Stadtgebummeltes

Am vierten Tag meines Wochen-Kuratoriums (nennt man das so?) für das Twitterprojekt @wirlebenAC kam ich endlich erstmals mal dazu, etwas originär in Aachen Produziertes zum Thema Aachen zu schreiben. Hier der Beitrag für das Projektblog, den ich mir – faul, wie ich bin – einfach herüberkopiert habe.

Woche 16 – Tag 4

Da bis jetzt anscheinend immer noch niemand meine Tarnung durchschaut hat, kann ich in aller Ruhe weiter meinen teuflischen Plan verfolgen, aus @wirlebenAC ein Blogprojekt zu machen. Wenn die Zahl der Blogpostings hier erst einmal die der Tweets überstiegen hat, wird es kein Zurück mehr geben!

142enten

Dieses Bild wollte ich Euch ja eigentlich gestern zeigen, aber das Wetter war dagegen. Die Fontäne im Wasserbecken des Europaplatzes ist für mich immer der schönste Aachener Willkommensgruß, wenn ich über die Autobahn in die Stadt komme. Seit ich in Köln wohne – also seit Februar 2012 – sehe ich die weiße Gischt lustigerweise noch öfter als vorher. Mein Arbeitsplatz, der Zeitungsverlag Aachen, liegt zwar an der Dresdener Straße und damit an der Abfahrt Rothe Erde. Da ich aber oft Mitfahrer habe, die am Kreisel abgesetzt werden wollen, grüßt mich die fröhliche Fontäne in schöner Regelmäßigkeit. Am schönsten leuchtet sie natürlich nachts.

Entlich endlich hatte ich nach Feierabend noch etwas Zeit, um mal mit der Kamera durch die Stadt zu bummeln und ein paar Ecken abzulichten, die mir an Aachen besonders ans Herz gewachsen sind. Und wie’s so kommt: Wenn man aufmerksam durch die Gassen rund um den Dom schlendert, entdeckt man plötzlich selbst noch etwas Neues.

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Wie diese Plakatwand an der Citykirche. „Bevor ich sterbe, möchte ich…“ ist dort vorgegeben – den Rest darf man ergänzen mit Wünschen wie „reich werden“, „Ronaldo sehen“, „Kinder haben“, „die Welt sehen“, „innere Ruhe gefunden haben“ oder „mein Russland glücklich, gesund und reich sehen“. Anstoß, selbst einmal kurz innezuhalten: Tja, was möchte ich denn eigentlich?

171ratsblick

Das hier ist mein Lieblingsblick in Aachen: vom Markt aus zwischen Rathaus und „Brille am Markt“ die Krämerstraße hinunter auf den Dom. Ich mag die alten Häuser mit ihren französischen Mansardendächern, ich mag das bunte Gewusel der Passanten auf dem Kopfsteinpflaster rund ums Rathaus und die Ehrfurcht gebietenden gotischen Mauern des Kirchenschiffs im Hintergrund. Der Dom überragt alles, aber er erschlägt nichts, weil es keinen größeren leeren Platz um ihn herum gibt. Er ist der natürliche Mittelpunkt der Innenstadt.

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Durch die Rommelsgasse geht es hinunter zum Hof…

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…wo an diesem schönen Abend jede Menge los ist. Im Domkeller gibt es übrigens eine reiche Auswahl belgischer Biere. Am besten trinkt es sich natürlich im Schatten der römischen Arkaden am Kaiserwetter, links im Bild hinter den Bäumen.

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Am nordwestlichen Zipfel des Elisengartens liegt der Brunnen „Der Kreislauf des Geldes“, den hier gerade einige Spanisch sprechende Touristen bewundern – wobei ihr Stadtführer Armbewegungen macht, die sich gut in die Choreografie des Figurentrios einfügen.

193kreislauf

Jetzt aber wieder zurück, die Zeit wird knapp, am Bahnhof warten die Mitfahrer. Über den Münsterplatz geht es rund um den Dom wieder bergauf – die üblichen Touristenfotos schenke ich mir jetzt mal, obwohl Türelüre-Lißje, Aachens Antwort auf Manneken Pis, durchaus einen Abstecher wert wäre.

204einhorn

Ein paar Meter dahinter buhlen güldene Einhörner und Schwäne um die Gunst und den Hunger der Touristen. Schön, dass es noch so traditionelle Gasthäuser an diesem schönen Ort gibt und sich die allgegenwärtige Invasion der US-Ketten bislang auf ein Starbucks beschränkt.

Das war er, mein kleiner Rundgang durch die Innenstadt. Es gäbe noch viel mehr zu zeigen: die lustige Autofalle Annuntiatenbach zum Beispiel, harmlos versteckt hinter ihrem Bordstein. Das Bahkauvdenkmal am Büchel, nur ein paar Meter von der die Rotlichtmeile Antoniusstraße entfernt. Der Klenkes-Junge an der Frittezang. (Apropos Fritten: In welcher anderen deutschen Stadt gibt es schon so belgische belgische Fritten?) Die in Stein gemeißelten Namen der königlichen und fürstlichen Besucher Bad Aachens am Elisenbrunnen-Pavillon. Das Hohe C Super-C am Templergraben. Das Kneipenviertel hinterm Ponttor. Den Blick vom Lousberg.

