Baskenblog: Abgeledert in Lyon

Donnerstag, 2. Oktober 2008. Da sich in der näheren und weiteren Umgebung des Pont du Gard keine Herberge anbietet, ich außerdem so langsam den Drang in die Heimat verspüre (am Montagmorgen muss ich schließlich wieder in der Redaktion schwitzen), entscheide ich mich für Lyon. In der Riesenstadt gibt es gleich zwei Jugendherbergen, da wird schon irgendetwas frei sein. Allerdings sind es stolze 200 Kilometer bis nach da oben. Egal – adieu, Mittelmeer. Jetzt geht es nach Norden, das Rhônetal hoch.

Viel bekomme ich von der schönen Landschaft allerdings nicht mehr zu sehen. Als ich ein paar Stunden später nach ziemlich scharfem Ritt (die Freewind dankt es mit zügellosem Verbrauch) in der Stadt ankomme, ist es längst dunkel. Die erste Jugendherberge ist geschlossen, wie mir die Mitarbeiter der zweiten erklären. Die wiederum ist bei meiner Ankunft schon voll. Man verweist mich an ein Hotel in der Rue Vaubecourt – 45 Euro soll das Zimmer kosten. Was hilft’s.

Aber wo steckt die Bleibe? Das Navi bekommt in den engen Straßen keine Verbindung. Die Rue Vaubecourt kennt auch niemand (man spricht es „Wubkurt“ aus, erklärt mir schließlich ein englisch radebrechender Einheimischer). In mittlerweile strömendem Regen quartiere ich mich ein. Während die nassen Klamotten trocknen, gucke ich etwas fern, zum zweiten Mal in diesem Jahr: Deutsches Unterschicht-TV, in dem eine Art männliche Sozial-Nanny die von Mann und Kindern permanent gedemütigte Frau und Mutter einer Problemfamilie auf unfassbare Weise, nun ja, demütigt. Oh, wär ich doch am Mittelmeer geblieben, wo es sonnig, warm und nett war und nirgendwo Super-RTL lief.

(Das mehrminütige Gruselerlebnis ist übrigens Schuld daran, dass sich mein TV-Konsum 2008 auf diese Sendung, die Übertragung der Ordensverleihung wider den tierischen Ernst im Januar sowie eine Doku über die „Lustiania“-Versenkung im Dezember beschränken werden. Was definitiv zwei Sendungen zuviel waren.)

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Freitag, 3. Oktober 2008. Am nächsten Morgen sieht die Welt schon viel freundlicher aus. Ich mache dem Portier zum Abschied noch eine kleine Szene, weil laut Zettel an meiner Zimmertür das Kämmerchen nur 35 Euro hätte kosten dürfen. Klugerweise warte ich mit der Szene bis nach dem Frühstück, dessen Bezahlung ich dankend ablehne. Dann stürze ich mich ins Stadtleben.

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Ein prima Startpunkt für eine Lyon-Erkundung ist die Basilika Notre-Dame de Fourvière auf dem Fourvière-Hügel. Ein absolut bombastisches, neo-byzantinisches Monster von 1896. Wir Aachener gucken ja etwas säuerlich, wenn eine gerade mal über hundert Jahre alte Kirche genauso zum Weltkulturerbe gehören soll wie unser tausend Jahre älterer Dom. Klickt die Bilder ruhig an – wozu hab ich mir schließlich die Mühe gemacht, sie mit den Großversionen auf Flickr (Pro-Account!) zu verknüpfen?

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„Ist uns egal, was es kostet“, haben die Stadtväter dem Architekten eingeimpft. „Nur teuer muss es aussehen. Richtig teuer.“

Wir überlassen das prestigeträchtige Glaubenssymbol sich selbst und gehen ein Stück weiter den Hügel hinunter…

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…wo andere Architekten vor etwas längerer Zeit ein doppeltes Amphitheater in den Hang gebaut haben. Eine Art römisches Multiplexkino. Für mich deutlich spannendender. Hier haben die Lyoner (die damals noch Lugdunumer hießen) vor zweitausend Jahren gesessen und Stars zugejubelt, deren Namen längst vergessen sind. Nur die Sitzreihen von damals sind noch da. Und werden heute immerhin für Open-Air-Konzerte genutzt.

Direkt daran schließt sich das Gallo-römische Museum an, das in den Berg hinein gebuddelt worden ist und einige ziemlich beeindruckende Mosaike und Statuen hat. Wer auf Römergedöns steht, ist in Lyon genau richtig. Mit dem zweifachen Cineplexx ist es übrigens nicht getan – etwas weiter liegt noch ein drittes Amphitheater. Man hatte es ja. Damals genau so wie 1896.

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Mitten durch die Stadt fließen die Rhône – hier im Bild – und wenige Meter daneben die Saône. Soviel zur berühmten französischen Inkreativität in Sachen geografischer Namensgebung (ich sage nur: Zentralmassiv. Max Goldt meinte, einst müsse wohl die DDR für die Benennung französischer Gebirge zuständig gewesen sein).

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Doch die Stadt selber ist wirklich schön. Einen Tag lang bummele ich durch die Gassen der Altstadt (ein weiteres Weltkulturerbe, man hat’s ja) und klettere zum Arbeiterviertel Croix-Rousse hoch. Rechts im Blick Sacre-Coer und Eiffelturm Basilika und Funkturm.

