Brügge. Domburg. Hamburg.
Hafengeburtstag I: Das große Auslaufen
(Alle Fotos: Sony A7II mit Minolta MD 4/70-210)
Nordlichterbesuch III: An die Arbeit
Was mich an dieser Stadt wirklich schlaucht, sind die Entfernungen. Vielmehr: Die Zeit, die man braucht, um Entfernungen zurückzulegen. Aus meinem lässig zu Bjørn dahingesagten „dann bin ich in ner Viertelstunde bei dir in Norderstedt“ wird im Feierabendverkehr eine gute Stunde.
Blick im Stau aus dem Seitenfenster. Ist das der Galgenhumor der Hamburger an sich? Oder nur der von Pandafahrern?
Im Real-Markt von St. Pauli gibt es kein Pöl mehr. Dafür entschädigt die düstere alte Halle des Parkdecks mit morbidem Industriekulturcharme.
Björn und sein Schrauberkollege Thomas nehmen sich der Inkontinenz an der Front des Motorblocks an. Um den Kühlwasserschlauch vor dem sprühenden Ölnebel zu schützen, habe ich ihn mit Panzerband abgeklebt.
Hauptverdächtiger ist die Unterdruckpumpe. Der über 27 Euro teure Reparatursatz von MB enthält eine Gummischeibe, drei Schräubchen und eine Mini-Tube Locktite. Der Dichtring zum Motorblock ist in diesem Spottpreis natürlich ebensowenig inbegriffen wie für die Dichtung für den Pumpendeckel, der hier im Bild offen ist.
Das Set kommt dann aber doch nicht zum Einsatz, weil’s aus der Membran definitiv nicht heraussifft. Thomas erneuert die Dichtung zum Motorblock (hatte ich gottseidank schon ein paar Tage vorher gekauft) und versieht den Deckel mit Dichtmasse.
Aber wo der Wagen schon mal auf der Bühne ist, kann man ja auch mal einen Blick drunter werfen…
…auch, wenn man davon nicht unbedingt glücklicher wird. Rost am Längsträger…
…Rost am Querträger…
…und Rost an der Radlaufkante. Womit der Wagen die Winterpause verbringt, ist damit klar.
Bjørn pinselt großzügig Fertan auf die Wunden. Das ändert zwar nichts am Problem, aber wenigstens riecht’s gut.
Die Radlager hinten haben auch Spiel und müssen neu. Das alte Lied: ein Problem beseitigt, fünf neue entdeckt.
Nordlichterbesuch II: ’n büschen umtun
Wenn man schon mal an der Waterkant ist, kann man sich auch mal ’n büschen umtun, wie man so sagt.
Gepflegt ’n Käffchen unter den Palmen an der Binnenalster schlürfen…
…sich als Tourist outen und englische Youngtimer* auf dem Jungernstieg fotografieren (ich bin sicher, Ortsansässige versinken bei derlei provinziellem Tun regelmäßig vor Scham im Boden)…
*Man beachte, dass dieses Gefährt – dessen Nummernschild ich wie üblich unkenntlich gemacht habe – mit Saisonkennzeichen bewegt wird!
…am Rathaus verstehen, warum Hamburg das Venedig des Nordens genannt wird…
…und an dessen Turm…
…feststellen, dass man sich hier auch gerne mit Aachener Federn schmückt. Nanana. Karl der Große gehört aber woanders hin.
Trotzdem: Schön hier. Sogar das Wetter.
Doch alles hat mal ein Ende. Es gilt, frisches Pöl zu organisieren und wieder dem ewigen Ruf der Straße zu folgen. Natürlich nach Norden. Kiel lockt. Das legendäre Nordlichtergrillen am Mittwochabend. Der Höhepunkt der Reise.
Die Junx vonner Küste sind schon hart. Die treffen sich nicht in einer Halle, Kneipe oder sonstigen Lokalität. Bei denen ist die Hauptsache, dass der Boden befestigt ist. Gegen die ortstypische steife Brise schützt etwas Bewuchs, der auch Essensreste dankbar aufnimmt. Das langt schon. Sind halt immer noch halbe Wikinger.
Nach etwas sanftem Druck *ahem* wird am Ende doch noch an einer Shell-Tanke ein Grill samt Kohle und Anzünder gekauft. So können die mitgebrachten Tierleichen schließlich ihrer natürlichen Verwendung zugeführt werden. Ein schöner Tag endet, ganz wie’s sich gehört, am Lagerfeuer.
Nordlichterbesuch I: Nach oben. Und dann immer geradeaus.
Hinter Osnabrück fängt allmählich der Norden an. Die Heimat. Das Land mit dem weiten Himmel und den geraden Horizonten. Wo bei Sturm die Möwen zu Fuß gehen und die Lastwagen Werbesprüche tragen, die in ihrer Klarheit nicht mehr zu verbessern sind.
Dat is’n annern Snack as neulich in Aachen der Zentis-Lkw mit dem unsäglichen Ausspruch „Viel Frucht. Feel good“.
Hamburch wiederum, die spröde Hanseatin, weiß durch coole Locations zu bezirzen.
Ungefähr so sieht die Brücke aus, auf der Roman das Coupé mit é am Dienstagabend fast noch abgelichtet hätte, aber eben nur fast. Leider war ich eine Stunde zu spät vor Ort. Leider war es schon zu dunkel, als wir endlich durch die ganze verdammte Riesenstadt gecruised waren. Leider fing es an zu regnen.
Also am nächsten Morgen selber ein paar Bilders gemacht. Die entsprechende Location ist im Navi gespeichert unter „Deutschland / Hamburg / Am Fährkanal“.
Es herrscht sozusagen sternenklare Sicht. Das da im Hintergrund sind die Landungsbrücken von St. Pauli…
…hier haben wir die „Bugsier 17“ vor der „Rickmer Rickmers“…
…und wer beim Anblick dieses verwehten Kronenkorkens nicht melancholisch wird, hat den Norden nicht verstanden.
Zurück zum Auto, oben, an Düne 17. Es gibt noch viel zu tun. Viel zu entdecken, viel zu schrauben, alte und neue Freunde zu treffen, Bier zu trinken und vor allem, viele Kilometer abszuspulen.