A Day at the Races

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Woran erkennt man einen guten Fotografen? Sicherlich auch daran, dass er seine Ausrüstung in- und auswendig kennt und beherrscht. Dass er mit instinktiver Sicherheit zu den richtigen Komponenten greift, wenn er zu einem Fototermin aufbricht. Ob Landschaftsbild, ob Sportereignis, ob Straßenfotografie, ob Porträtfoto – für jeden Anlass gibt es bestimmte Objektive, Filter, Zubehörteile. Der Profi kennt sie alle und weiß, was er wann braucht.

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Wenn’s danach geht, darf ich mein kiemenbewehrtes Haupt getrost wieder in die fotografische Ursuppe sinken lassen, aus der es gerade versucht hat, sich zu erheben.

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Denn als ich mich heute zu einer Einkaufstour in die Stadt aufmachte und dabei für alle Fälle auch die Kameratasche packte, griff ich mit instinktiver Sicherheit zu genau dem Objektiv, das sich für das, was mich und meine Nex-6 erwartete, als am absolut defintiv total ungeeignetsten erweisen würde.

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Wie sich herausstellte, fand nämlich in der Innenstadt gerade das Radrennen „Rund um Dom und Altstadt“ statt, als ich mich nichtsahnend durch die immer dichter werdenden Menschenmassen in Richtung Mayersche bewegte.

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Und was, frage ich, hatte der Möchtegernprofi für dieses Sportereignis aus dem reichhaltigen Arsenal seiner fotografischen Waffen ausgewählt? Das 18-200-Millimeter-Teleobjektiv, um die rasenden Renner nah heranzuzoomen? Das 20-Millimeter-Weitwinkel, um möglichst viel vom Feld draufzubekommen? Oder die 32-Millimeter-Festbrennweite mit der tollen Bildqualität? Selbst das schlichte 16-50-Millimeter-Kitobjektiv wäre noch ein halbwegs brauchbares, da flexibles Werkzeug gewesen.

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Alles, aber nicht das SEL-30M35 F3,5/30mm Makroobjektiv. Genau, die Linse für Bienchen- und Blümchenbilder. Fürs Hummelhaare und Pollenpuder, für die ganz nahen Nahaufnahmen. Ich hatte halt eher damit gerechnet, dass mir im Elisengarten irgendein farbenfrohes Krabbel- und Grünzeug vor die Linse fleuchen würde. Jetzt stand ich da wie jemand, der zum Schneeschaufeln gerufen wurde und mit einem Bügeleisen erscheint. Das kannn man wohl nennen: Voll am Motiv vorbeifokussiert.

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Allerdings: Farbenfroh war das angebotene Event ja schon. Und die schon reichlich überbelichtete Erkenntnis, dass die beste Kamera die ist, die man dabei hat, erstreckt sich zweifellos auch auf Objektive. Und es ist ja nicht so, dass Sonys 30er-Makro bei allem, das mehr als einen halben Meter entfernt ist, kurzsichtig blinzelt wie ein halbblinder Professor. Es kann auch „richtig“ fotografieren – nur halt nicht besonders brillant. Und natürlich nur mit dem starren Bildausschnitt seiner 30 Millimeter Brennweite. Da ist nichts mit Telezoom oder Superweitwinkel – fotografieren wie zu Opas Zeiten halt, mit der klassischen Reporterbrennweite.

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Also: Alles zusammengekratzt, was wir über ultrakurze Verschlusszeiten, Objektverfolgung, Serienbildaufnahmen, Hintergrundunschärfe und Perspektive jemals vergessen haben…

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…und todesmutig ranfokussiert ans Motiv!

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Das Gute am Radrennen ist, das wurde schnell klar: Hat man den Schuss versemmelt, kommt das Motiv drei Minuten später nochmal vorbei. Und dann nochmal und nochmal –

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– und das Ganze jedesmal netterweise auch noch etwas langsamer als vorher.

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Bewahrheitet hat sich an diesem schönen Samstagnachmittag noch eine andere Erkenntnis, die ich in meiner geballten Altersweisheit gerne jungen Einsteigern in die journalistische Laufbahn mit auf den steinigen Weg gebe. Bitte mitschreiben: Das Geheimnis eines guten Fotos ist, dass es noch 19 schlechtere vom selben Motiv gibt.

