Schwellenangst

Wird mal Zeit, dass ich von der Schwellerschweißaktion im Februar berichte. Also, das war so…

92-Stau_800

Es fing schon mal gut an. Die lieben Eltern besucht, das Colorglas für die Seitenscheiben eingepackt und auf dem Rückweg Station bei Siggi gemacht. Unmittelbar vor Neuenkirchen/Vörden dann dieses Schild, also Steuer rumgerissen und gerade noch rechts raus gekonnt. Es folgte eine halbe Stunde mit Höchstgeschwindigkeit über üble Feldwege – sowas kann man auch nur mit Navi machen. Immerhin, ich lag am Ende ganz gut in der Zeit.

93-Schwellerlochr_800

Bei Siggi ging es dann gleich gut weiter. Der TÜVie hatte ja bemängelt: „Schweller durch Korrosion geschwächt“. Nun ja: Wie man nach den ersten Aufräumarbeiten hier sieht, war das noch untertrieben. Das Foto zeigt die das vordere Ende auf der Beifahrerseite, fast senkrecht hochfotografiert. Mit den Schwellern des Golf III hat es nämlich folgende Bewandtnis: Die haben auf der Unterseite so einen eigenartigen Längssteg,…

01-Schwellerlochl_800

…hier besonders gut erkennbar, der eigentlich keinerlei Funktion zu haben scheint als bei unsachgemäßem Aufbocken plattgedrückt zu werden. (Auf diesen Bildern ist er bereits wieder aufgerichtet worden.) Woraufhin natürlich der Unterbodenschutz aufplatzt, Feuchtigkeit sich einnistet und die Schweller am Ende zur Wagenentlüftung beitragen.

03-Schwellerblechl_800

Da hilft nur: blankes Blech. Es wird geschnitten, gebogen und mit Zangen angepasst.

08-Bodenblechr_800

Einmal rechts…

07-Bodenblech_800

…und einmal links. So wird der Steg wieder halbweg stabil. Drauf aufbocken wird man den Wagen aber auch in Zukunft nicht können…

12-Siggischweisst_800

Die Nähte werden anschließend schön glattgeflext, zwecks Optik. Dann wird durch einen herausgeprokelten Gummistopfen an der Schwellerunterseite die Spritzdüse für das Hohlraumwachs eingefädelt. Und – pffffffschhhhht – das neue Blech von innen versiegelt.

23-Schwellerfertig_800

Zum Schluss werden die Schweller noch mit weißem Steinschlagspray übergetüncht.

06-Nupfelrost_800

Auch der angerostete Gumminupfel unter der Rückbank kriegt bei dieser Gelegenheit eine Ladung verpasst.

Fertig. Fast wie neu. Und wieder ein Stückchen Wartungsstau beseitigt…

Historisches

Im Forum wird gerade gefragt, welche Hinterlassenschaften irgendwelcher Vorbesitzer wir schon in unseren Autos gefunden hätten. Nachdem ich Golfi 2006 vom Hof eines Thüringer Renault-Händlers gekratzt hatte, musste er natürlich für den fälligen ersten TÜV under new Management ordentlich herausgeputzt werden. Dabei kam im unzugänglichen Spalt hinter der Windschutzscheibe dies zum Vorschein:

Golfis-alte-Parkzettel2

Eine nahezu lückenlose Parkhistorie seit 1998. Scheint ein konstruktiver Mangel beim Dreier-Golf zu sein: das ticketfressende Armaturenbrett (vgl. der drachenfressende Baum bei Charlie Brown). Sicher lässt der Schäuble sowas bald allgemein ab Werk einbauen, damit seine potenziell terroristischen Landeskinder ihre Tatfahrzeuge nicht einfach unbemerkt irgendwo hinstellen können. Wo kämen wir hin.

Mangelhaft

Jetzt habe ich es doch getan. Und das, obwohl ich diesen unsäglichen Quatsch so lange boykottieren wollte wie möglich. Seit heute Morgen zieren zwei neue Plaketten den alten Golf. Eine gute und eine schlechte.

