Für eines der großen Medienhäuser der Republik zu arbeiten, birgt bestimmt den einen oder anderen Reiz. Visitenkarten mit den Logos von Spiegel, Stern und Süddeutscher öffnen vermutlich mehr Türen und Münder als eine des Grevenbroicher Tageblattes, (wisst ihr Bescheid, Schätzchen).
Auch auf dem Klassentreffen ist der Neidfaktor sicher höher, wenn man auf die Frage des prolligen Ex-Banknachbarn „was machst’n du jetzt so?“ knapp antworten kann: „Zeit„. Auch wenn es dann erstmal heißt „joah, viel Zeit ist echt’n Vorteil, so ohne Job“.
Doch die großen Konzerne, sie haben auch ihre Nachteile. Da sind die endlosen Fußmärsche vom Firmenparkplatz bis ins eigene Büro, lauwarme Latte Macchiatos in der Betriebskantine und interessant riechende Personen im Aufzug. Vor allem aber führt die Anonymität eines solchen Mammutbetriebes zu bisweilen gar lustigen Situationen. So wurde Roland Peters etwa, Online-Redakteur des Tagesspiegels, einmal gar für einen Kriminellen gehalten. Als er mit einem Praktikanten fernab seiner vertrauten Korridore im Haus unterwegs war, warnte sofort eine E-Mail die Mitarbeiter des Hauses, ihre Wertsachen wegzuschließen:
„Es sind in der EDV gegen 16.40 Uhr zwei betriebsfremde Personen angetroffen worden, die wir nicht genau einordnen können.“
Wieviel familiärer geht es doch hier beim Zeitungsverlag zu. Zugegeben, auch ich habe in meinen ersten Wochen in Fluren und Treppenhäusern den einen oder anderen teils prüfenden, teils verwirrten Blick geerntet. Mittlerweile scheinen sich aber alle an das Nordlicht im Westzipfel gewöhnt zu haben.
Kein Grund also, von Hamburg, Berlin oder München zu träumen. Und der Weg vom Parkplatz zum Büro ist auch viel kürzer.