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Dass hier nämlich überhaupt halbwegs vorzeigbare Bilder auf dieser Seite zu sehen sind, ist in erster Linie einem Ausstattungsmerkmal meiner Kamera zu verdanken, das ich heute zum ersten Mal an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gebracht habe: der Serienbildfunktion.

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Erstaunlich, welche Datenmengen so eine SD-Speicherkarte schluckt, wenn man den Auslöser einfach mal längere Zeit durchgedrückt hält: Stolze 862 Fotos mit rund 4,5 Gigabyte Datenvolumen musste der Chip an diesem Tag beim Rennen verdauen – das entspricht in etwa einem soliden einwöchigen Urlaub am Mittelmeer. Dafür aber steht am Ende jeder Motivreihe ungefähr ein Bild, bei dem die rasenden Radler halbwegs an einer brauchbaren Stelle im Bildausschnitt parken.

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Des Tages Ausbeute: diese 15 Fotos (sowie natürlich jeweils 19 schlechtere Varianten vom selben Motiv plus gewaltige Mengen Ausschuss). Auf der anderen Seite: Für ein Bienchen-und-Blümchen-Objektiv sind 15 Sportfotos eigentlich gar nicht mal sooo schlecht. Anscheinend lässt sich auch mit einem Bügeleisen Schnee schaufeln – irgendwie.

Und wieder und wieder

Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f10, 1/30s, ISO 3200, 20 mm
Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f10, 1/30s, ISO 3200, 20 mm

Eins ist mal sicher: Sollte es mich dereinst mit Herzkasper oder sonstwas aus den Latschen hauen – wenn das letzte, das meine Augen in diesem Leben sehen, der Matsch meiner geliebten Laufstrecke im Öcher Bösch ist, werde ich mich nicht allzu laut beklagen.

Nächtliches Wollen

Das derzeitige Bemühen des Verfassers dieser Zeilen um, nun, fotografische Meriten führte am späten heutigen Abend dazu, dass eine Reihe von Passanten auf der nächtlichen Johannes-Paul-II-Straße irritierte Seitenblicke auf den Herrn warfen, der da vor dem Papeterieladen in komischer Haltung neben einem Fahrrad kniete. Was macht der da? Hynotisiert der seinen Gepäckträger?

Nein, der gute Mann hatte nur kein Stativ dabei, aber ein Motiv gefunden. Was also tut der eifrige Amateur? Er improvisiert mit dem, was er hat. Die Kameratasche als Beanbag auf dem Träger, darunter Zweirad statt Dreibein – und schon sind auch zehn Sekunden Belichtungszeit machbar.

Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f3.2, 8s, ISO 100, 20 mm
Sony Nex-6 mit Sony SEL 20f28, f3.2, 8s, ISO 100, 20 mm

Und wenn man diese Konstruktion etwa eine halbe Stunde lang auf dem Kopfsteinpflaster hin- und herträgt, kommt am Ende etwas heraus, das man glatt in einem Blog herzeigen könnte. Wären nicht die Straßenlampen so überhell geraten und hätte nicht der Mond so seltsame Ghosting-Effekte erzeugt.

Kunst kommt von Können, schrieb ein in Vergessenheit geratener Autor Ende des 19. Jahrhunderts, käme sie von Wollen, hieße sie Wulst. Es werden noch viele Fahrräder über viele Pflastersteine getragen werden müssen, ehe auf dieser Webseite so etwas wie Kunst zu sehen sein wird. Bis dahin begnügt euch bitte mit dieser wulstigen Aufnahme vom Dom bei Nacht. Und damit gute selbige.

Gäste auf der Couch

Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f8, 1/60s, ISO 2500, 32 mm
Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f8, 1/60s, ISO 2500, 32 mm

Kommen wir nun zu etwas völlig anderem. Genug von der Kamera, sprechen wir über die Couch. Beziehungsweise dem Surfen darauf. Es ist wieder ein lauschiger angenehmer Abend in diesem so seltsam launigen Sommer, es ist wieder die Pontstraße, es ist wieder das La Jeunesse. Ich sitze mit meinem derzeitigen Couchsurfing-Gast bei einem knusprigen Flammkuchen – und natürlich einem herrlichem Bier, heute einem Aachener Cornelius.