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Mein Versuch, das kulinarische Zentrum Frankreichs – Lyon nennt sich selbst die „Gaumenstadt“ – zu erobern, scheitert an den immensen Preisvorstellungen der hiesigen Gastronomie. Wir erinnern uns: Oktober 2008 war noch vor der Krise. Frustriert bestelle ich in einem Bistro das einzig zumindest ansatzweise frankophile Bier im Sortiment – ein belgisches Duvel. Für den frugalen 0,3-Liter-Trunk berappt man dem tumben Touri aus den sumpfigen Nordlanden 7,80 Euro, schade, dass es die Preußen 1871 nicht doch noch ein paar Kilometer weiter geschafft haben. Vielleicht hätten sie ja wie einige Jahre später in Tsingtao eine ordentliche Brauerei dagelassen. Der kurzfristige Aufenthalt der Türken vor Wien hat sich auf die europäische Frühstückskultur ja auch ganz segensreich ausgewirkt.

So wie dieser zur Abwechslung mal ganz schön fußläufige Tag mit einer kleinen Abzocke begonnen hat, geht er also auch zu Ende. Die Freewind erholt sich derweil vor der Jugendherberge, wo ich zumindest für die zweite Nacht noch ein Zimmer ergattert habe.

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Gleichheit unter Rollern – klickt das Bild an und lest die Beschriftung: Egalité! Frankreich, Frankreich.

Morgen, Samstag, geht’s weiter nach Norden. Mal sehen, wie weit ich komme.

Pausenprogramm

Während die treuen Moorblog-Leser sicher schon auf Fotos und Berichte meiner zweiwöchigen Schottlandtour mit dem Moorbraunen warten (die knapp 750 Fotos sind mittlerweile gesichtet, aussortiert und bearbeitet), gibt’s für die Ungeduldigen hier einen kleinen Lesetipp:

Wie ein Spiegel-Fahrtester eine Ducati Streetfighter killte.

Als Freund des entspannten Reisens auf zwei Rädern hält sich mein Mitleid mit dem in den Zweiradhimmel entfleuchten PS-Monster in gewissen Grenzen. Respekt dagegen dem schreibenden Kollegen: die Flucht nach vorn im Artikel war wahrscheinlich die schlaueste Methode, jahrelanger Verhohnepiepelung zu entgehen.

Baskenblog: Ans Wasser! Ans Wasser!

Ach ja, das Baskenblog. Februar war’s, als ich zuletzt von meiner Motorradreise durch Frankreich und Spanien im Herbst 2008 berichtet hatte. Dann habe ich durch Umzug, Fliegerlager und Arbeitsstress nicht nur den Draht zum Motorradfahren, sondern auch gleich zum Bloggen verloren. Dabei warten noch ein paar wirklich hübsche Bildmotive darauf, gemoorbloggt zu werden. Also los, sonst bin ich schon aus Schottland zurück, bevor ich von Frankreich fertig erzählt habe.

Donnerstag, 2. Oktober 2008. Von Carcassonne geht es über Narbonne und Béziers weiter in Richtung Mittelmeerküste. Die Autobahn 61 schenke ich mir und fahre lieber gemütlich über die Landstraße.

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Was für eine herrliche Landschaft. Was für ein herrliches Wetter. In Aachen ist es bestimmt schon wieder kühl und regnerisch, so Anfang Oktober.

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Hier dagegen ist allenfalls schon Spätsommer. Gerade wird der Wein geerntet. Bizarre Erntemaschinen und Traktoren mit Hängern voller Weintrauben sind überall unterwegs. Es riecht betäubend nach Wein. Etwas anderes scheint hier im Languedoc-Roussillon auch gar nicht angebaut zu werden. Weinfelder reihen sich an Weinfelder, an jeder Ecke wird er flaschenweise verkauft und Degustation angeboten. Schade, dass ein Motorrad so wenig Kofferraum hat. Oder ist es ein Glück?

Von Béziers aus fahre ich nicht über die A9 („La Languedocienne“) durchs Hinterland, sondern mitten über die langgestreckte Sandbank „Le Toc“, die wie ein Damm den See Étang de Thau vom Meer trennt.

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Rechts von der Straße erstreckt sich ein kilometerlanger Sandstrand. Das Mittelmeer!

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Aaaah, ist das herrlich, in den Wellen zu plantschen… naja. Könnte es jedenfalls sein, wenn man Zeit hätte. Und eine Badehose. Immerhin, ich habe im Mittelmeer gestanden. So.

Jetzt aber schnell weiter, wir haben ja noch etwas vor. Das Navi verrät mir, dass das berühmte römische Aquäduct Pont du Gard nicht allzuweit weg ist. Mit meiner bekannten Schwäche für sogenanntes Römergedöns steht das Unesco-Weltkulturerbe ganz weit oben auf der Liste der Dinge, die ich im Leben noch einmal sehen möchte.

Südlich geht es an Montpellier vorbei (hier habe ich vor ein paar Jahren mal eine sehr angenehme Urlaubswoche verbracht, von der ich als Reiseandenken eine Vorliebe für Kaffee mit heißer Milch mitbrachte), dann hinter Nîmes links abgebogen. Da sind wir.