Aber wir kommen ja nochmal wieder – davon kann uns nicht mal das unvermeidliche Karnevalslied abhalten, das alljährlich bei der Ordensverleihung wider den tierischen Ernst gesungen wird: „Wer einmal in Aachen waaar…“

Passt schon.

[Hier geht es zu den Tagen 1, 2 und 3.]

Mitfahrgelegenheit IV: Gutes Karma to go

Kennt Ihr die Aura von natürlicher Autorität, die ein echter Kapitän verströmt? Diese unerschütterliche, fels-in-der-brandungshafte Selbstsicherheit, der man als Passagier ohne zu Zögern sein Leben anvertrauen würde?

Als ich vorgestern meine beiden Mitfahrer – eine afrikanischstämmige Dame und einen Herrn aus irgendeinem Mittelmeeranrainerstaat – wie üblich an der Kreuzung Sülzgürtel/Luxemburger Straße aussetzte, stand plötzlich ein alter Mann neben dem Wagen. Auch er vermutlich irgendwo am Mittelmeer geboren, mit in Ehren ergrauter, etwas zauseliger Bart- und Haarpracht. Was er nuschelte, verstand ich erst beim zweiten Mal: Ob ich ihn nicht ein paar Meter mitnehmen könne, seine Knie täten so weh.

Für einen Straßenräuber war er zu gebrechlich, also machte ich nach einer Sekunde des Zögerns eine einladende Bewegung in Richtung Beifahrertür. Gutes Karma kann man schließlich immer brauchen. Und heißt es nicht schon im Alten Testament: „Vergesst nicht, Gastfreundschaft zu üben! Denn ohne es zu wissen, haben manche auf diese Weise Engel bei sich aufgenommen.“ Großväterchen nahm Platz, und schon bogen wir auf den Klettenbergürtel ein. Nach ein paar Metern ging’s bereits rechts ab in eine Wohnstraße – noch einmal links, einmal rechts, dann waren wir am Ziel. Mein Überraschungsgast murmelte noch etwas von „Meniskus“ und „Operation“, schwang sich mühsam aus dem Wagen und humpelte seiner Wege.

Ich kann mir sein kurzentschlossenes Einsteigen zu einem fremden Mann ins Auto nur so erklären, dass der Gute aus der Situation „Fahrgäste steigen aus heller Mercedes-Limousine“ und meinem Erscheinungsbild geschlossen hat, hier einen durch und durch vertrauenswürdigen Kapitän der Individualpersonenbeförderung vor sich zu haben. Offenbar haben die rund neun Monate, die ich jetzt schon Mitfahrer aus aller Welt durch die Lande kutschiere, Spuren hinterlassen. Vielleicht liegt’s natürlich auch nur an meinem Bart.

So professionell, dass er mir Taxigeld angeboten hätte, wirkte ich denn aber leider doch noch nicht.

Meilenwerk: Düsseldorf

Es ist der 30. September 2012. Udo Jürgens wird an diesem Tag 78 Jahre alt, ich gottseidank nur 42. Da aber auch das eine ganz besondere Zahl ist, hat ein sehr lieber Mensch einen ganz besonderen Tag für mich arrangiert. Er führt uns im schokoladigsten Dieselcoupé westlich des Rheins eine gute halbe Autostunde flussaufwärts mitten in das, was Kölner die verbotene Stadt nennen.

106Dort wird der Moorbraune mit schöner Aussicht geparkt. In seinem Rücken liegt, was ich bislang nur aus schwärmerischen Erzählungen von Tagesausflügen anderer Leute kannte.

143Das Meilenwerk. Halt, seit einem Jahr heißt es ja „Classic Remise„. Hintergrund der – in meinen Augen wenig glücklichen – Umbenennung ist ein verworrener Streit um die Rechte am Namen Meilenwerk. Sei es, wie es sei, der Ort ist immer noch einzigartig und hat eine fantastische Atmosphäre. In einem um 1930 erbauten Ringlokschuppen der Bahn ist etwas entstanden, das sich in der Wikipedia schwulstig „Dienstleistungszentrum rund um die Themen Motorrad und Automobil mit Spezialisierung auf den Bereich der Klassiker, Oldtimer und Sammlerfahrzeuge“ nennt.

151Kurz: Hier werden gebrauchte Oldtimer ausgestellt, zum Kauf angeboten und in zahlreichen Werkstätten restauriert. Aber lassen wir lieber die Bilder für sich sprechen. Oder besser: die darauf abgebildeten Protagonisten.

146Wo einst Dampfloks aus dem Schuppen auf die Drehscheibe rollten, schillert heute hochglanzpoliertes Blech unter einem transparenten Dach – so wie dieser Jaguar XK 120 FHC, laut Verkaufsschild frisch reingekommen, für nur 120.000 Euro.

