…wächst übrigens in Monschau am KuK, wo wir eine halbe Stunde in der Corona-Schlange auf Einlass warteten, ehe wir aufgaben.
Auf dem Weg
„Wenn du durchs Leben gehst, versäume nicht, die Blumen am Straßenrand zu fotografieren.“
– unbekannter Objektivsammler
Burtscheid
Gut 20 Euro habe ich für das Canon FD 28mm F2.8 bei Ebay bezahlt. Gut, Gegenlicht ist nicht seine Stärke – aber die Schärfe von Ecke zu Ecke überzeugt absolut. Die drei Bilder oben sind freihändig geschossen.
Mainzer Menschen
Nachts, wenn alles bunt ist
Das Jahr 2015 wird für mich – neben reichlich anderen Dingen – das Jahr sein, in dem ich endlich gelernt habe, wie man eine Kamera bedient. Und nachdem das mit der Blende und der Belichtung endlich kein belgisches böhmisches Dorf mehr ist…
…kann man ja auch einmal etwas Interessanteres ausprobieren. Zum Beispiel eine Nachtexkursion der VHS Aachen zum Landschaftspark Duisburg-Nord (von den Einheimischen liebevoll „Lapadu“ oder „Landi“ genannt).
Wie die Wikipedia weiß, handelt es sich um ein stillgelegtes Hüttenwerk des Thyssen-Konzerns, das 1901 von der damaligen „Rheinische Stahlwerke zu Meiderich bei Ruhrort“ errichtet wurde. Die insgesamt fünf Hochöfen produzierten in ihren 84 Jahren 37 Millionen Tonnen Spezialroheisen – in der Regel als Vorprodukt für die Weiterverarbeitung in den Thyssen’schen Stahlwerken.
Freitags, am Wochenende und an Feiertagen werden die Anlagen nachts durch eine Beleuchtungsinstallation von Jonathan Park in science-fiction-hafte Szene gesetzt.
Nachdem der letzte von fünf Hochöfen 1985 stillgelegt und die Produktion verlagert wurde, wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Seit 1994 dürfen Besucher zwischen den riesenhaften Hallen, den Hochöfen und Kaminschloten spazieren, Bunkerwände hochklettern oder durch die diversen Gewässer stapfen.
Am Samstag waren es ein halbes Dutzend ambitionierter Aachener Hobbyfotografen, das sich vor den gigantischen Rohrleitungen aufbaute, im Dunkeln über Stativbeine stolperte, in Pfützen tappte und die Selbstauslöseautomatiken ihrer Kameras verfluchte.
Dozent Uwe Schmid erwies sich nicht nur als Kenner des Geländes (und seiner nassen Untiefen), sondern auch als Künstler des Lichts: Mit einem leistungsstarken Handstrahler, diversen Farbscheiben und noch ausgefeilteren Wedeltechniken tauchte er karge Betonwände, rostige Stahlträger und monströse Rohre in leuchtende Farben.
Dass der nächtliche Winterhimmel die Lichter der Großstadt Duisburg und der angrenzenden Stahl- und Industriewerksanlagen reflektierte, verstärkte den unwirklichen Effekt noch. Noch nie hatte ich bei einer Langzeitbelichtung solche Resultate.
Gut, es ist nicht alles so geworden wie erhofft. Das manuelle Canon-Weitwinkelobjektiv FD 20mm 2.8, der neueste (heißt: etwa 35 Jahre alte) Zugang in meiner mittlerweile stramm auf die 20er-Marke zumarschierenden Linsensammlung, überzeugte zwar mit prachtvoll flächiger Schärfe. Der eine oder andere Wassertropfen des herrschenden Nieselregens fand sich aber leider auf seiner Frontlinse wieder. Beim Objektivwechsel im Dunklen war das Herumgefummel mit dem – einzigen – Adapter zum Anflanschen an die Sony Nex-6 nervig, der Blendenmitnehmer blieb einmal auf Offenblende stehen. Der Kamerarucksack war ein weiteres Mal für einen zügigen Wechsel der Linsen völlig unraktisch.