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Man parkt am Besucherzentrum, bummelt ein paar hundert Meter einen Weg hinunter und steht dann am Fuß eines der beeindruckendsten Bauwerke – tja, wohl des ganzen Planeten.

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Ahem. Ich bitte um Aufmerksamkeit. Also: Die 49 Meter hohe, 275 Meter lange und am Fuß 6 Meter breite Aquäduktbrücke aus dem 1. Jahrhundert nach Christus überquert das Tal des Flusses Gardon. Sie war Teil einer rund 50 Kilometer langen Wasserleitung, die die römische Stadt Nîmes mit 20.000 Kubikmetern Wasser pro Tag versorgte. Bis heute weiß niemand, wie die Römer die Leitung durch das schwierige Gelände mit zahlreichen Bergdurchführungen exakt mit einem Gefälle von durchschnittlich 24 Zentimetern pro Kilometer anlegen konnten. Rund 800 Jahre lang war die Wasserleitung in Betrieb, bevor sie im 9. Jahrhundert verfiel. Der Pont du Gard diente aber weiter Straßenbrücke, bis er im 18. Jahrhundert erstmals restauriert wurde. Seit 1985 steht er auf der Liste des Welterbes.

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Da können wir nur staunen und ein paar hübsche Erinnerungsfotos schießen.

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Zweitausend Jahre alter Muschelkalk. Was bleibt wohl in zweitausend Jahren von unserer Zivilisation? (Als Aachener hofft man, dass es vielleicht nicht ausgerechnet das Uniklinikum ist.)

Vorbereitungen I

Will einer eine Reise tun, so hat er viel zu putzen. Ich trau mich kaum, es zuzugeben, aber nach der Rückkehr aus San Sebastián im Oktober 2008 bin ich fast ein Dreivierteljahr lang so gut wie nicht gefahren. Nicht mal richtig saubergemacht habe ich die arme Marit, monatelang trug sie Spanische Fliege. Winterpause, schlechtes Wetter, zum Jahreswechsel der Umzug, danach vier Wochen Schuften fürs Segelfluglager in Frankreich, dann drei Wochen in selbigem, direkt danach der Start unserer Community 5ZWO… immer war irgendwas zu tun. Keine Muße, um sich dem Reiten im Wind zu widmen.

Und nun wieder eine Auslandsreise. Schottland. Natürlich muss jetzt alles ganz schnell, schnell gehen. Immerhin ist das ein guter Anlass, endlich mal den Keller aufzuräumen und all die gehorteten Ersatzteile ihrer Bestimmung zukommen zu lassen (die manchmal der Mülleimer ist). Mit dem Scheinwerfer fangen wir an.

Den hatten wir ja schon mal gereinigt, damals, im Juni letzten Jahres, bei Michael in Lontzen. Geholfen hat es nicht allzu lange (okay: etwa 12.000 Kilometer). Die Reflektorhalterungen pulverisieren mit der Zeit durch Vibration und stauben so das Innenleben des Scheinwerfers ein. Meine waren – was man unten im Bild ganz gut sehen kann – sogar ganz gebrochen, der Reflektor schlackerte lose im Gehäuse vor sich hin.

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Nun hatte ich zwischenzeitlich das Glück, bei Ebay für kleines Geld (70 Euro) einen nagelneuen Ersatzscheinwerfer zu schießen (Neupreis über 300). Dann allerdings das Pech, dass der Verkäufer wohlmeinenderweise vor dem Verschicken das Innere noch einmal mit Nitroverdünnung ausspülte – was der transparente Kunststoff des Scheinwerferglases nicht so mochte. Dafür bekam ich das erblindete Auge dann ganz geschenkt. Was für nette Menschen es doch gibt.

Blieb das Problem, aus zwei defekten Scheinwerfern einen heilen zu machen: Das intakte Glas des alten Scheinwerfers mit der heilen hinteren Hälfte des neuen zu kombinieren. Die Gehäusehälften jeweils an den Nähten vorsichtig auseinanderzuhebeln kam nicht in Frage: Die Dichtmasse klebte bombenfest. Daran hatte sich sichtbar bereits ein Vorbesitzer versucht – und schlauerweise rechtzeitig aufgegeben, bevor noch etwas brach und splitterte.

Die kaugummiartige Dichtpampe mit einem Heißluftgebläse bis zur Schmelze zu traktieren traute ich mich nicht. Mir sind schon diverse Kunststoffteile zerschmolzen, zuletzt mal meine eigenen Schuhsohlen. Praktischerweise habe ich auch gar kein Heißluftgebläse. So blieb nur, beide Gehäuse einen Zentimeter von der Nahtstelle entfernt mit dem Dremel durchzuflexen – das Ergebnis seht Ihr im oberen Bild. Allerdings nicht das ganze Ergebnis. Die unzähligen Tropfen geschmolzenen Kunststoffs, die dabei erst durch meine Küche und später durch mein Badezimmer flogen, zeige ich euch nicht.

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Teil zwei der Sauerei bestand darin, die überstehenden Reste der zersägten Gehäusehälfte aus der Naht herauszupulen. Eine ebenfalls sehr prokelige Arbeit; die letzten Reste ließen sich erst mit Gewalt und einem Schraubenzieher aus der Form brechen.