149Rund 150 Meter Durchmesser hat das Halbrund voll mobilen Kulturguts. Bürgerliche W123er mit ehrlicher Alltagspatina oder irgendwelche runtergerockten Leichenwagenwohnmobile sind hier allerdings nicht zu bestaunen oder gar erwerben. Wie es sich für Düsseldorf gehört, darf es schon ein Löffelchen Butter mehr sein. Lagonda, Maserati, Ferrari, Porsche… und natürlich auch eine ganze Palette Sternenschiffe aus Stuttgart. Man will ja auf der Kö Neid erregen, kein Mitleid.

156Aber bei aller Affinität zu Daimler & Benz: 107er-SLs und 116er-S-Klassen schaue ich mir doch lieber in Ornbau an. Einen waschechten Maserati Khamsin dagegen kriege ich so schnell nicht wieder vor die Linse… (Höchstens einen Quattroporte III, aber das war ja auch ein Glücksfall.)

144Nicht, dass sich nicht auch der eine oder andere liebenswerte Geselle mit etwas weniger Überholprestige unter all den Premiummobilen vergangener Jahrzehnte verstecken würde. Etwa diese schnuckelige heckgetriebene Autobianchi Bianchina, mit ihren 7500 Euro sogar geradezu erschwinglich. Allerdings auch die einzige im Saal, auf die dieses Etikett zutrifft.

157Egal. Ich habe mich gerade verliebt. Können Sie mir bitte zwei von diesen hübschen roten Alfas einpacken?

158Und dann ist da natürlich noch die Insel-Fraktion. Die Raubkatzen. Die Langgestreckten. Die, denen die laszive Eleganz schon in die Wiege gelegt wurde (sowie diverse elektrische Gendefekte, aber das spielt im milden Licht des zu Ende gehenden Herbsttages gerade keine Rolle).

162Sie können, wie dieser knallrote Zwölfzylinder-XJS, mit wunderhübschen Details aufwarten, wie diesem verchromten Tankdeckel. Mit dessen liebevoll gestalteter Schlüsselabdeckung man im Lauf der Zeit sicher öfter in Berührung kommt, als man möchte.

Was mich sanft zurück auf den Boden der Realtität holt. Die moorbraune Tankklappe eines gewissen Dieselcoupés mag ja weniger Erotik versprühen, dafür muss man sie bei Reichweiten von über 1000 Kilometern aber auch nicht ganz so oft in die Hand nehmen.

Was für ein Nachmittag. Bestimmt nicht mein Letzter hier. Denn das ist ja der Vorteil eines Dienstleistungszentrums mit Spezialisierung auf den Bereich Klassiker: Es kostet nicht nur keinen Eintritt, es sind auch bei jedem Besuch neue Exponate zu bestaunen. Mal schaun, welche Strahleaugen uns beim nächsten Mal den Kopf verdrehen. So eine süße rote Giulietta als Zweitwagen, das müsste man doch irgendwie hinkriegen…

Mitfahrgelegenheit III

Wenn einer eine Mitfahrgelegenheit anbietet, dann kann er was erzählen. Menschen aller Art und aus aller Herren Länder quetschen sich seine Fahrgastzelle. Es sind weißbärtige Männer und junge Mädchen, füllige Mütter und durchtrainierte Mittzwanziger. Sie sind Pysiotherapeuten und Friseurinnen, Autoverkäufer und Hartz-IV-Empfänger, Studentinnen und Rentner, Handwerker und Schauspielerinnen, Lehramtsanwärter und Abiturientinnen, Jobcenter-Mitarbeiterinnen und Kiffer. Sie kommen aus Italien, Belgien, England, Finnland und Polen, aus Turkmenistan, China, Kenia und Mexiko, aus der Mongolei, der Türkei und der Ukraine. Sie wollen zur Vorlesung an die Uni, zum Scheidungstermin ans Gericht, zum Bundeswehr-Flug nach Afghanistan oder zum Urlaubsflug nach Istanbul, zur Anschluss-Mitfahrgelegenheit nach Augsburg oder zum Feiern an die Kölner Partymeile. Sie sind gesprächig oder schweigsam, locker oder verkrampft, überpünktlich oder zwei Straßenbahnen zu spät. Sie sind von einer Parfümwolke umgeben oder einer Schweißnote, stehen mit Rollkoffern und Trekkingrucksäcken am vereinbarten Treffpunkt oder haben nicht mal ein eigenes Handy, sind topmodisch gestylt oder tragen schmuddelige Arbeitsklamotten, sind sympathisch oder unsympathisch.

Heute hatte ich das Vergnügen, Leyla mitnehmen zu dürfen: pünktlich am Treffpunkt, von adretter Erscheinung, zurückhaltend im Wesen und zugleich von freundlicher Aufmerksamkeit.

67_Leyla

Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn jeder Mitreisende der vergangenen sieben Monate auch nur die Hälfte dieser Eigenschaften gehabt hätte.