Immerhin: Die zierliche Schnellkupplung für den Stativkopf, eine Cullmann Cross CX 420, bewährte sich glänzend. Endlich kann ich die Kamera mit einem einzigen Handgriff vom Stativ klipsen – und zum Beispiel in die Tasche stecken. Das ist ganz praktisch, wenn es zum Beispiel regnet. Was es denn auch leider tat. Der Rest der Truppe behalf sich mit Duschhauben, um die empfindliche Elektronik ihrer voluminösen Spiegelreflexen vor dem fallenden Nass zu schützen.
Nein, es klappte noch nicht alles reibungslos. Aber zwischen den stählernen Monstern von Duisburg am Jahresende hatte ich das Gefühl, dass sich doch ein bisschen was getan hatte seit den ersten vorsichtigen Versuchen im Frühjahr, den Punkt „intelligente Programmautomatik“ auf dem Einstellrad der Nex zu verlassen. Es ist ein Lichtschein am Horizont aufgetaucht. Heute war er blau.
Leipzig. 50 mm.
Schnuckelvergleich II
Sie ist hübsch, sie ist handlich, sie ist günstig, sie ist gut. Sie ist die kleine Schwester meiner Sony Nex-6: die Nex-5 (rechts). Und auf die Gefahr, euch mit meinen ermüdend fußläufigen Kameravergleichen (hier und hier) zum Ababonnieren meines Blogs zu treiben: eiiinen habbich noch! (Ⓒ O. Waalkes). Was könnte virtueller sein als Vergleiche von Elektrogeräten, die gar nicht mehr auf dem Markt sind? Bloggen ist bekanntlich Leidenschaft, Bloggen ist, wenn es raus muss, wenn du um zwei Uhr nachts noch am Rechner sitzt und am nächsten Morgen um sieben Uhr zum Zahnarzt musst. Bloggen ist Punk.
Wo war ich? Bei den beiden Vorgängermodellen der aktuellen Systemkamera-Mittelklasse (A5100/A6000) von Sony. Mir ist da nämlich vor ein paar Tagen so ein Modell mal kurz in die Hände gefallen, also wurden die beiden Schnuckel fix mal nebeneinandergelegt und mit dem Smartphone abfotografiert.
Die Nex-5 stand nämlich auch zur Debatte, damals, in den langen Nächten vor Dem Großen Kamerakauf™ vom Juli 2013.
Denn die schlanke Schwester ist nicht nur ein paar Millimeter und Gramm handlicher, sie war auch seinerzeit erinnerte 200 Euro billiger und hat ein paar durchaus interessante Vorteile gegenüber der Nex-6. Das Display ist ein Touchscreen, was das Fokussieren und die Bedienung des Menüs viel komfortabler macht (versucht mal, die Bildbeschreibung für ein Facebook-Foto mit Drehrädchen und Okay-Taste in eine Tastatur einzugeben). Es lässt sich bei den späteren Versionen um 180 Grad hochklappen, was für ein Selfie praktisch ist. Die 2013 erschienene letzte Version 5T hat sogar NFC-Nahfunk, so dass sich Bilder noch leichter auf andere Geräte überspielen lassen. Da kann man als Nex-6-Fan durchaus ins Grübeln kommen.
Was die Nex-5 nicht hat, sind ein elektronischer Sucher und ein ausklappbarer Blitz. Beides trägt die Nex-6 mit sich an Bord, und ich würde auf beides jederzeit verzichten. Der ELV-Sucher (Electronic Viewfinder) der Nex-6 wird zwar einhellig als zu den Besten am Markt gehörig gepriesen – mit meinen Dioptrienwerten im rechte Auge kann ich ihn jedoch nicht so einstellen, dass ich ohne Brille ein scharfes Bild bekomme. Und mit Brille ist der Abstand zum Mini-Display zu groß, um das komplette Bild zu erkennen. Das Teil ist für mich kaum nutzbar, denn ein so dermaßen stark blendendes Sonnenlicht, dass ich das kleine Sucherbildchen dem großen LCD-Monitor vorziehen würde, habe ich noch nie erlebt.
Immerhin: Der kleine Näherungssensor neben dem Sucher der Nex-6 schaltet das Bild automatisch vom Monitor auf den Sucher, wenn sich ihm etwas – ein Gesicht, aber gerne auch mal ein Finger – nähert. Dies lässt sich mit der wahlweise auf die Kamera downloadbaren Sony-App „Touchless Shutter“ für berührungsloses Auslösen benutzen, was für Nachtaufnahmen sehr praktisch ist.
