1. April 2006 (292.899 km): Um fünf Minuten nach Mitternacht Benni aus der Tiefgarage gerollt. Sprang beim zweiten Versuch an. Kleine Probefahrt mit Petra gemacht. Wunderbar! So muss sich ein Auto anhören. So muss sich ein Auto anfühlen. So muss sich ein Auto fahren. W 123. Alles andere ist was anderes.
Es geht doch nichts über Selbstzünder: Auf der Probefahrt ärgere ich mich über flackerndes Scheinwerferlicht und Knacksgeräusche im Radio beim Blinken – es hatte sich das Batteriekabel gelöst, den Strom machte nur die Lichtmaschine.
Wintermöhrentreffen
Die Vorfreude auf die neue Saison 2006 nimmt zu.
Ich selbst war notgedrungen mit dem Golf da, aber es mangelte trotzdem nicht an Altbenzen.
Zugegeben, auch nicht ganz so edle Marken waren vertretern, aber W123-Fahrer sind ja ein offenes Völkchen.
Plaudereien am Tor zum Hangar…
…in dem sich ein Schatz verbirgt: Ein 450SEL 6.9! So sieht er von innen aus…
…und so von richtig innen.
Die Fotos stellte mir netterweise Nils Schelp von Youngtimerwelt.de zur Verfügung. Ich selbst hatte leider keine Kamera dabei. Oder leere Akkus, weiß der Geier.
Sternenträume in Nepal
20. September. Der Benz steht für vier Wochen bei Holger M., dem Freund von Marion R., während ich in Nepal über die Gebirgspfade stapfe oder auf Elefantenrücken durch krokodilverseuchte Flüsse getragen werde.
Kyanjin Gompa am Ende des Langtang-Trecks auf etwa 4200 Meter Höhe.
Selbst im Hochgebirge wird deutsches Backwerk („German Bakery“) geschätzt. Oder was man dort dafür hält…
Das Innere einer Gompa, eines tibetischen Gebetshauses.
Das Dorf Thulo Syabru am Beginn des Langtang-Trecks.
In die Hauptstadt Kathmandu fahren Busse wie dieser. Wenn sie nicht an erdrutsch-unterspülten Matschwegen über Abgründen festhängen. Wie dieser.
In Nepal ist der beste Platz in einem Bus oft auf dem Bus. Hier ist besonders gut zu erkennen, dass der indische Tata von einem Mercedes-Lastwagen abstammt. Man beachte den schönen Spruch: „Slow Drive – Long Life“ auf der Stoßstange. Gerne genommen wird auch „My Pride – My Nepal“. Über den Türen steht grundsätzlich aufgepinselt: „Well come“, fast immer getrennt geschrieben.
Auf dem Dach zu sitzen kann allerdings auch Nachteile haben. Wenn das Fahrzeug zum Beispiel auf eine von maostischen Guerilla gelegte Tellermine fährt. Oder der Fahrer die Kurve nicht ganz kriegt.
Und hier das andere Nepal: Elefantenreiten im Chitwan National Park in der Terai-Tiefebene. Im Fluss Krokodile, im Dschungel Nashörner und Riesenschlangen.
Das Terai erinnert ohnehin eher an Afrika als an den Himalaya. Die Häuser sind traditionell aus Lehm und Flechtwerk gebaut.
Auch in Kathmandu ist Stuttgarter Altmetall ein vertrauter Anblick.
Tacho weg, Anzeigen weg – aber das Ding fährt und fährt. An das Herkunftsland erinnert nur noch das Schildchen „Auftritt freihalten.“
Die Mercedes-Busse dominieren im Vorortverkehr Kathmandus. Im innerstädtischen Bereich sind es kleine Mitsubishi-Vans.
Wer auf den ÖPNV verzichten kann, bewegt sich oft mit der berühmten indischen Enfield Bullet (hier ein Video) durch die Straßen, dem VW Golf des Nepalesen.
Aber ich schweife ab, das hier ist ja ein W123-Blog. Okay, hier kommt schon einer. Tatsächlich. In Kathmandu. Merkt’s Euch, Kinder: Auf der ganzen Welt gibt es kein besseres Auto…
…höchstens noch so eins hier.
Wann und auf welchen Wegen die wohl an den Himalaya geraten sind?