TUeV74_800

Das ist die gute Plakette: „Fälligkeit nächster HU – Monat 01 – Jahr 10“ hat der nette Mitarbeiter vom TÜV Rheinland in den Kfz-Schein gestempelt. Ich mag es, wenn der Tag mit „geringen Mängeln“ anfängt (Bremsschlauch vorne links, Fangband der Fahrertür, Rost am Schwellerkopf Beifahrerseite). Ich weiß gar nicht mehr, wann zum letzten Mal eins meiner Autos ohne Wiedervorführung und größere Reparaturen durchgekommen ist. Und diesen Wagen wollte keiner mehr haben, damals.

Feinstaub65_800

Das hier ist die böse Plakette. Feinstaub. Stufe 4 – grün – ist natürlich an sich gut, denn damit darf ich jetzt sogar wieder nach Köln, in eine von Deutschlands zwei ersten Feinstaub Umweltzonen. Genau, in die heilige Innenstadt linksrheinisch sowie nach Deutz und Mühlheim, wo man seit dem 1. Januar ohne Plakette nicht mehr reinkommt.

Und deren Bewohner, sofern sie einen Benziner mit U-Kat oder einen älteren Diesel fahren, für den es keinen Partikelfilter zum Nachrüsten mehr gibt, über Nacht schlichtweg enteignet wurden. Ja, Omi, du musst dir jetzt ein neues Auto kaufen, auch wenn du nur noch zweimal im Monat zum Grab deines Mannes fährst. Nein, Omi, es spielt keine Rolle, dass du vor ein paar Jahren noch für teuer Geld einen Oxi-Katalysator hast einbauen lassen.

Saubere Luft ist eine wunderschöne Sache, und ich bin absolut für eine Förderung von Abgasreinigung. Macht Partikelfilter zur Pflicht bei Neuwagen, gebt einen Steuerbonus für die Nachrüstung, soweit sie denn industrieseitig möglich ist. Da Neu- und Geschäftsfahrzeuge ohnehin den Löwenanteil des Verkehrs auf deutschen Straßen ausmachen, hättet Ihr so in kürzester Zeit den gewünschten Effekt. Wobei wir allerdings ausblenden sollten, dass der ganze Umweltzonenkäse die Feinstaubbelastung in Städten nur um stolze 2-3 Prozent senken dürfte. Und dass man mit der geschätzten Milliarde Euros, die der Mist an Verwaltung, Schildern, Umrüstung und Neuanschaffung von Autos und sonstigen Ausgaben kosten wird, auch viele andere schöne Sachen machen könnte. Abgesehen davon, dass Omi dann noch zum Friedhof fahren könnte.

Aber nein, es muss ja die ganz, ganz große Lösung sein. Die vollen 100 Prozent. Da kann man auf Großmütter keine Rücksicht nehmen, das müssen Sie verstehen, gute Frau.

Manchmal möchte man an diesem Land verzweifeln. Dieses völlig fehlende Gefühl für Verhältnismäßigkeit. Dieses Koste-es-was-es-wolle. Dieses totale Ignoranz der Bürokraten gegenüber dem Bürger. Dieser Unwille, nach Lösungen zu suchen, die ebenso zum Ziel führen, aber den Menschen etwas mehr entgegenkommen.

Da tröstet es denn auch nicht, dass das blöde Bapperl nur 5,50 Euro gekostet hat. Manche Plaketten haben ihre Mängel woanders.

Strahlemann

Ich weiß. Es ist bloß die Winterschlampe. Nur ein oller Golf III in der Allerweltsfarbe Weiß. Er hat vermutlich mehr als 280.000 Kilometer auf der Uhr und er hat mich seinerzeit ganze 100 Euro gekostet.

