Als ich am Mittwoch mit dem Rad die Bonner Straße entlang in die Kölner Südstadt radelte, da hätte ich die Zukunft fast übersehen, so müde und verschlafen war ich noch.
Die Zukunft stand am Straßenrand, unauffällig zwischen andere Autos geparkt. Und tat so, als wäre sie einer dieser Jaguar XF oder Maserati Quattroporte, die man in Köln ja gar nicht so selten sieht. Hätte sie nicht auf den Seitentüren Aufkleber getragen, die sie als Zukunft erkennbar machten, ich wäre glatt an ihr vorbeigefahren.
So aber stieg ich erst voll in die Eisen und dann vom Rad. Gut, dass ich die Handykamera dabei hatte. Hat sie nicht bildschöne Linien, die Zukunft?
Und auf was für schicken Rädern sie angerollt kommt…
Ihr Innenleben hält sie dagegen geheimnisvoll versteckt. Durch die spiegelnden Scheiben das elegante Armaturenbrett mit Lederbezug und Edelholzeinlagen zu fotografieren, war fast unmöglich. Immerhin ist das mächtige Hochkant-Display in der Mitte zu sehen.
Und dann diese Detaillösungen. Die liebevoll gestalteten Klappspiegel. Die bündig mit der Außenhaut abschließenden, verchromten Türgriffe (die ich so noch nirgendwo gesehen habe). Die komplett geschlossene, äh, „Kühler“-Maske.
Es ist ein Tesla Model S, seit 2012 im Handel erhältlich und zu hundert Prozent elektrisch, wie es auf den Türaufklebern draufsteht. Der große Bruder des Roadsters, der neulich in Aachen an der Ampel neben mir stand. In der Version mit 60-KWh-Batterie (knapp 400 Kilometer Reichweite) für gut 65.000 Euro, in der mit 85-KWh-Batterie (rund 500 Kilometer) ab 75.000 Euro zu haben. Die Sportvariante schließlich beschleunigt in 4,4 Sekunden auf Tempo 100, rennt 210 km/h (wie lange, steht nicht auf der Firmenseite) und kostet fast 88.000 Euro. Aufpreispflichtige Extras wie Alcantara-Dachhimmel oder Premium-Innenbeleuchtungspaket gibt es reichlich – für die Leute, die auch in der Zukunft immer noch mehr haben müssen als alle anderen.
Er fügt sich optisch wirklich nahtlos in die Reihe der Premiumlimousinen ein. Ein Quattroporte, wenige hundert Meter weiter unten an derselben Straße geparkt, leugnet die Klassenzugehörigkeit nicht.
Die Zukunft ist hierzulande noch ein bisschen exklusiv. In den USA war der Model S im vergangenen Jahr das meistverkaufte Luxusauto (rund 18.000 Stück gegenüber 13.000 S-Klasse-Mercedes). Doch wenn man die Augen offenhält, begegnet einem die Zukunft auch bei uns öfter, als man geahnt hätte: Nur wenige Stunden später kommt mir am selben Tag das zweite S-Modell entgegen. Nicht etwa in Köln, mit Münchner Kenzeichen. Sondern in Eschweiler. Mit HS(!)-Nummernschild. Jetzt gibt es keinen Zweifel mehr: Wenn sie erstmal in Heinsberg angekommen ist, dann ist sie bald überall, die Zukunft.