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Dann allerdings ging’s leicht. Die Nahtstellen großzügig mit Pattex geflutet, beide Hälften fest zusammengepresst, noch eine Lage Kleber von außen drauf, trocknen lassen – hält! Vom Pattex verspreche ich mir eine gewisse Resistenz gegen Einzylindervibrationen, Wasserdichtigkeit und die Chance, den Kram später nochmal auseinanderzubekommen, wenn es denn mal wieder nötig sein sollte.

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Der Zusammenbau der Frontverkleidung ist die übliche nervtötende Fruckelei, weil man jedesmal irgendwelche Schrauben übersieht und die diversen Verkleidungsteile mehrmals an- und abbauen muss. Jedenfalls, wenn man einen gewissen Hang zur Schusseligkeit hat wie der Verfasser dieser Zeilen. Aber belohnt am Ende Suzis makelloses Lächeln nicht alle Strapazen?

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Die erste Fahrt führt uns geradewegs zu Louise, wo wir uns mit einem ersten Schwung an Kleinteilen für die kommende Fahrt eindecken. Als ich mit reicher Beute den Laden verlasse, ist die Sicht auf Marit durch ein Gebirge aus Stahl und Plastik verdeckt… eine BMW GS. Was für ein Trumm. Ist das noch ein Motorrad? Darf man das noch ohne 7,5-Tonnen-Eintrag im Führerschein fahren?

Nun ja. Einmal Nordkap und zurück ist damit sicher kein Problem. Aber so imposant so ein Monster auch sein mag (und klar, da schwingt auch ein bisschen Neid bei mir mit): Im Moment ist mir meine schlanke handliche Funduro lieber. Nach einem Umkipper aufheben möchte ich so eine GS nämlich nicht unbedingt. Suzi wiegt leer 162 Kilo, die BMW stolze 250.

Ruhm

Einen Moment lang dachte ich, das ist der Durchbruch, jetzt werde ich berühmt. Endlich bin ich entdeckt. Eine Dame namens Emma Williams vom Online-Reiseführer Schmap mailte mich über Flickr an, mein Foto des Guggenheim-Museums in Bilbao, ihr erinnert euch…

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…sei für würdig befunden worden, in ihren Stadtführer über Bilbao aufgenommen zu werden. Natürlich gibt es dafür kein Honorar, aber Ruhm ist ja auch was Feines, und der Weg zum Ruhm führt bekanntlich über CreativeCommons-Lizenzen.

Tja, der Bilbao-Guide ist mittlerweile online. Und wenn man dort auf „Top Attractions“ klickt, dann das Guggenheim aufruft, rechts oben die Bildergalerie startet und ganz, ganz oft klickt (geschätzte 70 Mal, links rum geht es schneller), kommt irgendwann auch das Bild von Marc Heckert.

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Ich glaube, es dauert noch ein bisschen, bis Stern und Spiegel anrufen und was von mir drucken wollen.

Baskenblog: Back to France

Immer noch 1. Oktober, später am Nachmittag. Von Canfranc aus führt die Straße weiter nach Norden.

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Es ist ein wirklich schöner Tag hier oben. Das Gebirge selber ist auch nicht allzu anstrengend – die Alpen sind doch eine Nummer größer. So ähnlich sieht es ja schon im Schwarzwald aus…

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…und dann bin ich schon wieder im Nachbarland. Willkommen in Frankreich. Das ging ja schnell.

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Oh je. Ein Blick hinunter ins Tal verheißt nichts Gutes: Eine dichte Wolkendecke hängt zwischen den Bergen.

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Aber die Gegend ist gar lieblich anzuschauen, also heißt es: jeden Meter genießen.

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Plötzlich überragt in einer engen Schlucht eine Festung die Straße: das Fort du Portalet, eine alte französische Grenzbefestigung. Die 1842 gebaute Burg dürfte neben dem Bahnhof von Canfranc die zweite größere Investitionsruine in dieser entlegenen Gegend sein. (Eine sehr schöne Bildergalerie gibt es bei „Forbidden Places„.)

Da sich die größeren Kriege der jüngsten Vergangenheit eher an Frankreichs Nordgrenze abspielten, dürfte die Inhaftierung politischer Gegner zur Zeit des Vichy-Regimes die einzige erfolgreiche bedeutende militärische Aufgabe der Anlage gewesen sein.

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Ein paar Kilometer weiter nördlich blockiert ein ganz anderes Hindernis die Straße. Im Hintergrund ist übrigens einer der unzähligen Tunnel auf der Bahnstrecke Canfranc-Pau zu sehen. Die alte Trasse verläuft meist parallel zur Straße, und man kann die vielen Viadukte, Brücken, Bahndämme und sonstigen Kunstbauten bewundern, mit denen die Konstrukteure vor fast einem Jahrhundert die Pyrenäen bezwungen haben. Auf dem südlichen Abschnitt sind die Gleise abgebaut und die Bahnhöfe leer, die Züge fahren nur noch bis Oloron-Sainte-Marie.

