Es geht doch nichts über ein gutes Buch zu später Stunde. 1200 Jahre alter bibliophiler Heiliger mit 1000-jährigem Hildesheimer Rosenstock am Aachener Dom.
Kuckuck
Der Wahnsinn hat ja bekanntlich viele Gesichter, aber nachts um 0.45 Uhr die Figuren am Aachener Puppenbrunnen zurechtzudrehen, um sie anschließend mit der Handykameraleuchte anzuleuchten, ist schon ein ganz spezielles davon.
Weißes Rad
Es war ein wirklich netter Abend beim Kreativen Stammtisch von Social Media Aachen in der WG, aber nach fast drei Stunden und dem dritten Bier zog es mich schließlich nach Hause. Doch als ich mein Fahrrad aufschloss, fiel mein Blick auf das.
Gute Fotos müssen weh tun, sagt mein Freund Andreas. Und manche Fotos kann man nur einmal im Leben schießen, sagt sein Freund Marc. Also krebste der Schreiber dieser Zeilen, obwohl sein linkes Knie nach einer Bänderzerrung fies schmerzt, noch gut eine Viertelstunde lang im verdämmernden Licht des Mittwochabends vor dem Justus K. über den Bürgersteig, um ein halbwegs brauchbares Bild dieses wunderschönen Mika Amaro Single Speed mit Riemenantrieb in Pearly White auf den Sensor zu bannen. Ein modern-klassisches Gegenstück zum altmodisch-klassischen roten Rad von Leipzig, das vielleicht mein heimliches Lieblingsfoto überhaupt ist.
Bommelblumenburg
Burg Frankenberg, Aachen.
Hafengeburtstag I: Das große Auslaufen
(Alle Fotos: Sony A7II mit Minolta MD 4/70-210)
Klenkine
Na, wo in Aachen kratzt sich diese Dame am Kopf?
Weil’s so schön war
Nochmal: Sankt Jakob im Abendlicht. Ich habe heute einem Liebespärchen in einem Auto den Sonnenuntergang vermasselt – aber was sind sie auch mit der Stoßstange bis an die Parkbank gefahren.
(Die Testreihe hat übrigens ergeben, dass beim 300er-Nikon die beste und schärfste Blende F11 ist.)
Öcher Türme
Mit klopfendem Herzen dem DHL-Boten das Paket mit dem sehnlich erwarteten 300-Millimeter-Teleobjektiv von Nikon aus den Händen reißen, in der Wohnung ein Messer suchen, hektisch das Klebeband aufschneiden…
…und einen Wagenheber in den Händen halten. Für den Nachbarn gegenüber.
Mein erstes Nikon kam also mit zwei Tagen Verzögerung bei mir an. (Gottseidank hat mir der Nachbar das aufgerissene Paket verziehen.) „Wagenheber“ heißt das 300mm f/4.5 AI-s seitdem bei mir, bei stolzen 1,2 Kilogramm Gewicht wäre „Panzerfaust“ auch passend gewesen. Ähnlich wuchtig ist das Rohr ja.
Für einen derartigen Brummer gibt es nicht jeden Tag Einsatzmöglichkeiten. Und wird es überhaupt funktionieren, dieses Monster an der A7II auf dem filigranen Novoflex-Stativköpfchen wackelfrei auszurichten?
Heute gab es heute Abend die Gelegenheit – auch wenn das Licht etwas flau und das Panorama entsprechend kontrastarm war. Vom Lousberg aus habe ich erst St. Jakob, dann St. Salvator ins Visier genommen. Mit zehn Sekunden Auslöseverzögerung, damit auch nichts mehr wackelt. Scharf geworden?
So scharf, dass es im Auge beißt. Man sieht auf dem zweiten Blick ganz hinten am Horizont sogar St. Donatus auf dem Rücken des Brander Bergs (mit Klick aufs Bild die Galerieansicht öffnen, dann oben rechts mit dem X auf die Großansicht gehen). Ich habe den Turm zuerst für St. Katharina in Forst gehalten – aber die zweite Brücke über die Trierer Straße hinten ist zweifellos die Autobahn 44. Whow.
Ab jetzt werde ich also öfter mal mit Wagenheber unterwegs sein.
Strand des Herzens
Eine skurrile Laune der Natur ist Schuld daran, dass Aachen wohl die einzige Stadt auf diesem hübschen blauen Planeten ist, deren Strand zwei Länder und zweieinhalb Autostunden entfernt von ihr liegt.
So muss der einem Strandbad Sonnenbad zugeneigte Öcher einen Tagesausflug einplanen und sich hinters Steuer klemmen. Einmal vollgetankt und dann 233 Kilometer westwärts – an Maasmechelen vorbei, durchs flache Flandern, vor Antwerpen rechts ab. Den weithin sichtbaren Dampfpilz des Kernkraftwerks Doel so schnell wie möglich hinter sich lassen.
