Es ist ja nicht so, dass ich noch nie in Düsseldorf gewesen wäre. Oder dort noch keine angenehmen Zeiten verbracht hätte. Im Gegenteil. Der Blick vom Fernsehturm ist toll. Und das Meilenwerk die Classic Remise, dieses Oldtimerverkaufsmuseumsding im alten Ringlokschuppen erstmal. Die Rheinuferpromenade ist so dermaßen viel schöner als das, was Köln mit seinem Stück Rhein veranstaltet bzw. dranbetoniert hat. Und an das rotierende Quallenaquarium im Aquazoo erinnere ich mich auch noch mit Faszination.
Und doch. Denk ich an Düsseldorf, entsteht da nicht sofort ein zusammenhängendes Stadtbild vor dem geistigen Auge, verbunden mit dem Wunsch: Ach ja, da und da möchtest du gerne mal wieder langbummeln. Dafür haben die Stadtplaner allerorts zu viel leeren Raum zwischen den Hausreihen der Prachtboulevards gelassen, der offensichtlich mit Imposanz gefüllt werden sollte – der in mir aber leider nur das Gefühl von Kälte und Abweisung erzeugt. Die allzu breite und allzu teure Kö zum Beispiel ist für mich das Gegenstück zur wuseligen Kölner Schildergasse. Köln hat das Herz, Düsseldorf das Geld. Oder?
Eigentlich ist das schade, denn liebe Menschen haben sich schon viel Mühe gegeben, mir die Vorzüge der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt nahezubringen. Und punktuell – Altstadt, Meilenwerk, Kunstakademie, nicht zu vergessen die großartige japanische Nudelsuppenkultur – ist das ja auch durchaus gelungen.
Und dann stehe ich an diesem lauen Juliabend mit einigen anderen Freizeitfotografen am Medienhafen. Medienhafen, alleine das Wort schon. Wir können auch Silicon Valley, wir machen jetzt was mit Medien! Schaut mal da, ein Reklameschild vom Focus!
Und doch: Hier, zwischen den modernisierten alten Lagerhallen und den hypermodernen Bauten von Stararchitekten wie Frank O. Gehry, gefällt es mir auf Anhieb.
Es kann am warmen Licht der Abendsonne liegen oder an den gut gelaunten Menschen, die unter den alten Verladekränen hindurch und über die Fußgängerstege flanieren. Die in den Biergärten der Bistros zwischen UCI-Kino und dem Alten Zollhof sitzen. Oder die Mole entlangjoggen. Und über all dem ragt der Fernsehturm in den blauen Abendhimmel.
Es ist ein Ort, der – und das ist leider eher selten in deutschen Städten – etwas Größe atmet, etwas freien Geist und Fantasie in der Gestaltung. Wo keine einheitlichen Dachhöhen für die übliche Immergleichheit sorgen, wo sogar hier und da ein paar geschwungene Linien aus dem gesetzlichen deutschen Rechtwinkel ausbrechen, der so allgegenwärtig das Bild unserer Städte bestimmt (wer das nicht glauben mag, der fahre mal nach Frankreich).
Ich weiß nicht, ob das, was hier entstanden ist, allen Düsseldorfern gleich gut gefällt. Ja, es ist auch ein Stück über-hip, über-cool und über-modern geworden. Aber vermutlich wäre es sonst halt nicht: Düsseldorf.
Egal. Hier ist er endlich, ein Fleckchen Düsseldorf, von dem ich auch in Zukunft gelegentlich denken werde: Och, da möchtest du gerne mal wieder hin und ein bisschen bummeln.