Mitfahrgelegenheit II

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Gestern schon hatte sich über Mitfahrgelegenheit.de für die 19-Uhr-Heimfahrt am Abend nach Köln eine Elena angemeldet. Heute, am Nachmittag, klingelt mein Handy: „Hallo, mein Names ist Elena, ist noch ein Platz frei nach Köln?“ Natürlich, ist ganz korrekt reserviert. – „Wo in Köln können Sie mich absetzen?“ – An der Luxemburger Straße, Ecke Sülzgürtel. „Hm, ich muss nach Troisdorf weiter, das ist etwas ungünstig. Ich melde mich gleich nochmal.“ Minuten später die SMS: Sorry, komme doch nicht mit.

Kein Problem. Und so ich diesele um 19 Uhr gemütlich alleine nach Köln. Halt, „alleine“ ist nicht richtig, denn auf dem Beifahrersitz des moorbraunsten Dieselcoupés westlich des Rheins findet sich doch noch ein Mitfahrer, Patrick aus Stuttgart. Für ihn ist es die erste Mitfahrgelegenheit überhaupt. „Und dann so ein cooles Auto!“ Wir plaudern nett, am Ende setzte ich ihn wunschgemäß am Obi an der Abfahrt Frechen ab.

Gegen 20 Uhr, glücklich zu Hause angekommen, ein zufälliger Blick aufs Handy: eine SMS von Elena. Sie warte am Bahnhof Rothe Erde. In Aachen. Schamesröte schießt mir ins Gesicht und ein Gedanke durchs Hirn: Jetzt ist es soweit, du bist dement. Aber sie hatte doch eindeutig abgesagt…?

Ein Vergleich der Handynummern hinter den SMS schafft Klarheit. Es waren tatsächlich zwei verschiedene Elenas. Am selben Tag. Für dieselbe Fahrt.

Den Entschuldigungs-Anruf bei Elena 1 hat es mir nicht erspart. Aber ich habe das Gefühl, ich klang so rechtschaffen zerknirscht, dass sie mir zumindest die Begründung fürs Stehenlassen abgenommen hat.

Ornbau 2013: Neues und Altes

DSCF0492Da stehen sie wie jedes Jahr auf der saftgrünen Wiese, die chromblitzenden Schönheiten mit den Sternen am Kühler. Es ist Pfingsten, es ist Ornbau, es ist das Jahrestreffen des Vereins der Heckflossenfreunde! Und unglaublich: Die Sonne scheint, trotz der seit Tagen fröhlich vor sich hin regnenden Wolkensymbolbildchen in der Wettervorhersage-App.

029„Wird schon nicht so voll sein diesmal, bei dem Regen holen die meisten ihre Schätzchen doch bestimmt gar nicht erst aus der Garage“, hatte ich mich bei der restlos durchnässten Hinfahrt am Freitag noch getröstet.

025Klassischer Fall von Denkste – es war voller denn je, und wir am Abend gegen 21.45 Uhr auf den letzten Drücker Angerollten konnten uns mit Müh und Not noch einen Katzenplatz am Rand der Wiese ergattern. Buchstäblich den letzten. Immerhin fügte sich unser Zelt farblich perfekt in die Umgebung ein.

DSCF0477Am nächsten Morgen dann der erste Bummel bei Tageslicht über die Wiese. Mein viertes Ornbau – ob mich noch etwas überraschen kann hier?

DSCF0478Wieder jede Menge altes Blech, in dem sich die Wolken am strahlend blauen Himmel spiegeln. Unter den zahllosen Bekannten (wie „Old Daimler„) das eine oder andere neue Gesicht…

DSCF0468…beziehungsweise Kennzeichen. Dieser Geselle hier – wie könnte man ihn anders nennen als den „Undertaker“? – stach allerdings aus der Menge doch etwas heraus:

DSCF0662031034Muss man zweifellos nicht mögen. Was man aber muss, ist: zugeben, dass das handwerklich sauber und stilistisch klar durchgezogen ist. Und dass die meisten Kranken-Strichachter heute technisch in einem schlechteren Zustand sind – nämlich in allen möglichen Re-Inkarnationen der Würfelform.

DSCF0513Der Presswürfel ist auch diesem Neuling erspart geblieben. Frühling in Pagodenform, liebevollst begrünt.

DSCF0508Selbst ein halbes rostiges Radio hängt aus dem Armaturenbrett. Es sind diese kleinen Details, weswegen ich den VdH so mag. (Den Biergarten gab’s 2011 aber auch noch nicht, als ich zuletzt da war, oder?)

DSCF0501Was es natürlich immer schon gab, ist der Floh- und Teilemarkt. Und auch wenn für mich nichts dabei war – der Anblick der Schnäppchenjäger mit ihren halben Autos auf der Schulter ist den Besuch jedes Jahr wieder wert.

DSCF0496DSCF0490Stand der arme Kerl letztes Jahr auch schon im Clubheim? Ein 111er-Flossencoupé nach der Begegnung mit etwas Hartem. Man beachte: Die Windschutzscheibe ist heil geblieben.

035Erstmals begegne ich auch dem Videoteam, das für das Blog Mercedes Passion einen Beitrag dreht (den ich auf der Seite allerdings noch nicht entdeckt habe).