Golf-geputzt66_800

Trotzdem habe ich ihn gestern auf Hochglanz poliert. Den Innenraum gesaugt. Kleine Lackschäden mit Farbe abgetupft. Nicht nur, weil ich nächste Woche mit ihm zum TÜV muss. Ich kann einfach nicht anders. Ich bin so. Auch mein Winterauto soll mir gefallen, wenn ich es angucke.

Und sagt selbst: Sieht er nicht mindestens wie 150 Euro aus?

Blaulichtbezirk

Zum ersten Mal in diesem Jahr war der Wintergolf heute Morgen nicht das einzige Auto in der Straße mit einem schneeweißen Dach. Zeit also, ihn auf den Winter vorzubereiten. Der Auspuff klappert, das Endrohr ist rostig, die Halterung zwischen Motor und Vorderrohr soll endlich montiert werden. Zum Glück haben Dirk und sein Schweißgerät Zeit. Zwischendurch ein Moment der Besinnung.

Golf-Auspuff51_800

„Was ist das?“
„Das ist blaues Licht.“
„Und was macht es?“
„Es leuchtet blau.“

Golf-Nummernschild47_800

Außerdem ist mir jemand in mein Nummernschild gefahren. Die Delle ist deutlich. Schade, dass es keine Anhängerkupplungen für vorne gibt.

Mit repariertem Unterboden fahren wir von dannen. Außerdem sind zwei lose Kontakte am Verdampfer (?) der Gasanlage wieder festgesteckt. Jetzt hat der Wagen auch nicht mehr diese rätselhaften Zündaussetzer.

Braun ist der neue Chrom

So sieht ein verchromtes Endrohrpräservativ aus dem Supermarkt nach einem Jahr Einsatz aus. Die hübsche rotbraune Rostblüte hat sich allerdings erst nach der jüngsten Streusalzfahrt voll entfaltet.

rostroehre

Egal. Golfi musste gerade deutlich Schlimmeres durchstehen: eine Sylvesternacht im Ostviertel. Eine Schilderung des Schlachtgeschehens findet sich im AZ/AN-Blog.

Ärgerlicher finde ich allerdings, dass einige meiner original Aachener Care-Pakete anscheinend nicht mehr vor Weihnachten angekommen sind.

Nicht mehr ärgern kann mich dagegen die Meldung, dass die Rohölpreise heute ihr Allzeithoch erreicht und erstmals die magische 100-Dollar-Marke geknackt haben. LPG sei dank.

Jetzt aber: Gasanlagenbilder!

Bei Tageslicht schaut die Sache doch schon ganz anders aus. Jetzt sieht man erstmal, was für ein verschmuddeltes Auto man hat. Aber egal: Das hier habe ich also für mein diesjähriges Weihnachtsgeld (plus einer fetten Überziehung meines Kontos) bekommen.

Verdampfer15_800

Blick in den Motorraum: Links der Verdampfer…

Steuergeraet17_800

…und auf der anderen Seite, rechts neben der Batterie, das Steuergerät. Ich weiß, ich könnte den Motorraum mal wieder sauber machen.

Tankanschluss13-800

Der Tankanschluss sitzt unten im Stoßfänger. Unter der Tankklappe wäre er bruchgefährdet gewesen. Okay, ist keine superelegante Lösung, schmutzige Finger holt man sich auch, aber ich vertrau da mal den Experten. Nachdem ich gestern gesehen habe, wie der schwergewichtige Rüssel mit dem Schlauch am Tankanschluss dranhing, ist es wirklich wichtig, dass der stabil im Auto sitzt. Ich weiß, ich könnte den Wagen mal wieder waschen.

Radmuldentank11_800

Wie man sieht, ein ganz schöner Brocken. Für die Abdeckung werde ich mir noch etwas einfallen lassen müssen. Ich weiß, ich könnte den Kofferraum mal wieder saugen.