In dieser Woche ist es Fabian, ein reisender Konditor aus Bern mit einem prächtigen Bart, der bei mir Zwischenstation auf der Weiterreise nach Südengland macht. Vor ein paar Tagen war es Barış, ein junger Student aus Istanbul, der seinerzeit an den Gezi-Protesten beteiligt gewesen war. Davor James, der Pharmaentwickler aus San Francisco mit seiner großen Canon 5D. Jeder auf seine Weise ein höchst interessanter Gesprächspartner und liebenswerter Gast, jeder mit hörenswerter Lebensgeschichte und bedenkenswerten Ansichten.

Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f1.8, 1/60s, ISO 2500, 32 mm
Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f1.8, 1/60s, ISO 2500, 32 mm

Es ist Außenstehenden – vor allem weniger netz-affinen Menschen – schwer zu erklären, warum man wildfremde Leute in seinen eigenen vier Wänden übernachten lässt, sie bewirtet wie alte Freunde, mit ihnen etwas trinken geht und ihnen die Innenstadt zeigt.

Man muss ihn wohl einfach einmal selbst erlebt haben, den Geist dieses weltwumspannenden Netzwerks, in dem so viele Menschen bei aller Unterschiedlichkeit so ähnlich ticken. Und man sich mit der Zeit Vertrauen so nachhaltig aufbauen kann, dass einem ein Gastgeber zur Begrüßung seine Wohnungsschlüssel in die Hand drückt („ich komm dann in acht Stunden von der Arbeit nach Hause, bedien dich einfach am Kühlschrank“, so passiert 2008 auf der Rückreise von der Skandinavien-Tour in Kopenhagen).

Es ist auch gar nicht reine Selbstlosigkeit, die mich bei den „Couch Requests“, den Anfragen nach Übernachtungsmöglichkeit, auf „Yes“ klicken lässt. Es ist im Grunde Eigennutz. Denn auch wenn mancher Gast ein kleines Geschenk mitbringt – das kann ein Stück leckerer Käse aus seiner Heimat sein, ein Kochbuch oder auch ein Kopfhörer von Apple -, geht es nicht ums Materielle. Es geht auch den Gästen nicht ums Sparen von Hotelkosten (jedenfalls nicht den meisten).

Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f1.8, 1/60s, ISO 1600, 32 mm
Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f1.8, 1/60s, ISO 1600, 32 mm

Es geht ums Kennenlernen, ums Berichten, ums Austauschen, ums Erzählen. Ein Stück große weite Welt im Wohnzimmer zu haben, den eigenen Horizont zu erweitern. Ein Freundschaftsband in eine weit entfernte Stadt zu knüpfen – und wer weiß, vielleicht braucht man ja selbst einmal eine Couch in Brüssel, Paris, Lausanne, Nürnberg, im litauischen Joniškis oder toskanischen Pistoia.

Schlechte Erfahrungen habe ich nie gemacht, schöne um so öfter. Fast immer waren zwischen Gast und Gastgeber sofort Vertrautheit und Freundlichkeit da, vor allem bei den „echten“ Couchsurfern, den langjährigen Mitgliedern, den ganz Reiseerfahrenen und Weltenbummlern, denen die Welt das Zuhause ist.

Eins hatten alle gemeinsam, die es im Lauf der Jahre zu mir geweht hat: Es war eine Bereicherung, sie kennenzuerlernen. Und darum freue ich mich schon aufs nächste Mal, wenn in meiner Mailbox ein Couch Request aufploppt. Willkommen in Aachen, unbekannter Freund.

Profiliga

Canon EOS 5D Mark III mit 24-105mm, f4, 1/8s, ISO 3200, 40 mm
Canon EOS 5D Mark III mit 24-105mm, f4, 1/8s, ISO 3200, 40 mm

Ist das nicht ein tolles Foto? Knackscharf, lebendige Farben, präzise abgebildet bis ins feinste Detail. Jeder Stein des Ponttors ist bis in die Poren zu erkennen. Und das bei freihändigem Fotografieren in tiefster Nacht. Trotz ISO 3200 rauscht da nichts. Toll, was Digitalkameras heute alles können, gell?

Aus meiner Sicht hat das schöne Foto nur einen Fehler: Es ist nicht von mir. Beziehungsweise nicht von meiner Kamera. Es stammt von James, meinem Couchsurfing-Gast übers Wochenende. Der Mann aus San Francisco entpuppte sich nicht nur als überaus freundlicher, gebildeter und angenehmer Zeitgenosse. Er hatte auch so ziemlich das Beste an Kamera dabei, was man heute als ambitionierter Amateurfotograf aus der Tasche (in seinem Fall ein Rucksack) ziehen kann: eine Canon EOS 5D Mark III mit 24-105-Millimeter-Zoomobjektiv. (Bilder und ein Video dieser Kombination gibt es hier bei CNet.)

