Eigentlich, also eigentlich wollte ich ja nur ganz schnell mal eben in Bielefeld-Windelsbleiche vorbeischauen, weil ich noch eine aktuelle ICAO-Karte für’s Motorseglerfliegen in Porta brauchte. Mal abgesehen davon, dass EDLI der einzige mir bekante Ort in Ostwestfalen-Lippe ist, wo man auch am Sonntag noch Flugplanungsmaterial kaufen kann, lohnt sich ein Besuch dort natürlich immer. Und das nicht nur für fliegendes Personal.
Unglaublich: Das barocke Mercedes-Flossencoupé ist ein Jahrzehnt jünger als die Cessna im Hintergrund…
…die auch der Schreiber dieser Zeilen schon einmal die Ehre hatte, ein Stück durch die Luft zu pilotieren.
In puncto Glanz wetteifern der Chrom des Autos und das polierte Aluminium des Fliegers miteinander. Ist das nicht ein prächtiger Anblick?
Das Venturirohr. Solide Fünfziger-Jahre-Technik. Warum Elektronik, wenn’s auch pneumatisch geht?
Es ist ein wunderschöner Samstagnachmittag, in Windelsbleiche herrscht Hochbetrieb. Alles gibt sich die Ehre, vom Ultraleicht…
…bis zur Socata Trinidad.
Deren Cockpit sich etwas von dem des Falken unterscheidet, mit dem ich selbst anschließend noch eine Runde drehen möchte.
Tatsächlich ist an diesem Tag die ganze Bandbreite an Einmots am Platz vertreten. Von der Piper Cup über die Beech Bonanza bis zur Mooney, dazu allerlei kleine Krauter, etwa Motorsegler wie diese Fournier…
…deren optischer Zustand den Spruch auf der Motorhaube zu bestätigen scheint.
Wie ich gerade mit Carsten plaudere, kündigt sich in seiner Luftaufsichts-Funke die Delta Hotel Sierra Papa Sierra zur Landung an. Mit verdächtig heller Stimme. „Ist das etwa Sabine?“ frage ich Carsten. „Ach ja, ihr kennt euch ja“, erinnert er sich. In der Tat. Sabine „Turbine“ Nendza ist nicht nur die einzige weibliche Helikopterpilotin, die ich kenne, sondern auch einer der zielstrebigsten Menschen überhaupt. Ihren Traum von der Berufspilotenlizenz verfolgt sie seit Jahren mit unglaublicher Energie. Nach einem ausgeklügelten System fährt sie ständig quer durch die Republik, um irgendwo einen Heli von Dingsdorf nach Bumsstadt Transfer fliegen zu können. Irgendwie muss man ja auf seine Stunden kommen, auch wenn sie das vier- bis fünffache von dem kosten, was für einen Flächenflieger an Chartergebühren verlangt wird.
Papa Sierra kommt von Westen her in Sicht…
…und lässt sich auf dem Vorfeld nieder.
Sabine ist natürlich überrascht, mich zu treffen. Hätte ich nicht zufällig ihre Stimme erkannt, säße ich ja jetzt auch schon wieder im Auto in Richtung Porta Westfalica.
Sie macht gerade eine Serie halbstündiger Rundflüge mit einer Gruppe von Freunden und Firmenkollegen. „Willst du auch mal ne Runde mitd drehen?“ fragt sie mich – na und ob!
Schnell noch ein kleines Erinnerungsbild für später…
…und dann geht’s ab in die Luft.
Die A 2 Dortmund-Hannover, Auffahrt Bielefeld-Sennestadt. Hier werde ich selber später nach links aus dem Bild verschwinden.
Ein Stück weiter nördlich führt die Autobahn über den Teutoburger Wald. Dieser Pass ist bei Piloten, die sich unter einer tiefhängenden Wolkendecke über den Bergrücken mogeln wollen, gefürchtet, weil die Straße ganz oben einen scharfen Knick macht. Schon mehrmals sind an dieser Stelle Maschinen zerschellt.
Seitlich an der Tür herunterfotografiert. Da man zu allen Seiten völlig freie Sicht hat, ist im Heli zu sitzen ein komplett anderes Gefühl als „Fläche“ zu fliegen.
Auch ein Heliport – auf dem Gelände einer Britenkaserne in Stieghorst.
Und das ist Stieghorst, wo ich vier Jahre lang gewohnt habe.
Die Detmolder Straße, an der meine erste Bielefelder Wohnung steht.
Im Cockpit ist die Stimmung derweil glänzend.
Einziger Wermutstropfen: Das Doppelsteuer ist nicht an Bord. Ich hätte ja soooo gerne nochmal „Hand aufgelegt“ und gespürt, wie sich Helifliegen anfühlt.
Der eingemeindete Stadtteil Brackwede südlich des „Teuto“…
…wo auch der Bielefelder Ikea-Markt steht.
Dann ist die erweiterte Platzrunde schon zu Ende, wir gehen ins Endteil.
Nach der Landung. Die nächsten Paxe warten bereits. Drehflügler sind schon ein extrem teures Hobby. 13 Minuten à 7 Euro – für das gleich Geld werde ich später am Tag mit dem Motorsegler nochmal von Porta bis Bielefeld und zurück fliegen. Allerdings mit weniger guter Sicht nach vorne.
Trotzdem: Sollte ich mal im Lotto gewinnen… ein PPL-H stünde auf der To-Do-Liste.