Schalterrot21_800

In der Mittelkonsole sitzt das Steuergerät. Mit dem Kippschalter wählt man die Betriebsart: Nur Benzin – Automatik – nur Gas. Im Alltagsbetrieb bleibt die Automatik an. Sollte der Gastank mal leergefahren sein, wählt man reinen Benzinbetrieb, um zu starten. Die Stellung „nur Gas“ wird normalerweise nicht benutzt, höchstens, um bei leerem Benzintank zu starten. Ich weiß, ich könnte den Innenraum mal wieder reinigen.

Schaltergruen23_800b

Nach dem Starten einmal mit der Drehzahl über 2.000 gehen, dann springt das Gasventil an und der Motor läuft mit LPG.

Die Probefahrt gestern war ganz gut. Im Stadtverkehr ist kaum ein Unterschied zu merken: Golfi war kein Ferrari und ist kein Ferrari, aber mit seinen 60 PS auch im Gasbetrieb durchaus gut zu Fuß. Der Motor läuft sehr sanft, vielleicht sogar sanfter als vorher. Das kann aber auch am neuen Vergaserflansch liegen – der alte war rissig und zog Nebenluft. Auf der Autobahn hatte der Wagen etwas Probleme, auf über 100 km/h zu kommen, aber vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet.

Nochmal für Direktverlinker: Es handelt sich um eine geregelte Venturi-Anlage des Typs BRC Just, eingebaut in einen VW Golf III vom Januar 1995, 1,4-Liter Motor mit 60 PS, Kennbuchstabe ABD, Kilometerstand etwa 280.000 (plusminus 20.000 oder so).

Das erste Mal

Kompliment an die Werkstatt. Die Jungs vom Autogaszentrum Aachen haben optisch saubere und objektiv pünktliche Arbeit geleistet. Wie vereinbart, war der Wagen heute Nachmittag abholbereit. Einziges Hm: Der 57-Liter-Tank (= 48 Liter reell nutzbar) steht wirklich ganz schön hoch im Kofferraum.

Ansonsten macht alles einen prima Eindruck. Der Wagen startet problemlos (stets auf Benzin), und sobald man einmal kurz Drehzahl gibt, springt mit einem vernehmlichen Klacken aus dem Kofferraum die Gasanlage an. Die entsprechende LED in der kleinen Kombianzeige in der Mittelkonsole wird dann grün statt rot (eine hervorragende Farbwahl angesichts des Anteils von 5 bis 8 Prozent rot-grün-schwachsichtiger Männer an der Gesamtbevölkerung) (woher ich das wohl weiß).

Erstgas85_800

Mit dem noch werkstattwarmen Wagen geht es dann gleich mal zum Tanken nach Eynatten rüber (hinterm Grenzübergang Aachen-Lichtenbusch runter von der Autobahn). Tolles Gefühl: Einmal Volltanken für 22,85 Euro. Blödes Gefühl: Bei den Preisen ist nicht mal ein Regenschutz für die werte Kundschaft drin. Naja. Vielleicht, wenn die Preise über 70 Cent steigen. Der aktuelle Literpreis von 53,2 Cent sei in jüngster Zeit deutlich erhöht worden, sagte der Fahrer hinter mir. Noch vor kurzem hätte der Liter nur etwa 39 Cent gekostet.

Fotos mach ich morgen, im Hellen. Und mit etwas Glück sogar im Trockenen.

Nachtrag am 4. September 2009:

Wie ich mittlerweile weiß, habe ich an diesem Tag fürchterlich versagt. So fürchterlich, dass das Foto oben es ins Blog Demonicious.com in die Rubrik „Fill Up Fails“ geschafft hat:

http://demonicious.com/20090901/fill-up-fail/

Der gute Ryan von Demonicious, Gott segne ihn, ist offenbar der Meinung, der LPG-Tankrüssel sei ein normaler und stecke in der falschen Öffnung des Autos.

Da ich nicht sicher bin, wer von uns beiden nun der wahre Fail ist, habe ich dem Jungen mal die technischen Zusammenhänge in einem Kommentar weiter unten auf der Seite erläutert.

Was wäre das Web ohne Deppen? Jedenfalls nicht so lustig.