Das Zoomobjektiv Vario-Prakticar 4 80-200 von Carl Zeiss Jena war der Traum jedes Amateurfotografen in den letzten Jahren der DDR. Ein fast immer unerfüllbarer Traum: Zum einen wanderten die allermeisten der nur etwa 4800 ab 1987 gebauten Exemplare als Devisenbringer in den Export – und die im Lande gebliebenen waren mit einem Kaufpreis von 2570 Mark für den Normalkonsumenten eh so gut wie unbezahlbar. Das Vario-Prakticar (das mit M42-Gewindeanschluss Vario-Pancolar hieß) war eines von nur zwei Zoomobjektiven, die zu DDR-Zeiten gebaut wurden und die praktisch letzte in nennenswerten Stückzahlen gebaute Eigenentwicklung überhaupt.
Ein Exemplar der einstigen Wunderlinse – die übrigens ihrem westdeutschen Cousin Zeiss 4 80-200 aus der Contax/Yashica-Serie verblüffend ähnelt, innerlich aber mit einer zusätzlichen Planplatte leicht anders aufgebaut ist – hat gestern aus dem ostpolnischen Bialystok ihren Weg zu mir gefunden. Angeblich noch nie benutzt. Heute Abend durfte sie am Rande des Aachener Weihnachtsmarktes zeigen, was sie kann. Ich würde sagen, dass sie sich nicht hinter ihrer Westverwandtschaft zu verstecken braucht.