Bei unserem obligatorischen kleinen Stadtrundgang am Freitagabend bot sich die spannende Möglichkeit, diese Spiegelreflex aus der Profiliga einmal mit meiner kompakten Sony Nex-6 zu vergleichen. Und plötzlich sah meine geliebte kleine Systemkamera, bei all ihren hier immer wieder lang und breit besungenen Vorteilen, zum ersten Mal ziemlich alt aus. So bildete sie dasselbe Motiv ab:

Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f1.8, 1/60s, ISO 3200, 32 mm
Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f1.8, 1/60s, ISO 3200, 32 mm

Zugegeben: Meine Kleine schlug sich eigentlich ganz wacker. Auf den ersten Blick – und im kleinen Vorschaubild oben – fallen beim Ponttor-Motiv die Unterschiede in der Bildqualität gar nicht einmal so sehr ins Gewicht. (Den Weißabgleich der Nex hatte ich auf „schattig“ gestellt, daher der Farbunterschied.) Auch war mit dem 32-Millimeter-Zeiss das beste Objektiv meiner Mini-Sammlung drangeschraubt, das zumindest auf dem Papier in puncto Lichtstärke mit seiner Blende 1.8 sogar Vorteile gegenüber dem riesigen Kit-Zoom der Canon mit seiner durchgängigen f4 hat. Hätte ich etwas abgeblendet, wären die Bildränder wohl auch etwas schärfer geworden.

Beim Heranzoomen ans Motiv – hier muss meine Festbrennweite natürlich passen – spielt die Profikamera dann aber natürlich die Stärken ihres Vollformat-Chips aus – ganz zu schweigen von der automatischen Bildstabilisierung:

Canon EOS 5D Mark III mit 24-105mm, f4, 1/10s, ISO 3200, 105 mm
Canon EOS 5D Mark III mit 24-105mm, f4, 1/10s, ISO 3200, 105 mm

Nun gut, irgendwo muss ja auch ein Unterschied zwischen einer Kamera-Objektiv-Kombi für 3500 bis 4000 Euro und einer für 1100 bis 1600 Euro sein. Hier dasselbe Motiv, wie es Letzere interpretierte:

Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f1.8, 1/60s, ISO 3200, 32 mm
Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f1.8, 1/60s, ISO 3200, 32 mm

Ich muss zugeben: Ich war ernüchtert. Wenn James und ich nach dem Fotografieren auf die Zoomtasten unserer Kameras drückten, lagen Welten zwischen dem, was die Displays zeigten. Da blieb mir meist nur ein „whow“.

Andererseits: Bei den besseren Bedingungen ein paar Stunden vorher im helleren Abendlicht lagen wir gar nicht einmal so weit auseinander. So sah die Canon den Blick auf den Hof…

 Canon EOS 5D Mark III mit 24-105mm, f4, 1/30s, ISO 100, 50 mm

Canon EOS 5D Mark III mit 24-105mm, f4, 1/30s, ISO 100, 50 mm

…und so die Sony:

Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f8, 1/15s, ISO 125, 32 mm
Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f8, 1/15s, ISO 125, 32 mm

Hier gefällt mir das Ergebnis der Nex sogar besser. Bei meiner Aachener Lieblingsperspektive sah die Sache dann wieder umgekehrt aus…

Canon EOS 5D Mark III mit 24-105mm, f4.5, 1/40s, ISO 100, 35 mm
Canon EOS 5D Mark III mit 24-105mm, f4.5, 1/40s, ISO 100, 35 mm

…denn das ist bei der Sony etwas dunkel geraten:

Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f4, 1/60s, ISO 100, 32 mm
Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f4, 1/60s, ISO 100, 32 mm

Keine Frage, you get what you pay for. Gerade bei schwierigen Lichtverhältnissen spielt die 5D in einer anderen Liga – und ihre Gegner an die Wand, dank Riesenchip und Bildstabi. Allerdings hat das Spitzengerät – abgesehen von seinem spitzenmäßigen Preis, für den man auch einen Gebrauchtwagen bekäme – noch einen gewichtigen Nachteil: Wuchtige 1,7 Kilogramm wiegt das wasserdichte Magnesiumgehäuse samt Objektiv, von den schieren Ausmaßen ganz zu schweigen. Dagegen tragen sich die 540 Gramm der Sony samt Touit-Objektiv geradezu von selbst. Wie lange ich eine 5D bei den Kölner Lichtern über Kopfhöhe hätte stemmen können, wage ich nicht zu ahnen – was im übrigen auch witzlos gewesen wäre, denn ein Klapp- oder Schwenkdisplay hat die Canon nicht.