Und der Blitz? War damals für mich ein echtes Kaufargument, weil ich vor zwei Jahren noch nicht wusste, was Available Light bedeutet und was lichtstarke Objektive im Zusammenspiel mit einem großen APS-C-Kamerachip auch aus Schummerlicht noch herausholen können. Ergo: Geblitzt hab ich mit der Nex-6 dann fast nie und vermisst habe ich es ebensowenig. Es geht auch ohne.
Was Sony den beiden so ähnlichen Schwestern gemeinsam mit auf den Weg gegeben hat, sind ein solides Magnesiumgehäuse, WLAN, der erwähnt große 16,1-Megapixel-Chip (beides ab der Version 5N), dieselbe brillante Bildqualität und das gleiche umständlich verschachtelte Kameramenü. Beide Kameras lassen sich mit einem der drei flacheren verfügbaren Objektive (16-50mm-Powerzoom, 16mm und 20mm Pancake-Weitwinkel) auch mal in eine etwas größere Jackentasche stecken.
Wer keines dieser – auch nicht wirklich brillierenden – Pfannkuchenobjektive auf den E-Mount-Bajonettverschluss stecken will, hat die Auswahl aus einer mittlerweile stark gewachsenen Reihe von Objektiven von Sony, Sigma, Tamron, Samyang/Walimex, Zeiss und anderen sowie natürlich einer immensen Zahl alter Objektive aus der analogen Ära. Auf den Bildern steckt an meiner Nex-6 der jüngste Neuzugang meiner kleinen Sammlung, das Makro-Objektiv Sony SEL-30M35 F3,5/30mm. An der Nex-5 ist mit einem Adapterring ein manuell fokkussierendes Aremac 1:2,8 befestigt.
Kommen wir zu dem, was die Nex-6 dem kleineren Modell voraushat. Sie hat, wie gesagt, einen elektronischen Sucher und einen ausklappbaren Blitz, auf dessen ISO-Schuh sich auch Blitzgeräte von Fremdherstellern stecken lassen. So weit, so unwichtig.
Sie ist spürbar größer, dicker und schwerer, lässt sich aber dank der ausgeprägteren Daumenmulde für mich deutlich besser greifen – letzteres ist für mich schon ein Argument mit – haha – mehr Gewicht.
Vor allem aber hat sie rechts auf dem Gehäuse zwei Rädchen. Mit dem oberen sind die Kameraprogramme (P-A-S-M, Panorama, Scene und zwei intelligende Modi) im Nu einstellbar, darunter liegt ein zweites für die Parameter (je nach Programm entweder Blende oder Belichtung). Ich bin ja (noch) kein Profiknöpfchenfummler, aber für jede Einstellung ins Menü gehen zu müssen, wie bei der Nex-5, wäre mir doch etwas zu fisselig. Seit ich vor ein paar Wochen etwas tiefer in die Thematik eingetaucht bin, weiß ich das sehr zu schätzen.
Und da sind wir schon wieder, vielen Dank für eure Geduld: Die Entscheidung für die teurere Kamera bleibt im nachhinein weiterhin die Richtige. Die Rädchen machen den Unterschied. Was für eine befriedigende Erkenntnis – auch wenn es zwei Jahre bis dahin gedauert hat.
Nachtrag am 28.7.: Wer einen richtigen Kameravergleich der Nex-5 lesen will, schaue hier bei Colorfoto. Der Gegner ist, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, keine Nex-6, sondern die – vor allem in der Rückeansicht – frappierend ähnliche Panasonic Lumix GX7. – Eine umfassende Kaufberatung für Systemkameras bietet Colorfoto hier.
Profiliga
Ist das nicht ein tolles Foto? Knackscharf, lebendige Farben, präzise abgebildet bis ins feinste Detail. Jeder Stein des Ponttors ist bis in die Poren zu erkennen. Und das bei freihändigem Fotografieren in tiefster Nacht. Trotz ISO 3200 rauscht da nichts. Toll, was Digitalkameras heute alles können, gell?