Auf dem Rückflug schenkt mir die Gulf Air noch einen halben Tag im sonnendurchglühten Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Unglaublich, wie heiß es in der Wüste ist. Natürlich fahren auch dort W123er zwischen den sandfarbenen Bürotürmen herum – hier stecken sie also, all unsere exportieren Schätzchen. Das staubtrockene Land ist ein rostfreies Paradies, aber eine Klimaanlage definitiv ein Muss…
…oder guter Sonnenschutz…
…wie dieser für den W123 maßangefertigte helle Abdeckteppich fürs Armaturenbrett. Soll vermutlich die Hitze reflektieren. Sähe sicher auch in Beige auf einem dunkelbraunen Armaturenbrett gut aus… hat jemand eine Teilenummer?
Öliges
17. September (290.272 km): Zweiter Ölwechsel, wieder Liqui Moly 10w40 MOS2-Leichtlauf (nach 6.500 km). In die Ölwanne kommt jetzt eine magnetische Ablass-Schraube von Louis (5 Euro).
Auch das Getriebeöl wird abgelassen und gefiltert. Leider ist wieder unglaublich viel metallischer Abrieb drin. In das Getriebe werden drei magnetische Ablass-Schrauben eingesetzt. Siggi fürchtet, dass das Ronken im dritten Gang vom Getriebe kommt und einen Ausfall ankündigt.
Als Tankschlauch nun doch einen (etwas dünneren) Dieselschlauch (MB, 10,-) eingesetzt und direkt auf die Leitung geflanscht. Neue Lüfterzarge zurechtgesägt und eingesetzt. Die herunterhängenden Fetzen der Lärmdämm-Matte in der Motorhaube entfernt. In die Wasserleitung zu den Wischerdüsen einen Spritfilter eingesetzt. Kickdownschalter für eine künftige LiMa-Abschaltung eingebaut.
Kilometerzähler
Rückfahrt aus Oldenburg. Obwohl die A1 zwischen Ahlhorn und Osnabrück keine dritte Spur hat (die sogenannte Dieselcoupé-Spur), komme ich ganz gut durch…
Und die knapp 180 Sachen waren noch nicht mal der Spitzenwert. Auf einer Gefällestrecke komme ich an einem anderen Tag nochmal deutlich drüber, aber dann bekomme ich Angst vor der Drehzahl…
Auf einem Parkplatz an der A 1 mache ich Halt. Und zwar einen Fotohalt.
Es hat sich doch schon einiges verändert gegenüber dem Bildern vom TÜV-Parkplatz in Paderborn oder vom Zwischenstand in Bielefeld…
Powerlüfter
8. September (289.516 km): Morgens kommt der ersehnte K&N-Luftfilter (Ebay, 65,- inkl. Versand). Abends schließt Siggi mir den Elektrolüfter an, der über einen 100°-Temperaturfühler für 18 Euro angesteuert wird und den alten Starrlüfter ersetzt.
Kommt es mir nur so vor, oder hat der Wagen jetzt wirklich mehr Power?
Die Scheinwerfer werden neu eingestellt, eine der beiden vorderen Traversenschrauben am Getriebe festgeschraubt (die andere dreht durch und lässt sich nicht mehr rausbekommen).
Tanktausch
4. September (289.342 km): Bei Peter U. im Heidebruch den großen 80-l-Tank eingebaut bekommen. Ideal für den Pölbetrieb!
Nach Ausbau der Kofferraumrückwand ist der Tank zu erkennen.
Nach Ausbau des Tanks ist er dann wieder nicht mehr zu erkennen.
So sieht ein ausgebauter Tank aus. Das kleinere 65-Liter-Fass unterscheidet sich von der großen Version nur durch zwei willkürliche Einbuchtungen an der Vorderseite, die das Volumen um 15 Liter verringern.
Nach Einbau des neuen Tanks ist zu erkennen, dass das Anschließen der Leitungen der komplizierteste Teil der Arbeit ist. Hilfreich schaue ich dem Meister zu.
Problem 1: Der Tankschlauch (vom Benziner) ist zu dick, aber Peter fruckelt einen Anschluss aus Schläuchen und Schellen hin.
Problem 2: Die Entlüftungsleitung bricht.
In den Tagen darauf: Eine neue Schalthebelstulpe aus beigefarbenem Echtleder – ein Ebay-Schuss für 20 Euro – wird geliefert, passt und sieht guuut aus. Die Kofferraummulde rechts wird von Rostflocken befreit (Siggi scheint Fertan gespritzt zu haben) und mit WD40-Hilfe gereinigt.