Dann reitet mich mal wieder der Teufel – beziehungsweise das Navi. Ich hatte mich entschlossen, unbedingt noch die berühmte Mittelalterstadt Carcassonne zu besuchen. Als das Navi dann eine ostwärts führende Seitenstraße als Route vorschlägt, verlasse ich die große N 134 lange vor Pau, und schlage mich rechts in die Berge. Wie üblich, bereue ich die Abkürzung sofort. Die Straße kringelt sich als schmaler einspuriger Teerweg durch menschenleere Seitentäler. Einzig die Namen von Radrennfahrern, die wohl anlässlich einer Tour de France auf den Asphalt gepinselt wurden, erinnern an die Anwesenheit von Menschen. Außerdem geht es wieder steil bergauf. Hoffentlich entschädigt wenigstens ein schönes Bergpanorama für das zeitraubende Serpentinengewurstel…

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Endlich oben! „Col de Marie Blanque“ heißt dieser Pass. Sagte ich Bergpanorama?

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Also wieder zu Tal. Nichts wie weg hier.

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Drob vom Berge komm ich her, ich kann euch sagen, es nebelt da schwer…

Wenn nur endlich eine Tankstelle auftauchen würde! Es wird langsam später Nachmittag, und in dieser einsamen Gegend machen bestimmt bald auch die letzten Läden zu.

Um die Chance auf Futter für Marit & mich (langsam kriege ich wirklich Hunger) zu erhöhen, lege ich die Reiseroute über die Pilgerstadt Lourdes. Die Entscheidung war zur Abwechslung mal richtig – bald erreiche ich ein Dorf mit (offener) Tankstelle. Mein rudimentäres Französisch reicht für eine Tankfüllung, eine Packung Kekse und ein undefinierbares Erfrischungsgetränk. Aaah – schon besser!

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Als ich Lourdes erreiche, wird es gerade dunkel. Die Zeit wird mal wieder knapp, also spare ich mir die berühmte Grotte für ein anderes Mal auf und beschränke mich auf einen Schnappschuss der Zitadelle aus größerer Entfernung.

Jetzt aber genug der Landstaße. Bis nach Carcassonne sind es noch 260 Kilometer, und man muss einen ärgerlichen Umweg über Toulouse fahren. Also schnell auf die Autobahn – zur Hölle mit der Maut.

Auch wenn wir in Südfrankreich sind: Anfang Oktober wird es hier nachts ganz schön kalt. Mit knapp über 130 Sachen knallen Marit und ich über A 64 und A 61 nach Osten. Ich krümme mich hinter das Windshield und wünsche mir wärmere Klamotten. Seit ich 2001 im Dunkeln auf der A1 mal fast einen abgerissenen Lkw-Frontspoiler überfahren hätte, fahre ich nachts nur sehr ungern Motorrad, Autobahn hin oder her. Hoffentlich lohnt Carcassonne die Mühe…

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Aber es lohnt sich! Und wie es sich lohnt!

Baskenblog: Canfranc, der Geisterbahnhof im Nirgendwo

Endlich geht’s weiter im Baskenblog. Seit mehr als zwei Monaten stottere ich hier mit den Beiträgen herum, das ist ja nicht mehr feierlich. Vielleicht muss ich davon abkommen, jeden einzelnen Kilometer der Reise fotografisch zu dokumentieren…

Aber zurück in ein abgelegenes Tal in den spanischen Pyrenäen in der Nähe des winzigen Örtchens Canfranc nahe der Grenze zu Frankreich. Es ist immer noch der Nachmittag des 1. Oktober 2008.

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Vor dem Eingangsportal des einstigen Prachtbahnhofs Canfranc parke ich Marit. Canfranc, das sollte ein riesigier Umsteigebahnhof für die Expressverbindung Madrid-Paris werden. Direkt hinter der französisch-spanischen Grenze sollten die Reisenden aus den normalspurigen französischen Waggons in die breitspurigen spanischen Züge umsteigen.

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Nach fast siebzigjähriger (!) Vorbereitung wurde die Bahnstrecke nach dem ersten Weltkrieg fertiggestellt. Von 1921 bis 25 entstand vier Kilometer nördlich des Dörfchens Canfranc ein luxuriöses, rund 250 Meter langes Bahnhofsgebäude, komplett eingerichtet mit Fahrkartenschaltern, Wartehallen, Zollbüros, Hotel und Restaurant, bis hin zur Krankenstation mit Gynäkologenstuhl. Zuvor war der 7,8 Kilometer lange Somport-Tunnel durch die Zentralpyrenäen fertig geworden. Mit den Geröllmengen, die bei seinem Bau anfielen, wurde das Plateau für den Bau des Bahnhofsaufgeschüttet.

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Endlich existierte eine komfortable Landverbindung mitten durch das trennende Gebirge zwischen beiden Staaten. „Es gibt keine Pyrenäen mehr“, jubelte der spanische König Alfonso XIII bei der Eröffnung 1928.

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Doch der Betrieb auf dem Riesenkomplex mit seinen 27 Gleisen kam nie wirklich in Gang. Das Umsteigen der Passagiere und Umladen des Gepäcks kosteten viel zu viel Zeit und Arbeit. Und das Verkehrsaufkommen hatten die Planer wohl gewaltig überschätzt.

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Die Weltwirtschaftskrise 1929 ließ den Verkehr weiter erlahmen. Acht Jahre nach der Eröffnung, von 1936 bis 39, wurde der Tunnel für die Dauer des Spanischen Bürgerkrieges geschlossen. Von 1940 bis 45 behinderte die deutsche Besetzung Frankreichs während des Zweiten Weltkriegs den freien Verkehrsfluss, danach die jahrzehntelange internationale Isolation Spaniens während der Franco-Diktatur.

