Am vierten Tag meines Wochen-Kuratoriums (nennt man das so?) für das Twitterprojekt @wirlebenAC kam ich endlich erstmals mal dazu, etwas originär in Aachen Produziertes zum Thema Aachen zu schreiben. Hier der Beitrag für das Projektblog, den ich mir – faul, wie ich bin – einfach herüberkopiert habe.
Woche 16 – Tag 4
Da bis jetzt anscheinend immer noch niemand meine Tarnung durchschaut hat, kann ich in aller Ruhe weiter meinen teuflischen Plan verfolgen, aus @wirlebenAC ein Blogprojekt zu machen. Wenn die Zahl der Blogpostings hier erst einmal die der Tweets überstiegen hat, wird es kein Zurück mehr geben!
Dieses Bild wollte ich Euch ja eigentlich gestern zeigen, aber das Wetter war dagegen. Die Fontäne im Wasserbecken des Europaplatzes ist für mich immer der schönste Aachener Willkommensgruß, wenn ich über die Autobahn in die Stadt komme. Seit ich in Köln wohne – also seit Februar 2012 – sehe ich die weiße Gischt lustigerweise noch öfter als vorher. Mein Arbeitsplatz, der Zeitungsverlag Aachen, liegt zwar an der Dresdener Straße und damit an der Abfahrt Rothe Erde. Da ich aber oft Mitfahrer habe, die am Kreisel abgesetzt werden wollen, grüßt mich die fröhliche Fontäne in schöner Regelmäßigkeit. Am schönsten leuchtet sie natürlich nachts.
Entlich endlich hatte ich nach Feierabend noch etwas Zeit, um mal mit der Kamera durch die Stadt zu bummeln und ein paar Ecken abzulichten, die mir an Aachen besonders ans Herz gewachsen sind. Und wie’s so kommt: Wenn man aufmerksam durch die Gassen rund um den Dom schlendert, entdeckt man plötzlich selbst noch etwas Neues.
Wie diese Plakatwand an der Citykirche. „Bevor ich sterbe, möchte ich…“ ist dort vorgegeben – den Rest darf man ergänzen mit Wünschen wie „reich werden“, „Ronaldo sehen“, „Kinder haben“, „die Welt sehen“, „innere Ruhe gefunden haben“ oder „mein Russland glücklich, gesund und reich sehen“. Anstoß, selbst einmal kurz innezuhalten: Tja, was möchte ich denn eigentlich?
Das hier ist mein Lieblingsblick in Aachen: vom Markt aus zwischen Rathaus und „Brille am Markt“ die Krämerstraße hinunter auf den Dom. Ich mag die alten Häuser mit ihren französischen Mansardendächern, ich mag das bunte Gewusel der Passanten auf dem Kopfsteinpflaster rund ums Rathaus und die Ehrfurcht gebietenden gotischen Mauern des Kirchenschiffs im Hintergrund. Der Dom überragt alles, aber er erschlägt nichts, weil es keinen größeren leeren Platz um ihn herum gibt. Er ist der natürliche Mittelpunkt der Innenstadt.
Durch die Rommelsgasse geht es hinunter zum Hof…
…wo an diesem schönen Abend jede Menge los ist. Im Domkeller gibt es übrigens eine reiche Auswahl belgischer Biere. Am besten trinkt es sich natürlich im Schatten der römischen Arkaden am Kaiserwetter, links im Bild hinter den Bäumen.
Am nordwestlichen Zipfel des Elisengartens liegt der Brunnen „Der Kreislauf des Geldes“, den hier gerade einige Spanisch sprechende Touristen bewundern – wobei ihr Stadtführer Armbewegungen macht, die sich gut in die Choreografie des Figurentrios einfügen.
Jetzt aber wieder zurück, die Zeit wird knapp, am Bahnhof warten die Mitfahrer. Über den Münsterplatz geht es rund um den Dom wieder bergauf – die üblichen Touristenfotos schenke ich mir jetzt mal, obwohl Türelüre-Lißje, Aachens Antwort auf Manneken Pis, durchaus einen Abstecher wert wäre.
Ein paar Meter dahinter buhlen güldene Einhörner und Schwäne um die Gunst und den Hunger der Touristen. Schön, dass es noch so traditionelle Gasthäuser an diesem schönen Ort gibt und sich die allgegenwärtige Invasion der US-Ketten bislang auf ein Starbucks beschränkt.
Das war er, mein kleiner Rundgang durch die Innenstadt. Es gäbe noch viel mehr zu zeigen: die lustige Autofalle Annuntiatenbach zum Beispiel, harmlos versteckt hinter ihrem Bordstein. Das Bahkauvdenkmal am Büchel, nur ein paar Meter von der die Rotlichtmeile Antoniusstraße entfernt. Der Klenkes-Junge an der Frittezang. (Apropos Fritten: In welcher anderen deutschen Stadt gibt es schon so belgische belgische Fritten?) Die in Stein gemeißelten Namen der königlichen und fürstlichen Besucher Bad Aachens am Elisenbrunnen-Pavillon. Das Hohe C Super-C am Templergraben. Das Kneipenviertel hinterm Ponttor. Den Blick vom Lousberg.
Aber wir kommen ja nochmal wieder – davon kann uns nicht mal das unvermeidliche Karnevalslied abhalten, das alljährlich bei der Ordensverleihung wider den tierischen Ernst gesungen wird: „Wer einmal in Aachen waaar…“
Passt schon.