Traversenspiel
3. September (289.118 km): Bei Siggi neue Getriebe-Haltetraverse eingebaut. Die alte war bei der Umdieselung aus dem zweimal durchgeflexten 230CE-Original zusammengestückelt worden. Der Lagerbock saß richtig schief drauf. Neuer Bock von Ebay.
Neue Abschlussleiste unten auf der Beifahrertür, die alte war durch die Rostblüte (siehe: Wiederauferstehung) darunter verbogen.
Radläufe hinten mit Drahtbürste entrostet, Rostumwandler drauf, braune Farbe draufgepinselt. Sieht besser aus als gedacht. Und endlich mal die Chromkappe von der E-Antenne ausgerichtet. Kleinigkeiten machen’s halt aus…
Getriebe-Finale
Freitag, 19. August, 17 Uhr: Getriebeüberholung – jetzt aber! Ich mache extra früh Feierabend und bin um 18.50 Uhr bei Siggi. Vor mir sind auch nur noch zwei andere Autos dran. Leider ist eins eine dunkelblaue Volvo-Amazone, die eine komplette Restaurierung bekommt. Sechseinhalb Stunden hänge ich todmüde in der Werkstatt rum, um 1.30 Uhr am Samstagmorgen bin ich dran.
Das Getriebe wird mit Bremsenreiniger geflutet, dann ausgeblasen. Mit einem Tuch hole ich genug Metallabrieb aus dem Gehäuseboden, um eine ganze Schulklasse Teenies für den Abiball mit Flitter einzunebeln. Mehr als drei Liter feinstes ATF II E-Öl (Synthetik, Liqui Moly) schluckt das Getriebe danach.
Ausgewechselt werden: Zwei Buchsen für die 1. und 2. Schaltstange, deren Dichtungsringe auf den Klauen, sowie das Nadellager für die 3. Stange (alles neu von MB). Jetzt schaltet es sich, als wäre es generalüberholt. Kein Zurückschlagen des Dritten, kein Mitlaufen des Vierten mehr. Geil! Um halb fünf verlasse ich die Werkstatt (Siggi nimmt sich das nächste Auto vor, der Mann schläft einfach nie) und falle um halb sechs tot ins Bett.
Mal nachgerechnet: Das Getriebe wurde dem Coupé bei 206.000 km eingebaut. Ich bin also gute 80.000 km damit gefahren. So, wie der bronzefarbene Ölsumpf darin aussah, wurde das Öl allerdings auch beim Einbau 1995 nicht gewechselt. Wie alt mag es sein? 180.000 Kilometer? 280.000? Die Wartungsvorschrift für Fünfganggetriebe verlangt einen Wechsel alle 60.000 km.
Nachtrag September 2007: Das Getriebeöl ist ca. 2000 beim Einbau der neuen Gelenkwelle ausgetauscht worden.
Fürs nächste Mal: Nicht gemacht, aber empfehlenswert wäre gewesen, auch den (in der Mitte sitzenden) Schaltkäfig (mit drei Kugeln) auszuwechseln. Der war aber grad nicht lieferbar.
Noch ein paar Kleinigkeiten: Das alte „D“-Schild vom Kofferraumdeckel abgemacht (dabei leider arg den Lack zerkratzt), die dritte Bremsleuchte von der Rückscheibe wieder abmontiert, den Handyhalter vom Handschuhfach entfernt. Alle 8-Ampere-Sicherungen sind jetzt neu. Und die Heckscheibenheizung geht auch wieder.
Bei der Gelegenheit noch ein Foto des Differenzials, und weil so oft nach der Übersetzung gefragt wird: Sie steht auf der Abdeckplatte hinten drauf, und zwar am linken unteren Rand.
(Mit Dank an das nette Forumsmitglied, das mir das in das Foto eingetragen hat.)
Getriebeüberraschung
Freitag, 19. August. 7.50 Uhr, Teiletresen bei MB. Neue Dichtungen werden bestellt. Dann wird’s gar noch detektivisch: Gottseidank habe ich den Getriebedeckel mitgenommen und merke, dass die bestellte Dichtung für das 716.005 zu klein ist! Der fähige MB-Mensch findet anhand der Gehäuse-Teil-Nr. heraus, dass ich in Wahrheit das deutlich längere Getriebe 717.000 aus der W116-Ära habe. Ein Dichtungssatz wird geordert und um 14 Uhr in der Mittagspause auch abgeholt. Teile für ein 30 Jahre altes Getriebe innerhalb von 6 Stunden – das gibt’s nur bei Benz.