Will einer eine Reise tun, so hat er viel zu putzen. Ich trau mich kaum, es zuzugeben, aber nach der Rückkehr aus San Sebastián im Oktober 2008 bin ich fast ein Dreivierteljahr lang so gut wie nicht gefahren. Nicht mal richtig saubergemacht habe ich die arme Marit, monatelang trug sie Spanische Fliege. Winterpause, schlechtes Wetter, zum Jahreswechsel der Umzug, danach vier Wochen Schuften fürs Segelfluglager in Frankreich, dann drei Wochen in selbigem, direkt danach der Start unserer Community 5ZWO… immer war irgendwas zu tun. Keine Muße, um sich dem Reiten im Wind zu widmen.
Und nun wieder eine Auslandsreise. Schottland. Natürlich muss jetzt alles ganz schnell, schnell gehen. Immerhin ist das ein guter Anlass, endlich mal den Keller aufzuräumen und all die gehorteten Ersatzteile ihrer Bestimmung zukommen zu lassen (die manchmal der Mülleimer ist). Mit dem Scheinwerfer fangen wir an.
Den hatten wir ja schon mal gereinigt, damals, im Juni letzten Jahres, bei Michael in Lontzen. Geholfen hat es nicht allzu lange (okay: etwa 12.000 Kilometer). Die Reflektorhalterungen pulverisieren mit der Zeit durch Vibration und stauben so das Innenleben des Scheinwerfers ein. Meine waren – was man unten im Bild ganz gut sehen kann – sogar ganz gebrochen, der Reflektor schlackerte lose im Gehäuse vor sich hin.
Nun hatte ich zwischenzeitlich das Glück, bei Ebay für kleines Geld (70 Euro) einen nagelneuen Ersatzscheinwerfer zu schießen (Neupreis über 300). Dann allerdings das Pech, dass der Verkäufer wohlmeinenderweise vor dem Verschicken das Innere noch einmal mit Nitroverdünnung ausspülte – was der transparente Kunststoff des Scheinwerferglases nicht so mochte. Dafür bekam ich das erblindete Auge dann ganz geschenkt. Was für nette Menschen es doch gibt.
Blieb das Problem, aus zwei defekten Scheinwerfern einen heilen zu machen: Das intakte Glas des alten Scheinwerfers mit der heilen hinteren Hälfte des neuen zu kombinieren. Die Gehäusehälften jeweils an den Nähten vorsichtig auseinanderzuhebeln kam nicht in Frage: Die Dichtmasse klebte bombenfest. Daran hatte sich sichtbar bereits ein Vorbesitzer versucht – und schlauerweise rechtzeitig aufgegeben, bevor noch etwas brach und splitterte.
Die kaugummiartige Dichtpampe mit einem Heißluftgebläse bis zur Schmelze zu traktieren traute ich mich nicht. Mir sind schon diverse Kunststoffteile zerschmolzen, zuletzt mal meine eigenen Schuhsohlen. Praktischerweise habe ich auch gar kein Heißluftgebläse. So blieb nur, beide Gehäuse einen Zentimeter von der Nahtstelle entfernt mit dem Dremel durchzuflexen – das Ergebnis seht Ihr im oberen Bild. Allerdings nicht das ganze Ergebnis. Die unzähligen Tropfen geschmolzenen Kunststoffs, die dabei erst durch meine Küche und später durch mein Badezimmer flogen, zeige ich euch nicht.
Teil zwei der Sauerei bestand darin, die überstehenden Reste der zersägten Gehäusehälfte aus der Naht herauszupulen. Eine ebenfalls sehr prokelige Arbeit; die letzten Reste ließen sich erst mit Gewalt und einem Schraubenzieher aus der Form brechen.
Dann allerdings ging’s leicht. Die Nahtstellen großzügig mit Pattex geflutet, beide Hälften fest zusammengepresst, noch eine Lage Kleber von außen drauf, trocknen lassen – hält! Vom Pattex verspreche ich mir eine gewisse Resistenz gegen Einzylindervibrationen, Wasserdichtigkeit und die Chance, den Kram später nochmal auseinanderzubekommen, wenn es denn mal wieder nötig sein sollte.
Der Zusammenbau der Frontverkleidung ist die übliche nervtötende Fruckelei, weil man jedesmal irgendwelche Schrauben übersieht und die diversen Verkleidungsteile mehrmals an- und abbauen muss. Jedenfalls, wenn man einen gewissen Hang zur Schusseligkeit hat wie der Verfasser dieser Zeilen. Aber belohnt am Ende Suzis makelloses Lächeln nicht alle Strapazen?
Die erste Fahrt führt uns geradewegs zu Louise, wo wir uns mit einem ersten Schwung an Kleinteilen für die kommende Fahrt eindecken. Als ich mit reicher Beute den Laden verlasse, ist die Sicht auf Marit durch ein Gebirge aus Stahl und Plastik verdeckt… eine BMW GS. Was für ein Trumm. Ist das noch ein Motorrad? Darf man das noch ohne 7,5-Tonnen-Eintrag im Führerschein fahren?
Nun ja. Einmal Nordkap und zurück ist damit sicher kein Problem. Aber so imposant so ein Monster auch sein mag (und klar, da schwingt auch ein bisschen Neid bei mir mit): Im Moment ist mir meine schlanke handliche Funduro lieber. Nach einem Umkipper aufheben möchte ich so eine GS nämlich nicht unbedingt. Suzi wiegt leer 162 Kilo, die BMW stolze 250.