DSCF0535Nach dem Frühstück – gewohnt üppig und gastronomisch routiniert realisiert von einer unermüdlichen Freiwilligentruppe, die inzwischen allerdings nicht mehr im Tennisheim, sondern in der Stadthalle aufwartet – lädt das unerwartet weiterhin prachtvolle Wetter dazu ein, einmal gemütlich durch den Ort zu stromern.

DSCF0568Was für ein bezaubernd schmuckes Dörfchen Ornbau doch ist, auch wenn in diesem Jahr nicht jeder Quadratmeter mit alten Mercedessen zugeparkt steht. Auch die alte Brücke über die Altmühl bietet die eine oder andere idyllische Perspektive…

DSCF0569…auf die berühmte Schwimmflosse von Ornbau, links hinten am Ufer zu erkennen. Heute Abend, wenn über dem Wasser der Altmühl das Feuerwerk funkt und flackert, wird sie majestätisch unter den steinernen Bogen hindurchgleiten.

DSCF0577In den Gässchen des Ortes fällt auf, dass hier eine Strickguerilla ihr Wesen treibt. Bunte behäkelte Lampenpfostenumhüllungen, ein komplett eingestrickter Sonnenschirm in allen Regenbogenfarben, am Terrassengeländer des Clubheims ein überdimensionaler bunter Mercedesstern und als Krönung das hier – das Strickrad:

DSCF0617Selbst Dynamo, Schloss und Sattel haben ihre eigenen kleinen Häkelhauben. Chapeau!

045Mit Workshops, Live-Musik und reichlich bayerischem Landbier geht der Samstag zu Ende. Am Sonntag noch einmal ein Höhepunkt: die traditonelle Versteigerung. Stefan Schorlemmers Hammer fällt in diesem Jahr für einen kalifornischen W123er-Kombi, einen 124er-T-Modell und diesen einstigen Einsatzleitwagen der Amtsfeuerwehr Parchim, der mit lustig rotierenden Blaulichtern auf sein neues Herrchen wartet. „Mama, wir haben ein Feuerwehrauto gekauft!“ kräht der Sohn des glücklichen Auktionsgewinners.

Dann ist das offizielle Programm vorbei. Überall springen Motoren an, die Luft ist oktangeschwängert. Die Wiese beginnt sich zu leeren. Auch für die beiden Kölner im moorbrauen Dieselcoupé heißt es wieder: Rückreise. Wiederum bei strahlender Sonne. Ornbau 2013 war so wie immer – voller Überraschungen.

Feurs 2012

Oh Jubel, oh Freude! Voreilig war meine Betrübins. Die Fotos vom Feurs 2013 sind gerettet – dank des kleinen Tools iDevice Manager (früher iPhone Explorer), das dafür nicht mal Geld haben wollte. Alle Bilder waren noch im Speicher zu finden und ließen sich problemlos auf die Festplatte ziehen. Hier gibt’s die Software zum Download.

Und hier gibt’s das Bildmaterial vom FVA-Segelfluglager in Feurs-Chambèon 2012:

IMG_2598In Aufbruchstimmung: Erstmals kam als Zugfahrzeug die neue (ahem) C-Klasse zum Einsatz. Arm klein Wintergolfi braucht in seinem neuen Leben hoffentlich keine Segelfluganhänger mehr über die Ardennen zu ziehen. Dem Benz gab’s zur Belohnung den schönsten Anhänger des Vereins hinten dran – mit dem leistungsfähigsten Flugzeug drin (der Hornet). Naja, immer noch besser als der Hänger rechts im Bild…

IMG_2667bAm Start. Der Leih-Doppelsitzer.

IMG_2619Im Bart.

IMG_2618In voller Montur. Mister Wurstpelle im schicken Sprung-Ornat.

IMG_2670Im Abendlicht. (Am Ende durfte ich sie sogar wieder solo fliegen, unsere ASW 28.)

IMG_2601Im Umland. Kleine Spritztour mit Feiphi zum Pierre-sur-Haute.

IMG_2602In eisigem Wind. Oben angekommen, versagten just nach diesem Foto die Batterien meiner Kamera.

IMG_2604Auf dem Rückweg.

IMG_2612In der Halle. Die liebevoll gezüchtete Patina unserer neuen Wunderpfanne kam voll zur Geltung.

IMG_2636Im Carrefour. Unser Abendessen für alle: Bratlinge aus Grünkernersatz, vulgo Burger.

IMG_2652In der Nachbarstadt – kleiner Ausflug nach St. Galmier.

IMG_2655Im Gedenken: Heldengedenkstein. Man beachte die jubelnden Massen neben den ins Feld ziehenden Söhnen das Vaterlands.

IMG_2644bIm Angesicht des Knickes. Diese Brücke gilt unter Autofahrern als Mutprobe: Sie ist nur gut zwei Handbreit breiter als ein deutsches Oberklassefahrzeug und knickt auf dem Scheitelpunkt ab. Phips hat diesen Stunt im Passat mit Todesverachtung erfolgreich absolviert.