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Der Bahnhof, in seiner Größe etwa dem einer 100.000-Einwohner-Stadt entsprechend, verfiel erst in einen Dornröschenschlaf – und nach und nach denn auch wirklich.

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Einzig Fotografen und Eisenbahnfans schätzten die bizarre Schönheit dieses versunkenen Palastes.

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Ein verfallener Toilettenraum in einem Nebengebäude. Durch das eingestürzte Dach scheint das Sonnenlicht.

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Hinter dem Hauptgebäude liegen mehrere Wagenhallen, zwischen denen eine Reihe alter Reise- und Güterwagen aus den vergangenen Jahrzehnten vor sich hin rottet. Was für eine Stimmung mag hier an einem nebligen Novembernachmittag herrschen?

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Völlig zerfallen ist der Aufbau dieses zweiachsigen Fahrzeugs, auf dem noch Reste eines Schriftzuges stolz verkünden, dass es einmal ein dieselelektrischer Triebwagen war.

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Wohl noch aus den Zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammen diese Personenzugwagen.

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„Transformacion“ – Umwandlung…

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Im harten Licht der Gebirgssonne wirkt der abgeblätterte Lack des Oldtimerwagens wie ein Stilleben.

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Seinem stählernen Cousin geht es nicht besser. Im Wechsel von heißer spanischer Sonne und eisigen Bergwintern ist die Lackierung dieses vergleichsweise modernen Gerätewagens großflächig abgpeplatzt.

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Grafitti verzieren die rostigen Wände. Esperanza heißt Hoffnung. Für wen? Für was?

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Aber was für Farben! Über dem Rostrot dieses leuchtende Blau!

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Das ausgewaidete Innere eines Waggons.

In der Sonne ist es heiß, ich schwitze in meinen Motorradklamotten. Zurück zu Marit, die im Schatten vor dem Bahnhof auf mich wartet.

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Die französische Seite des Gebäudes. Nach Jahrzehnten der Vernachlässigung begann 2007 die Wiederauferstehung. Der Riesenbau wird in ein Hotel umgewandelt. Eifriges Hämmern und Bohren dringt unter dem Gerüst hervor, meine Bitte, ein Foto von innen machen zu dürfen, wird von einem Bauarbeiter abgelehnt.

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Heute fahren nur noch auf der spanischen Seite Nahverkehrzüge nach Saragossa. Die französische Hälfte der Strecke liegt brach, seit 1970 eine Brücke einstürzte. Gerüchten zufolge hat die französische Eisenbahn SNCF unmittelbar vor dem Einsturz ihre letzte Lokomotive aus Canfranc abgezogen. Hatten die Franzosen der ungeliebten und teuren Nebenstrecke so den Stecker gezogen?

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Das Gleis in Richtung Frankreich ist längst abgebaut. Abgerissene Oberleitungsseile baumeln trostlos von den Masten. Mit dem Motorrad fahre ich über den Schotter des alten Gleisbetts.

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Der Eingang zum Somport-Tunnel auf der Nordseite des Bahnhofsgeländes. In ihm ist heute ein Forschungslabor für Teilchenphysik untergebracht.

Im Zweiten Weltkrieg wurde hier geschmuggelt: Die Deutschen ließen sich über diese Strecke Wolframerz liefern. Dafür bezahlten sie die Spanier mit Gold, das den in die Konzentrationslager verschleppten Juden abgenommen worden war. Immerhin nutzten wohl auch Verfolgte des Naziregimes, darunter Marc Chagall und Max Ernst, diese Strecke für ihre Flucht.

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Was für ein bizarrer Ort. Immerhin ist jetzt nach Jahrzehnten des Verfalls wieder etwas in Bewegung gekommen.

Ein letzter Blick zurück, bevor ich mich wieder auf die Aufstieg mache. Hinten rechts der eingerüstete Bahnhof. Wenn ich je wieder herkomme: Wie wird es dann aussehen? Ob es hier wirklich einmal ein Luxus-Skiresort gibt? Und wird der Zugverkehr auf der französischen Seite je wieder aufgenommen?

[Wer sich für die Geschichte des Canfranc-Bahnhofs näher interessiert, wird auf der Seite www.canfranc.de der deutschen Fotografen Matthias Maas und Stefan Gregor mehr Informationen finden.]

Baskenblog: Navarra, Vitoria, Pamplona

Mittwoch, 1. Oktober 2008. Es ist etwas bewölkt, als ich am Morgen aus Vitoria aufbreche. In Pamplona habe ich ohnehin keinen CouchSurfer gefunden, also entscheide ich mich, die Stadt im wahrsten Sinne des Wortes links liegen zu lassen.

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Ich will zurück nach Osten, ins Navarra, und von dort aus von Süden über die Pyrenäen. Dort wartet in einem Seitental der riesige Geisterbahnhof Canfranc, von dem Eberhard mir im W123-Forum erzählt hat.

