen W-LAN-Netz mit dem schönen Namen „Motoki funkt hallo“. Beim Einloggen stelle ich fest, dass es in der Nachbarschaft auch ein W-Lan gibt, dass „Stammheim“ heißt. Muss Kölscher Humor sein. Von den Anwesenden, die ohne Laptop da sind, haben einige stattdessen Kuchen mitgebracht. Ist zwar nicht so netzwertig, gefällt mir aber irgendwie besser.

Die Location – der Ausdruck ist hier wohl angemessen – füllt sich schnell; gut zwei, drei Dutzend Teilnehmer drapieren sich bald auf und um Sofas und Theke. Ein Notebook auf der Theke schießt Webcam-Fotos, die mit Hilfe eines Vordrucks zu Plakaten gestaltet werden. Damit können sich die Teilnehmer an der Eingangstür vorstellen. Was für eine nette Idee.

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So schrecklich hip und gestylt wie befürchtet sehen die meisten Anwesenden übrigens gar nicht mal aus. Schnell kommt man ins Gespräch, auch wenn man ein langweiliges Hemd trägt. Über gute und schlechte Blogs, über Don Alphonso und MC Winkel, über fallende Abrufzahlen bei längerer Schreib-Abstinenz und Freude über Reaktionen der Leser. Es ist angenehm, sich mal mit Leuten zu unterhalten, die ähnliche Lesezeichen im Browser haben wie man selbst.

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Christoph ist eigens aus London eingeflogen, um dabeizusein. Er bloggt für den Elektronikgerätehersteller LG. Wir stellen fest, dass wir beide noch nicht herausgefunden haben, wozu Twitter eigentlich gut ist. Und dass er das deutlich coolere Kamerahandy hat. Allerdings hat meins dafür einen dicken Rand aus Gummi, der es ganz schön unzerstörbar aussehen lässt.

Kurz: Es wird ein ziemlich netter Nachmittag. Schade, dass ich nur zweieinhalb Stunden Zeit habe, bevor ich wieder zurück nach Aachen muss. Mein Taschenkalender freut sich jedenfalls schon auf ein zweites Bloggertreffen. Und sollte es ein gutes Omen sein: Die A4 ist auch auf dem Rückweg frei.

Update am 17. Juli: Eins führte zum anderen, und so wird diese kleine schokoladige Heimseite hier seit heute auf dem LG-Blog im „Blogger der Woche“-Interview erwähnt. Jeder Link zählt – wenn ich hier Werbung dulden würde, wäre ich jetzt bestimmt reich.

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