Aus meiner Sicht hat das schöne Foto nur einen Fehler: Es ist nicht von mir. Beziehungsweise nicht von meiner Kamera. Es stammt von James, meinem Couchsurfing-Gast übers Wochenende. Der Mann aus San Francisco entpuppte sich nicht nur als überaus freundlicher, gebildeter und angenehmer Zeitgenosse. Er hatte auch so ziemlich das Beste an Kamera dabei, was man heute als ambitionierter Amateurfotograf aus der Tasche (in seinem Fall ein Rucksack) ziehen kann: eine Canon EOS 5D Mark III mit 24-105-Millimeter-Zoomobjektiv. (Bilder und ein Video dieser Kombination gibt es hier bei CNet.)
Bei unserem obligatorischen kleinen Stadtrundgang am Freitagabend bot sich die spannende Möglichkeit, diese Spiegelreflex aus der Profiliga einmal mit meiner kompakten Sony Nex-6 zu vergleichen. Und plötzlich sah meine geliebte kleine Systemkamera, bei all ihren hier immer wieder lang und breit besungenen Vorteilen, zum ersten Mal ziemlich alt aus. So bildete sie dasselbe Motiv ab:
Zugegeben: Meine Kleine schlug sich eigentlich ganz wacker. Auf den ersten Blick – und im kleinen Vorschaubild oben – fallen beim Ponttor-Motiv die Unterschiede in der Bildqualität gar nicht einmal so sehr ins Gewicht. (Den Weißabgleich der Nex hatte ich auf „schattig“ gestellt, daher der Farbunterschied.) Auch war mit dem 32-Millimeter-Zeiss das beste Objektiv meiner Mini-Sammlung drangeschraubt, das zumindest auf dem Papier in puncto Lichtstärke mit seiner Blende 1.8 sogar Vorteile gegenüber dem riesigen Kit-Zoom der Canon mit seiner durchgängigen f4 hat. Hätte ich etwas abgeblendet, wären die Bildränder wohl auch etwas schärfer geworden.
Beim Heranzoomen ans Motiv – hier muss meine Festbrennweite natürlich passen – spielt die Profikamera dann aber natürlich die Stärken ihres Vollformat-Chips aus – ganz zu schweigen von der automatischen Bildstabilisierung:
Nun gut, irgendwo muss ja auch ein Unterschied zwischen einer Kamera-Objektiv-Kombi für 3500 bis 4000 Euro und einer für 1100 bis 1600 Euro sein. Hier dasselbe Motiv, wie es Letzere interpretierte:
Ich muss zugeben: Ich war ernüchtert. Wenn James und ich nach dem Fotografieren auf die Zoomtasten unserer Kameras drückten, lagen Welten zwischen dem, was die Displays zeigten. Da blieb mir meist nur ein „whow“.
Andererseits: Bei den besseren Bedingungen ein paar Stunden vorher im helleren Abendlicht lagen wir gar nicht einmal so weit auseinander. So sah die Canon den Blick auf den Hof…
…und so die Sony:
Hier gefällt mir das Ergebnis der Nex sogar besser. Bei meiner Aachener Lieblingsperspektive sah die Sache dann wieder umgekehrt aus…
…denn das ist bei der Sony etwas dunkel geraten:
Keine Frage, you get what you pay for. Gerade bei schwierigen Lichtverhältnissen spielt die 5D in einer anderen Liga – und ihre Gegner an die Wand, dank Riesenchip und Bildstabi. Allerdings hat das Spitzengerät – abgesehen von seinem spitzenmäßigen Preis, für den man auch einen Gebrauchtwagen bekäme – noch einen gewichtigen Nachteil: Wuchtige 1,7 Kilogramm wiegt das wasserdichte Magnesiumgehäuse samt Objektiv, von den schieren Ausmaßen ganz zu schweigen. Dagegen tragen sich die 540 Gramm der Sony samt Touit-Objektiv geradezu von selbst. Wie lange ich eine 5D bei den Kölner Lichtern über Kopfhöhe hätte stemmen können, wage ich nicht zu ahnen – was im übrigen auch witzlos gewesen wäre, denn ein Klapp- oder Schwenkdisplay hat die Canon nicht.
Nimmt man so ein Trumm von Kamera überhaupt öfter als zwei- bis dreimal pro Jahr aus dem Schrank? Das muss jeder selbst wissen.