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Kleiner Zwischenstopp an einer ziemlich trostlosen Tankstelle an der Landstraße. Die Grafitti an der Betonbrücke sprechen für sich – und sie sprechen Baskisch. „Independentzia“ erklärt sich von selbst, „Euskal Herria“ ist das Baskenland und Kalera heißt Stadt – vorausgesetzt, ich habe „kale“ richtig dekliniert (was nicht leicht ist bei 17 möglichen Kasus: Absolutiv, Ergativ, Dativ, Genitiv, Separativ [sic!], Benefaktiv, Komitativ, Motivativ, Inessiv, Ablativ, Allativ, Destinativ, Direktiv, Approximativ, Instrumental, Partitiv und Prolativ. Kalera wäre Allativ Singular. Eins ist mal sicher, Baskisch lerne ich in diesem Leben nicht.)

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Kurz vor Pamplona bietet sich dieser Anblick. Eine Puppe am Galgen, Plakate, ein Zelt, Stühle – dieser Betrieb wird offenbar bestreikt.

Zuerst versuche ich, direkt durch Pamplona durchzufahren, gebe aber nach der geschätzt 23. Ampel entnervt auf und biege ab auf die Stadtumgehung. Sie ermöglicht mir immerhin einen kurzen Blick auf die Neuwagenflotte vor dem Volkswagenwerk. In Pamplona werden im Jahr 240.000 Polos hergestellt.

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Das Land ist hier, abseits der Küste, schon weit weniger grün und bewaldet als noch zwischen San Sebastián und Bilbao. Trockenes Gras dominiert.

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Immer wieder stehen am Straßenrand die „Camino de Santiago“-Schilder, zu deutsch: Jakobsweg. Der Camino stellt sich mit zahlreichen Camions (Lastwagen) hier allerdings eher als vielbefahrene Landstraße dar. Will man hier pilgern?

Zum Glück befreit mich wieder mal das Navi aus dieser Situation. Ich verpasse eine Abfahrt der Autobahn, bin plötzlich auf dem Weg nach Süden Richtung Saragossa und muss wieder ein Stück über kleine Seitenstraßen fahren, um auf die ostwärts führende N 240 zurückzukommen.

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In Tiebas bildet die Ruine der Burg ein weithin sichtbares Landschaftsmerkmal.

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Die Aussicht ist oft grandios. Weit hinten, im Norden, sind schon die ersten Ausläufer der Pyrenäen zu erkennen.

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Hinter Yesa wird der Rio Aragón zum Embalse de Yesa aufgestaut. Ein Schwarm Zugvögel fliegt gerade über dem See – schnell angehalten und die Kamera rausgerissen! (An dieser Stelle nochmal der Hinweis, dass sich alle Bilder hier auch groß klicken lassen.)

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Das Ufergestein des Sees ist bizarr geformt. Das müssen die Bárdenas Reales sein, von denen ich im Reiseführer gelesen habe.

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Die Gegend ist einsam.

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Verdammt einsam. Selbst ein Dorf, das nördlich der Landstraße liegt, stellt sich bei näherem Hingucken als verlassene Ruine heraus. Es ist wohl noch nicht allzu lange her, dass die letzten Bewohner aufgegeben haben.

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Die Straße führt nach Norden, hoch ins Gebirge.

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Dann bin ich endlich in Canfranc. Ein abgelegenes Tal, ein paar Häuser, eine Kirchenruine. Und wo ist nun der berühmte Riesenbahnhof?

Baskenblog: Vitoria, nachts

Für die Fahrt nach Vitoria nehme ich natürlich nicht die gebührenpflichtige Autobahn A 804, sondern die kleine Landstraße, die sich neben, über und unter ihr langschlängelt. Hier kann man wenigstens mal ein Foto machen. Wieder bin ich überrascht, wie grün und waldig das Baskenland ist.

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Am frühen Abend erreiche ich die baskische Hautstadt, die offiziell Vitoria-Gasteiz (Gasteiz ist der baskische Name) heißt. Mit der 227.000-Einwohner-Stadt verbinde ich so gut wie nichts, so dass ich etwas überrascht bin, als ich durch Straßenschluchten mit siebenstöckigen, ziemlich mondänen Wohn- und Geschäftshäusern fahre. Die Jugendherberge liegt in einer Straße namens Escultor Isaac Diez, die mein Navi einfach nicht finden will. Immer und immer wieder kurve ich durch das in Frage kommende Viertel, finde das Straßenschild nicht, rufe in der Herberge an – doch die junge Dame an der Rezeption spricht kaum Englisch. Schließlich löst sich das Rätsel. Die Escultor Isaac Diez ist ein winziger Sackgassenstummel, kaum mehr als ein Wendehammer, an dessen Ende hinter einer Mauer das etwas zurückhaltend beschilderte Gebäude liegt.

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Genau, das ist das Jugendherbergs-Schild.

Aber das Zweibettzimmer (ich hab’s alleine) ist konkurrenzlos günstig und hat sogar ein komplettes Bad. Und das für 18 Euro oder so.

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Abends tigere ich noch ein wenig durch die Stadt. Hier der Plaza de la Virgen Blanca mit dem Denkmal für die Schlacht von Vitoria, in der 1813 Wellington die Truppen Napoleons besiegte. Im Hintergrund die Iglesia de San Miguel Arcángel, zu deutsch Kirche des Hl. Erzengels Michael.