IMG_2664Unter johlendem Gelächter: Weil Möffi eine Art Wette verloren hatte (habe vergessen, was), bekam er zur Strafe die maximale Dröhnung an Demütigung: von Hasi auf der Gitarre intensiv beklampft zu werden. Ach ja, und die Haare rasierte Ecki ihm auch noch ab.

Mitfahrgelegenheit I

Wo in Aachen ich sie absetzen soll, frage ich die beiden Mitfahrer mit dem arabischen Nachnamen: Europaplatz oder Bahnhof Rothe Erde? Schulterzucken. „Wo wollen Sie denn hin in Aachen?“ – „Antoniusstraße“. Alles klar. Vom Europaplatz aus dürfte der Fußweg weniger, äh, kräftezehrend sein.

Feurs 2010

Und dann war da noch das FVA-Segelfluglager in Feurs 2010. Die vollen drei Wochen, so wie 2009, konnte ich nicht dableiben. Aber immerhin vom 28. März bis zum 5. April. Auch, weil die Kollegen in der Redaktion so nett waren, spontan für mich zwei Arbeitstage zu übernehmen, für die ich eigentlich eingeplant war.

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Natürlich war der Hunderteurogolf wieder für F-Schlepp vorgesehen. Schon bevor wir auch nur den ersten Meter gefahren waren, war das arme Auto – dank der Wendekünste eines gewissen Herrn W. – über und über dreckig. Schmutziger Wagen, schmutziger Himmel – es konnte nur besser werden.

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Und es wurde besser. 760 Kilometer weiter südlich war das Problem denn auch eher, nicht zuviel vom guten Wetter abzukriegen. (Im Bild: Veronika, Army, Abdul, André und Rapante.)

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Viel versäumt hatte ich eh nicht. Unsere Schleppmaschine kam nämlich erst am Morgen nach meiner Ankunft aus Merzbrück nach Feurs hinterhergeflogen – in einem jona-mäßigen Low-Pass.

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Von da an gab es keine Pause: Der Golf schleppte umgehend weiter, hier den riesigen „Alf“.

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Andenken an eine Anreise mit Hindernissen. Auf der ganzen Fahrt litt der Golf unter immer ärger werdendem Schluckauf und Leistungsabfall bei höheren Drehzahlen. Hustend und sprotzelnd stotterte unser Gespann schließlich warnblinkend mit Tempo 30 über die nächtliche Lyoner Stadtautobahn, bis es einfach nicht mehr weiter ging und wir die nächste Abfahrt nehmen mussten. Die hilfesuchend angesteuerte Tankstelle entpuppte sich als vollgestellt mit einem Großaufgebot an Polizeiwagen. Also gleich wieder heruntergekurvt  – beim Zapfsäulenslalom perforierte dann der Handgriff der Stützradverstellung die rückgolfige Knautschzone. In einer ruhigen Ecke konnte ich endlich der Ursache des Gehumpels auf den Grund gehen: Motoröl war es, das in die Zündverteilerkappe eingedrungen war. Ein Schuss Bremsenreiniger, und der Golf schnurrte wieder wie eine Nähmaschine. Über St. Etienne erreichten wir schließlich problemlos Feurs.

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Dort setzte nach Ankunft der Schleppmaschine denn auch sofortiger Schulbetrieb as usual ein.

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Auch die frisch renovierte Remo tat ihren Dienst wie erhofft.

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Leihweise hatten wir diese ASK-21 dabei.

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Ein in Ehren ergrautes Schlachtschiff, an dem so mancher harte Kampf eines Flugschülers mit dem Schiebefenster seine Spuren hinterlassen hatte.

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Für mich ein Wiedersehen mit einer alten Bekannten: In einer 21 hatte ich meine ersten Segelflüge überhaupt gemacht – damals in Porta Westfalica, im Jahr 2002. Trotz des berühmten Hangwinds über der Porta blieb es bei ein paar Flügen, der Zeitaufwand – morgens Hangartore aufschieben, abends als letzter vom Platz, sonst wurde gemeckert – war einfach zu groß.

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Blick ins Cockpit – nichts Ungewohntes drin.

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Irgendwann kam ich dann auch endlich selbst wieder in die Luft – herrlich!

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Blick auf Feurs an der Loire. Links die Straßenbrücke und das Stauwehr, in der Stadtmitte die Trabrennbahn.

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Blick auf einen Flieger, der das Fliegen an der falschen Stelle aufgehört hatte. Upps. Außenlandung.

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Zusammen mit André fuhr ich raus, um den Verirrten wieder in den Heimathafen zu lotsen.

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Immerhin hatte der Pilot, als die Luft unter den Flächen ausging, den Bock mustergültig in den Acker gepflanzt. Nichts kaputt, genau in Furchenrichtung aufgesetzt – wie aus dem Lehrbuch. Zuerst montierten wir Flächen und Leitwerk ab und schleppten den Kram zum Hänger. Als letztes kam der Rumpf an die Reihe. Zum Dank schüttelte die Maschine auf der Rückfahrt noch ein paar Kilo Erde aus dem Fahrwerksschacht auf den Hängerboden.

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A propos Hänger: So sah es am Start aus, wenn der gesamte Flugpark in der Luft war.