Wer seine Bilder in Postergröße an die Wand hängen möchte, ist mit dem 22-Megapixel-Sensor der EOS natürlich besser bedient als mit den 16-Megapixeln der Sony. Wem es dagegen genügt, seine Bilder in digitaler Form anzuschauen, wird selten mehr als rund 2000 Pixel Breite brauchen – und dürfte bei der überwiegenden Mehrzeit der Standardmotive mit dem kleineren APSC-Sensor gar nicht so schlecht fahren.
Auch bei etwas schwummerigeren Beleuchtungsverhältnissen, in denen es eher auf Stimmung und Farben ankommt, sind sowohl Canon…
…als auch Sony in der Lage, reizvolle Bilder zu erzeugen:
(Ich erlaube mir bei dieser Gelegenheit, euch den exzellenten Flammkuchen des La Jeunesse in der Pontstraße wärmstens ans Herz zu legen.)
Was bleibt nach diesem Spaziergang unterm Strich stehen? Die Unterschiede zwischen der Spiegelreflex-Profiliga und einer Edelsystemkamera können selbst bei Alltagsmotiven erheblich sein. Müssen es aber nicht, vor allem nicht bei Schnappschüssen unter normalen Bedingungen. Bei ernsthaft künstlerischem oder professionellem Anspruch, ob Landschafts- oder Sportfotografie, dürfte die Vollformatkamera natürlich ruckzuck in unerreichbare Sphären abheben.
Sollte es also einmal ein paar Tausender auf mein Konto regnen…
….ach nein, dann buche ich lieber einen Flug nach Asien. Nepal vielleicht nochmal, Kambodscha oder Vietnam. Und die Nex stecke ich in den Rucksack. Tolle Fotos bestehen ja doch nur zum Teil aus dem, was Technik und Fotograf hinter der Linse zustandebringen. Der Rest ist immer noch das, was sich davor abspielt.
Schnuckelvergleich
Kollege Amien schaut in der Onlineredaktion vorbei, seine Olympus OM-D in der Hand, Modell E-M10. Ein hochinteressanter und bildschöner Vertreter der Micro-Four-Thirds-Klasse – mit der älteren Schwester E-M5 hatte ich im Verlauf meines nicht enden wollenden Kamerakaufmarathons im Sommer 2013 auch geliebäugelt. Am Ende wurde es, ich erwähnte es vielleicht schon einmal, ja Sonys Nex-6. Da werden die beiden Schnuckel doch gleich mal zum Vergleich nebeneinandergelegt.
Dafür, dass sie Konkurrenten in derselben Publikums- und Preisklasse sind (die Olympus OM-D E-M5 war vor zwei Jahren allerdings nochmal runde 200 Euro teurer, wenn ich mich recht erinnere), könnten diese beiden Systemkameras unterschiedlicher kaum sein. Die Olympus glänzt im klassischen Retro-Design der OM-Serie aus den 70er-Jahren – noch klarer kommt das bei der silber-schwarzen Variante zum Tragen – mit Sucheraufbau in Pentaprisma-Optik.
Sie setzt auf ein deutlich anderes Bedienkonzept: Ihr Gehäuse ist dicht besetzt mit Rändelrädchen und Mini-Tasten für diverse Funktionen. Die Sony-Designer verfolgten dagegen eine nüchtern-kantige, reduzierte Designlinie. Bei ihr muss man deshalb öfter mal ins – leider nicht allzu übersichtliche – Menü. Wer gerne „von Hand“ fotografiert, wird an den vielen manuellen Einstellmöglichkeiten der E-M10 jedenfalls seine helle Freude haben.
Bei der Olympus sitzt zudem der Stabilisator in der Kamera, ist also grundsätzlich verfügbar. Bei der Sony muss ihn das Objektiv mitbringen – was zur Folge hat, dass ich etwa mit dem abgebildeten Zeiss Touit gar keine Bildstabilisierung habe, weil der Objektivhersteller keine eingebaut hat. Dafür ist das kompakte Gehäuse der Nex, vor allem mit aufgesetztem Pancake-Objektiv, deutlich jackentaschenfreundlicher.