Eine Kneipe und ein Internetcafé gegenüber machen mich zu einem glücklichen Menschen. Erst gönne ich mir ein fürstliches Geburtstagsmahl mit leckeren Pintxos und frischem kühlen Bier…

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…dann setze ich mich an den Rechner und blogge die nächsten Kapitel meiner Reise.

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Als man mich gegen 22 Uhr vor die Tür kehrt, ist es schon dunkel. Jetzt überrascht mich die Stadt mit diversen Lichteffekten wie den kleinen Springbrunnen auf dem Plaza de la Virgen Blanca, die ihren Farben wechseln…

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…und den futuristischen Straßenlampen dahinter.

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Auf dem Rathausplatz (?) überrascht mich dagegen wieder das „Eta-nein-danke“-Transparent. Ob es hier Demonstrationen gegeben hat? Vielleicht in Zusammenhang mit dem Bombenanschlag vor ein paar Tagen?

Baskenblog: Bilbao, Museo Guggenheim

Dienstag, 30. September. Mein Geburtstag. Für heute habe ich mir etwas Besonderes vorgenommen: einen Besuch im Guggenheim-Museum.

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Das 1997 vom amerikanischen Stararchitekten Frank Gehry gebaute Museum ist das Highlight der Stadt.

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Wie eine Mischung aus Ozeandampfer und Zeppelin liegt es am Ufer des Nevión.

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Die große Straßenbrücke über den Fluss in das Gebäude zu integrieren, war für Gehry eine echte Herausforderung.

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Die Rückseite. Neben Titan bestehen die Wände aus Kalksandstein.

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Dieser blühende Blumenwelpe auf dem Platz vor dem Eingang heißt Puppy (ja, das ist das englische Wort für „Welpe“) und ist in seiner bunten Harmlosigkeit ein typisches Werk des amerikanischen Kitschkünstlers Jeff Koons. Eigentlich war er nur für die Eröffnungsausstellung gedacht, doch weil ihn die Bewohner der Stadt sofort ins Herz geschlossen hatten, steht er heute noch da. Was viel über die Anfälligkeit des modernen Menschen für Kitschkunst aussagt. Aber ist er nicht soooo süß, wie er so sitzt und guckt?

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Schon etwas schwerer zu verstehen sind die Skulpturen von Juan Muñoz auf der Eingangstreppe heißen „Thirteen Laughing at Each Other“.

Im Museum selber gibt’s dann leider eine kleine Enttäuschung, weil man im Gebäude nicht fotografieren darf. Meine Canon wird eigens in eine Plastiktüte eingesiegelt. Was das Innenleben und die Dauerausstellung angeht, kann ich darum nur auf die Wikipedia-Bildergalerie und Seiten wie Fernweh.de verweisen, wo mehr zu lesen und zu sehen steht. Etwa über die begehbaren rostigen Stahlellipsen von Richard Serra. Mit Muñoz dagegen, dessen Lebenswerk gerade im ersten Stock gewürdigt wird, kann ich dagegen nicht soviel anfangen. Ein leerer Raum mit schmiedeeisernen Balkonen an den Wänden – äh…?

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Geht man durch das zentrale Atrium des Museums, das ähnlich wie ein Herz gestaltet ist, gelangt man auf die hintere Besucherplattform. Hier ist Fotografieren wieder erlaubt. Gut, dass die Plastiktüte Grifföffnungen hat, durch die eine Powershot A 2000 IS gerade durchpasst. Die spinnen, die Spanier.

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Moderne Kunst: die tägliche Nebelinstallation von Fujiko Nakaya.

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„Maman“ von Louise Bourgois, eine fast zehn Meter hohe Bronzefigur in Spinnenform. Erstaunlicherweise wollte die Künstlerin ihrer Mutter mit diesem Werk ein liebevolles Denkmal setzen: Die Spinne ist für sie Symbol für das weise, hegende und webende Wesen der Mutter. Man darf halt nicht immer gleich an Tarantula denken.

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Mutter Natur hat’s lieber eine Nummer kleiner. Freifliegende Installation aus Chitin an der Außenwand. Deren Platten aus gewalztem Titan übrigens nur hauchdünn sind.

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Es ist quietschbunt, es ist irgendwie appetitlich… es ist natürlich ebenfalls von Jeff Koons.

Für das Museum sollte man sich ein paar Stunden Zeit nehmen – und einen Audioguide. Der ist nämlich sehr hilfreich beim Verständnis der Werke. Moderne Kunst, sage ich nur.

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Soviel Kreativität weckt den Wunsch des Betrachters, selbst zu schaffen, zu bauen und zum Leben zu erwecken. Hier seht Ihr die Installation „Freier Wind“ von Marc Heckert, September 2008, Material: Suzuki vor Titan.

Es ist Nachmittag und damit Zeit, Bilbao den Rücken zu kehren. Aber wohin? Weiter nach Westen, die Küste runter in Richtung Galizien? Vielleicht sogar nach Santiago de Compostela? Aber irgendwie habe ich keine Lust mehr, mich noch weiter von zu Hause zu entfernen. Schließlich muss ich die ganze Strecke auch wieder zurück. Also entscheide ich mich, wieder zurück nach Osten zu fahren, dafür aber weiter ins Landesinnere. In Vitoria, der Hauptstadt der autonomen Region Baskenland, gibt es eine Jugendherberge. Und sie hat ein Zimmer für mich.