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Und so sah es am Boden aus, wenn der Flugpark nach und nach wieder aus der Luft herunterfiel.

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Überflieger: Die GZ war öfter in der Luft als auf dem Rasen.

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Umständliche Prozedur: Vor der Landung musste der GZ-Pilot jedesmal das Schleppseil abwerfen. Damals hatte die Maschine noch nicht die von der FVA selbst entwickelte „WiMi“-Seilwinde („nur echt mit der gelben Tröte unterm Leitwerk!“).

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Das war Feurs 2010. Auch wenn’s für mich nur eine gute Woche dauerte, auch wenn ich nicht beim Blümchenessen dabei sein konnte, auch wenn unterm Strich nur eine Handvoll Flugstunden dabei rauskam: Es war wieder ein echter Glanzpunkt.

Baskenblog: Beaune

Kleiner Rückblick: Im September 2008 tourte ich mit Marit, meiner Suzuki Freewind, für anderthalb Wochen durch Südeuropa. Das Ziel: San Sebastián an der spanischen Nordküste – ich hatte noch Resturlaub und der Name der Stadt gefiel mir einfach. Über Orleáns ging es die Loire entlang nach La Rochelle, die Küste hinunter zur Dune du Pyla und weiter nach San Sebastián. Dann über Bilbao – mit einem Abstecher ins Guggenheim-Museum – und Vitoria zurück über die Pyrenäen (mit einem Stop am Geisterbahnhof Canfranc) zurück nach Frankreich. Dort fanden sich noch Carcassonne und Lyon auf der Besuchsliste, bevor die letzte Etappe anstand – heim nach Aachen.

Wenn ich jetzt zurückschaue, markierte das Baskenblog – unter diesem Namen entstanden die 18 Beiträge – einen Wendepunkt in meiner Bloggerei. Anfangs hatte ich noch versucht, wie auf der Norwegenfahrt im Frühjahr 2008, möglichst alles „live“ von unterwegs zu bloggen. Facebook und Twitter waren ja damals noch in weiter Ferne. Doch das Bloggen unterwegs machte immer weniger Spaß. Was zum einen an der schon 2008 krätzigen Bedienoberfläche meines Bloghosters Twoday.net lag (an der sich bis heute, 2013, anscheinend nicht das geringste geändert hat). Zum anderen daran, dass sich keine Gelegenheiten mehr fanden, unterwegs Bilder zu bearbeiten oder längere Passagen zu schreiben. Auch iPhone, Netbook oder iPad hatte ich damals noch nicht.

Von der Zeit ganz zu schweigen: Bis dahin hatte ich immer versucht, die Reise möglichst genau zu dokumentieren – dieser Aufwand wurde mir mit der damaligen Blogsoftware einfach zu groß. Die letzten Baskenblog-Beiträge entstanden denn auch nach der Rückkehr in Aachen. Danach nahm die Zahl der Blogbeiträge auf Moorbraun.twoday.net und Pilotblog.blog.de tendenziell immer weiter ab. Dass man bei Twoday keine Bilder größer als 400 Pixel Breite einstellen konnte und jedesmal eine Großversion bei Flickr verlinken musste, verdarb mir den Spaß am Bloggen immer mehr.

Seit August 2012 läuft jetzt www.marc-heckert.de als Hauptblog auf WordPress, die Artikel von Moorbraun.twoday.net und Pilotblog.blog.de (sowie dem Experimentierblog Printenheim.blogspot.de) sind zum großen Teil schon hierher herüberkopiert. Was zwar bei den vielen hundert seit 2007 geschriebenen Artikeln, die meisten davon reichlich bebildert, eine ziemliche Sisyphosaufgabe darstellt – aber man muss zugeben, mit WordPress macht selbst diese Arbeit geradezu Spaß. Ich bin wirklich glücklich, umgestiegen zu sein. Die Software (aktuell läuft hier Version 3.5) bietet alles, was das Bloggerherz begehrt und ist wunderbar benutzerfreundlich.

So benutzerfreundlich sogar, dass ich nach dem Herüberholen der 18 Baskenblogeinträge von 2008 noch eine letzte Episode nachschieben will. Auf dem Weg von Lyon zurück nach Aachen gab es nämlich noch etwas, das ich mir unbedingt angucken wollte: das Hôtel-Dieu in Beaune. Das um 1450 entstandene Armenhospital ist ein absolutes Highlight und eine eigene Reise wert. Folgt mir also zurück ins Jahr 2008 und in ein schnuckeliges 22.000-Einwohner-Städtchen im schönen Burgund!

Samstag, 4. Oktober 2008. Nach dem Frühstück in der Jugendherberge Lyon gönne ich mir einen teils belustigten, teils neidischen Blick auf die Gruppen von Gästen, die hinter ihren Note- und Netbooks sitzen. Wäre ja schon schick gewesen, unterwegs mobil vernetzt zu sein. Doch mein Laptop, ein Fujitsu-Siemens Amilo, war einfach zu unhandlich und empfindlich, um zu Regenkombiwurst und Reservekanister in Seitenkoffer oder Topcase gequetscht zu werden. Und mein Handy, ein HTC XDA Orbit 2, kann zwar Navigation, Radio, UMTS und WLAN. Ansonsten ist es aber mit seinem Betriebssystem Windows Mobile – zu bedienen mit Hilfe von einer erklecklichen Zahl von Ausklappmenüs und einem Stylus – viel zu fisselig, als dass man damit irgendwie kreativ tätig werden könnte.