Canon EOS 5D Mark III mit 24-105mm, f4, 1/15s, ISO 100, 47 mm
Canon EOS 5D Mark III mit 24-105mm, f4, 1/15s, ISO 100, 47 mm

Nimmt man so ein Trumm von Kamera überhaupt öfter als zwei- bis dreimal pro Jahr aus dem Schrank? Das muss jeder selbst wissen.

Wer seine Bilder in Postergröße an die Wand hängen möchte, ist mit dem 22-Megapixel-Sensor der EOS natürlich besser bedient als mit den 16-Megapixeln der Sony. Wem es dagegen genügt, seine Bilder in digitaler Form anzuschauen, wird selten mehr als rund 2000 Pixel Breite brauchen – und dürfte bei der überwiegenden Mehrzeit der Standardmotive mit dem kleineren APSC-Sensor gar nicht so schlecht fahren.

Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f6.3, 1/25s, ISO 250, 32 mm
Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f6.3, 1/25s, ISO 250, 32 mm

Auch bei etwas schwummerigeren Beleuchtungsverhältnissen, in denen es eher auf Stimmung und Farben ankommt, sind sowohl Canon…

Canon EOS 5D Mark III mit 24-105mm, f4, 1/10s, ISO 100, 32 mm
Canon EOS 5D Mark III mit 24-105mm, f4, 1/10s, ISO 100, 32 mm

…als auch Sony in der Lage, reizvolle Bilder zu erzeugen:

Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f2.8, 1/60s, ISO 640, 32 mm
Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f2.8, 1/60s, ISO 640, 32 mm

(Ich erlaube mir bei dieser Gelegenheit, euch den exzellenten Flammkuchen des La Jeunesse in der Pontstraße wärmstens ans Herz zu legen.)

Was bleibt nach diesem Spaziergang unterm Strich stehen? Die Unterschiede zwischen der Spiegelreflex-Profiliga und einer Edelsystemkamera können selbst bei Alltagsmotiven erheblich sein. Müssen es aber nicht, vor allem nicht bei Schnappschüssen unter normalen Bedingungen. Bei ernsthaft künstlerischem oder professionellem Anspruch, ob Landschafts- oder Sportfotografie, dürfte die Vollformatkamera natürlich ruckzuck in unerreichbare Sphären abheben.

Sollte es also einmal ein paar Tausender auf mein Konto regnen…

….ach nein, dann buche ich lieber einen Flug nach Asien. Nepal vielleicht nochmal, Kambodscha oder Vietnam. Und die Nex stecke ich in den Rucksack. Tolle Fotos bestehen ja doch nur zum Teil aus dem, was Technik und Fotograf hinter der Linse zustandebringen. Der Rest ist immer noch das, was sich davor abspielt.

Nächtliches Theater

Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f22, 25s, ISO 100
Sony Nex-6 mit Zeiss Touit 1.8/32, f22, 25s, ISO 100

Oben: Ein erster Versuch mit Langzeitbelichtung.

Unten: der Versuchsaufbau. Die „Touchless Shutter“-App der Sony ist schon nett: Man wedelt mit der Hand vor dem Annäherungssensor am Sucher (der von Display auf Sucher umschaltet, sobald man die Kamera ans Auge hält) und betätigt so den Auslöser. Keine Erschütterung, kein Warten auf den Selbstauslöser, kein Gefummel mit irgendwelchen Kabeln oder Fernsteuerungen. Danke, Sony.