Die Fahrt führt vorbei an Orten, die Brommelen, Grobbendonk, Wommelgem und schließlich Krabbendijke heißen. Auf der Halbinsel Walcheren steuern wir auf das malerische Kleinstädtchen Middelburg zu, dann geht es noch ein paarmal im Zickzack rechts-links-rechts, bis die Straße buchstäblich vor dem Deich endet.
Und da wären wir. Domburg. 1500 Einwohner, Verwaltungssitz der Gemeinde Veere – und wer den Namen googelt, wird mit Ferienhäusern und Hotels beworfen, bis er bucht. Man ist halt nicht der einzige, dem’s hier gefällt. Die nächste ernstzunehmende Konkurrenz in Richtung Süden liegt schon in Belgien, heißt Knokke-Heist, ist 20 Mal so groß und unter uns gesagt fürchterlich verbaut.
Wir bleiben also in Domburg, dem einstigen Künstlerdörfchen, das beim Öcher ob der ersten Hälfte seines Namens gleich heimische Gefühle auslöst. Die Dichte an AC-Kennzeichen unter bei den geparkten Wagen spiegelt die Zuneigung wider. Wer das nicht mag, sollte noch ein paar Kilometer weiter nach Norden fahren, über das imposante Oosterschelde-Sturmflutwehr auf die benachbarte Insel Schouwen-Duiveland etwa oder, noch eins weiter, auf Goeree-Overflakkee. Dahinter ist es allerdings vorbei mit der Gemütlichkeit, dort liegt Rotterdam, zweitgrößte Stadt der Niederlande und Europas größter Seehafen.
Hier aber, an diesem abgelegenen Stück Nordseestrand, ist es idyllisch. Der Wechsel von Ebbe und Flut zwingt dem jetzt im Frühjahr noch etwas träge blubbernden touristischen Leben auf den paarhundert Quadratmetern Strand einen gemächlichen Rhythmus auf.
Und der einsame Frachter am Horizont, von Antwerpen aus auf Nordkurs gehend, ist das einzig sichtbare Anzeichen der globalen oder zumindest internationalen Verkehrsströme, die sich außerhalb unserer Wahrnehmung abspielen.
Doch wen interessiert schon der Horizont. Die Buhnen aus doppelreihigen Holzpfählen gliedern die kleine Welt in fußballfeldgroße Segmente, deren Grenzen zumindest direkt in Wassernähe nicht leicht zu überwinden sind. Nur an wenigen Stellen kann man sich als Erwachsener zwischen den Pfählen durchquetschen.
Doch zwischen diesen zahnlückigen Wänden gibt es genug zu sehen. Die Sonne spiegelt sich im Wasser der Priele, die auflaufende Flut treibt Wolken von Schaum vor sich her, die sich am Strand auftürmen. Über all dem kreischen die Möwen.
Woran liegt es, dass diese paar Kubikmeter Sand, diese paar Quadratmeilen Wasser und das völlige Fehlen landschaftlicher Erhebungen solche Glücksgefühle beim Festlandsbewohner auslösen können? Sind es Erinnerungen an die Ursuppe, aus der wir einmal gekrochen sind?
Die Frage bleibt offen. Wenden wir uns landeinwärts. Domburg selbst ist ein schmuckes Dörfchen aus gepflegten Häuschen, Herbergen und Hotels – der Tourismus hat hier jeden Meter geprägt.
Die Dohlen oben auf dem Kirchturm stört es nicht. Der Ziffernkranz der Uhr bietet ihnen einen bequemen Sitzplatz mit perfekter Aussicht auf das Gewusel auf dem Pflaster unter ihnen.
Andere können nicht so hoch hinaus – und fühlen sich zwischen all den akkurat gestutzen Hecken, blühenden Bäumen und gewienerten Mittelklasseautos in den Wohnstraßen mindestens genauso wohl.
Vielleicht ist der Reiz des Aachener Strandes gerade seine Überschaubarkeit. Rund um den alten Wasserturm mit seinem wunderlichen Dach, das Wahrzeichen der Siedlung, spielt sich das Leben in zwei Hälften ab: Es gibt nur das Vor dem Deich und das Dahinter. Nur wer auf der Krone steht, sieht das Ganze. Es ist ein kleines Ganzes.
Ein greifbares, begehbares, übersichtliches Ganzes. Eines, das keine dunklen Ecken und bösen Überraschungen bietet.
Ein Strand zum Gernhaben. Vielleicht sogar einer zum Verlieben. Auf jeden Fall einer, den man als Öcher, wenn man sich abends ins Auto setzt und von Domburg nach Domstadt zurückfährt, im Herzen trägt.
Nächtens im Städtchen
Henger Herjotts Fott, Aachen.
(Zur Namensgeschichte des Ortes siehe hier.)