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Nun denn, gebloggt wird also zu Hause. Nach gerade 160 Kilometern knattert Marit durch die Straßen von Beaune. Das Hôtel-Dieu als Hauptattraktion ist leicht zu finden, wenn man die Stadt zunächst zweimal umrundet.

Im Jahr 1443 hatten der burgundische Herzog Nicolas Rolin und seine Frau Guigone de Salins die Idee, der notleidenden Bevölkerung ein Krankenhaus und Armenhospiz zu stiften.

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Es sollte allerdings nicht nur irgendein Krankenhaus werden, sondern bitteschön eines der schönsten Hospitäler Europas. Nach flandrischem Vorbild entstand ein einzigartig reich ausgestattetes Gebäude, das bis heute weitgehend unverändert erhalten geblieben ist. Auffälligstes Merkmal von außen ist das bunt verzierte Dach aus glasierten Terrakottaziegeln.

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Im großen Armensaal herrscht Dämmerlicht – die Ärzte glaubten im 15. Jahrhundert, Krankheitserreger verbreiteten sich mit der Luft. Also wurden die Fenster so klein wie möglich gehalten. Die Luft im Inneren wurde „gereinigt“, indem man Heilkräuter verbrannte. Die Kranken lagen zu zweit in den Betten, um sich gegenseitig zu wärmen, denn eine Heizung gab es nicht.

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Im Inneren wandert der Besucher durch Schlaf- und Pflegesäle für Kranke und Sterbende, eine Apotheke, eine große Küche und ein Labor für die Herstellung von Arzneien. Hinter den Glastüren der Apothekenschränke warten unzählige Flakons und Tiegel mit den verschiedensten Mitteln auf die Leidenden.

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Mit Puppen wird das Innere des Museums zum Leben erweckt, etwa hier die Küche – wohl der Traum jeder Hausfrau der Renaissance mit ihren gänsehalsförmigen Wasserhähnen…

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…und dem vollautomatischen Bratenroboter, der das Fleisch am Spieß genau nach Vorgabe rotieren lässt.

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Auch an Kunstwerken ist das Hôtel reich ausgestattet. Berühmtestes Werk ist der neunteilige Flügelaltar „Das jüngste Gericht“ von Rogier van der Weyden in der Kapelle.

Kein Zweifel, das Ehepaar Rolin war nicht nur spendabel, es hat sein Geld auch langfristig gut angelegt. Das Hôtel ist wirklich ein fünfeinhalb Jahrhunderte altes Juwel.

Beim Herausgehen fällt mir noch diese Marmorbüste dieses Herren auf: Marschall Gaspard de Clermont-Tonnerre (1688-1781). Er war Nachfahre des Stifters Nicolas Rolin und Patron des Krankenhauses.

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Laut einer Hinweistafel hatte er eine erfolgreiche Militärkarriere unter Ludwig XV. und wurde zum Marschall Frankreichs ernannt. Was für ein Charakter er war, weiß ich nicht – aber er wird mir in Erinnerung bleiben als der Marmorkopf (gerade im Vergleich mit Admiral Duperré in La Rochelle und Admiral de Olquendo in San Sebastián), der auf der ganzen Reise am nettesten lächelte.

Der Rest der Reise ist schnell erzählt. Auf dem Weg nach Norden wird es schnell dunkel und regnerisch. Ich bin müde und geschlaucht. Bis nach Aachen sind es noch 570 Kilometer, die sich auf einer Motorradbank sehr, sehr lange dehnen können. Und im Dunkeln fahre ich eh nicht gerne, seit mir mal auf der nächtlichen A1 ein abgerissener Lkw-Frontstoßfänger auf der Nebenspur den Schreck des Monats eingejagt hat.

Ich rufe Wolfi in Landau an – und lade mich quasi ein. Gottseidank hat Wolfi erstens tatsächlich Platz für einen Schlafsack frei und zweitens nichts besseres zu tun. Der Tag endet gemütlich bei Pizza, Tannenzäpfle-Bier und Dieselsprech in Wolfis Bastelstube. Sehr viel weiter hätte ich es an diesem Abend auch kaum noch geschafft.

Sonntag, 5. Oktober 2008. Landau – Aachen. Endgültig letzter Abschnitt der Reise von fast 4000 Kilometern. Mit müden Knochen und halbleerem Tank schleiche ich im Dauerregen durch die Eifel. Mitteleuropa hat uns wieder. Oh, hätte Marit doch ein paar PS mehr! Immerhin: Zu Hause warten heißer Milchkaffee und Aachener Streuselbrötchen. Bei allen Pintxos des Baskenlandes: Es ist ja auch nicht alles schlecht zu Hause.