Was mir an der E-M10 sofort gefällt, ist der große Touchscreen. Einen Fokuspunkt per Fingertipp zu setzen, ist so viel einfacher, als ihn bei der Sony über die Flexible-Spot-Funktion mit dem Steuerrad in die richtige Bildschirmecke zu flippern. Es bleibt mir ein Rätsel, warum Sony seinem Oberklassenmodell – wie auch dem aktuellen Nex-6-Nachfolger Alpha 6000 – dieses in jedem Billig-Smartphone verbaute Ausstattungsmerkmal vorenthält, während die Einsteigerklasse von Nex-5 und Alpha 5000 es seit Jahren an Bord hat. Ein Touchscreen würde auch die Bedienung des Menüs enorm vereinfachen, ganz zu schweigen vom Eintippen der Bildbeschriftungen bei der Direkt-Upload-Funktion von Bildern zu Facebook oder Flickr. Die ich im übrigen aus genau diesem Grund auch nur zweimal genutzt habe: zum ersten und zum letzten Mal.
Gemeinsam ist beiden Kameras die Auflösung des Sensors mit rund 16 Megapixeln. Der MFT-Chip der Olympus ist dabei allerdings 17,3 x 13 Millimeter groß, der APS-C-Sensor der Sony hat 23,5 x 15,6 Millimeter, so wie die meisten Spiegelreflexkameras. Für mich war das damals eines der ausschlaggebenden Kriterien, denn die Sensorgröße hat direkten Einfluss auf Lichtstärke und Bildqualität. Nicht, dass bei Vergleichsfotos im Netz die Olympus einen schlechteren Eindruck gemacht hätte.
Auch WLAN haben beide an Bord, sowie eine ganze Palette an Extrafunktionen für Spezialeffekte und Bildbearbeitung. Einen ganz großen Unterschied macht die Handhabung: Der schlanke Olympus-Body mit seiner schmalen Griffkante an der Vorderseite lässt sich zwar beim Fotografieren grundsätzlich gut halten. Bei längerem In-der-Hand-durch-die-Gegend-Tragen wäre das filigranere, knöpfchenübersäte Gehäuse für meine großen Hände aber zu fisselig. Vor allem mein Daumen findet kaum Ablagefläche (was natürlich auch eine Frage der Gewöhnung sein kann).
Der glatte Sony-Korpus mit seinem weit hervorstehenden Griff hält sich dagegen fast wie von allein und ist, auch mit etwas größeren und schwereren Objektiven, sehr angenehm ausbalanciert. Die Kamera hängt sich geradezu selbst an die Fingerspitzen meiner rechten Hand. Bei längeren Wanderungen habe ich das immer als überaus angenehm empfunden und darum auch bis heute nur eine Handschlaufe zur Sicherung angebracht.
Ein interessanter Vergleich also, auch wenn der Eindruck bei der Handvoll Minuten, die wir Zeit haben, natürlich ein arg oberflächlicher bleiben muss. Der Wunsch, meine Sony morgen bei Ebay einzustellen, kommt mir jedenfalls nicht – was auch gut ist, denn wer sich einmal für eine Kameramarke oder Klasse entschieden und Geld für Objektive ausgegeben hat, ist erst einmal festgenagelt.
Aber der kurze Blick auf die Konkurrenz zeigt mir doch, wie reizvoll die Alternativen zu meiner Wunschkamera sind. Und wie dicht die Spitzenmodelle einerseits beieinander liegen und doch so unterschiedlich sind. Sowie, zuguterletzt: Dass das nächtelange Grübeln vor zwei Jahren über ungezählten Kamerablogs, Fotomagazinen und Vergleichstabellen im Netz doch nicht in einer krassen Fehlentscheidung gemündet hat.
Nächtliches Theater
Oben: Ein erster Versuch mit Langzeitbelichtung.
Unten: der Versuchsaufbau. Die „Touchless Shutter“-App der Sony ist schon nett: Man wedelt mit der Hand vor dem Annäherungssensor am Sucher (der von Display auf Sucher umschaltet, sobald man die Kamera ans Auge hält) und betätigt so den Auslöser. Keine Erschütterung, kein Warten auf den Selbstauslöser, kein Gefummel mit irgendwelchen Kabeln oder Fernsteuerungen. Danke, Sony.