Nachttheater230917

Auf ein Neues

1772_350.000km

Eher zufällig fällt es mir auf dem Rückweg auf, als ich kurz auf den Tacho des Moorbraunen sehe: Oh, mal wieder größer genullt. (Apropos größer: Wer ebenfalls die Anschaffung einer Gleitsichtbrille vor sich herschiebt: Die Fotos hier lassen sich seit Neuestem zu einer Galerie großklicken.) Zwar sind 350.000 Kilometer natürlich kein schöner, runder Hunderttausender und auch noch ein ganzes Stück entfernt von der ganz großen Sechsernull, aber immerhin. Mehr als achteinviertelmal um die Erde, auch keine ganz runde Rechnung, aber immerhin. Auch halbe Nuller darf man feiern, manche Leute werden dieses Jahr 45…

Wo war ich? Ach ja, am Grünen Weg in Aachen. Während der Diesel am Straßenrand friedvoll vor sich hinnagelt und ich für das Erinnerungsfoto mit der Kamera unterm Lenkrad durchpeile, wandern ein paar Erinnerungen durch meinen Kopf. Die Touren durch Schottland 1993, 1995 und 2009. Die Provence 2001. Der Nordlichterbesuch 2007. Luxemburg 2012. Immer wieder Ornbau. Die Flucht über die Sprungschanze aus dem Steinbruch. Die große Umdieselung, die Getriebewechsel, die ungezählten Nächte in der Werkstatt. Und, und, und…

Seit 22 Jahren fahren wir jetzt durch dicke und dünne Zeiten, er und ich. Dabei kann ich noch nicht mal behaupten, dass der Schokoladenfarbene den längsten Teil seines Weges unter meinem Hintern zurückgelegt hat. Mit 179.000 Kilometern auf der Uhr habe ich ihn gekauft, damals, im Frühjahr 1993. Sind also noch gute 8000 zu fahren, bis er mehrheitlich „mein“ Auto ist. Von der Lebenszeit her ist er es natürlich längst – zwölf Jahre alt war er, als ich ihn kaufte, heute ist er 34. Also, auf ein Neues. Bei der halben Million feiern wir größer.

Wo war ich? Ach ja, beim Joggen. Mal wieder. Ich hatte bei der letzten Runde neulich das Gefühl, die Möglichkeiten des jüngsten Neuzugangs in meiner kleinen Objektivsammlung, des 20-Millimeter-Weitwinkels Sony SEL 20f28, noch nicht ganz ausgereizt zu haben. Also, auf ein Neues.

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Das erste Erfolgserlebnis wartet schon kurz nach der Überquerung des Beverbachs – ein Überholmanöver! Man ist in dieser Hinsicht ja nicht allzu verwöhnt, so als Dieselfahrer über 40 (Jahre, nicht km/h!) – jedenfalls nicht im Part des Aktiven beim Überholvorgang. Weit scheint der schleimige Geselle seit unserem letzten Treffen am 5. Juni nicht gekommen zu sein. Dafür ist er ähnlich zielstrebig auf der Strecke unterwegs…

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…wie dieser Herr hier, der mich, nun ja, ziemlich aktiv überholt. Mein Seitenblick in Vorbereitung eines netten „Guten Abend“ bleibt unerwidert: Der flotte Geselle trabt in voll verkabelter iPod-Trance seines Weges. Kann man natürlich machen. Aber dann hört man die Vögel nicht, das Rauschen der Blätter und das Rascheln im Unterholz, wenn man Bewohner aufschreckt, die etwas schneller in Deckung wuseln als Mister Nacktschneck.

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Man kann nie das selbe Foto zweimal machen, sinnierte ich bei der Runde neulich, als es schon zu dunkel war, um das Foto mit dem Joggingschuh vom 12. Mai noch einmal mit mehr Tiefenschärfe nachzustellen. Das bestätigt sich heute erneut: An der Kurve, wo so hübsch die Abendsonne durch die Bäume auf den Boden fällt, ist das Motiv vom letzten Mal buchstäblich vom Erdboden verschwunden: Das Kraut am Wegesrand ist gemäht worden.

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Motive gibt es trotzdem, denn die Sonne scheint auch anderswo.

1698-Baumtunnel

Dann schluckt uns der Tunnel, die Sonne taucht endgültig hinter die Baumkronen ab –

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– wobei interessanterweise auch eine der Baumkronen abgetaucht ist…

…und schließlich ist unsere kleine Abendrunde durch den Öcher Bösch zu Ende. Wieder anders, wieder einzigartig, wieder einfach nur schön. Morgen oder wann heißt es wieder: Auf ein Neues. Für den Moorbraunen und all die anderen, die auf der großen Straße unterwegs sind. Ob im Schneckentempo oder im Sprint. Und die noch so viel vor sich haben.