Die Wiederauferstehung: Vorspiel

Frühjahr 2005. Nachdem mein roter VW Golf II den zweiten Anlasser innerhalb weniger Wochen durchgebrannt hat (es ist insgesamt der dritte oder vierte), ist guter Rat teuer. Nochmal Geld in den Golf investieren? Nein. Der Benz muss wieder flott gemacht werden! „Statt für 200 oder 300 Euro dem Golf in einer Bielefelder Werkstatt einen neuen Anlasser zu verpassen, stecke ich das gleiche Geld lieber in das Coupé“, denke ich. Wie naiv Menschen sein können.

Also macht sich Siggi an die Arbeit. Die Steuer für einen nicht schadstoffarmen 240er-Diesel beträgt seit 1. Januar 2005 übrigens 901 Euro im Jahr. Bei Euro 1 wären es immer noch 656 Euro, aber ich war jahrelang im Glauben, für eine Euro-1-Einstufung des als Eigenbau geltenden Wagens müsste ein 1.500 Euro teures Einzel-Abgasgutachten gemacht werden.

Das scheint sich geändert zu haben: Wie mir Herr Spannagel vom Katalysatorhersteller Matrix versichert, bezieht sich die Euro-1-Einstufung auf alle Karosserievarianten des 123ers mit 240D-Motor. Er ist sogar so nett, mir schriftlich zu bescheinigen, dass mein Wagen mit meinem Motor und seinem Kat auf Euro 1 kommt.

Die immerwährende To-Do-Liste

Dies haben wir noch vor uns.

Außen:
– Motorhaube ausbeulen, Roststellen beseitigen, Dämmmatte rein
– neue Dichtung für den Kofferraumdeckel
– Scheiben in den Türen neu ausrichten (Beifahrerseite: Spalt)
– Fensterchrom A- bis C-Säule tauschen
– Beifahrer-Spiegelglas (asphärisch?)
– Tankeinlassdichtung Viton einbauen
– Alle Wasserabläufe säubern
– Zierleisten rundum nachschwärzen
– Stoßstangenecke vorne (u. hinten) links neu, vorne Gummieinsatz neu
– abgeblätterte Farbe am Kofferraumschloss ausbessern
– Gummi-Lippe in Tankdeckelöffnung gegen Pöl-Sabbern

Motor & Fahrwerk:
– Getriebeschaltstangen neu einstellen
– Kupplungsausrücklager neu
– Kardanwelle wuchten lassen (Müller, 100€)?
– neue Getriebetraverse
– Traggelenk-Gummis vorne neu
– längere Tachowelle 5-Gang
– K&N-Filter mal drehen, weiß markieren
– neuen großen Wischwasserbehälter einbauen
– Lima abschaltbar machen über Kickdown-Schalter
– neues Batterie-Halteblech (vorher braun lackieren)
– Innenkotflügelschrauben im Motorraum versiegeln (Farbe)
– Filterkasten (mit Matte/Blech), Auspuffkrümmer und Luftansaugrohre (mit Band) isolieren
– „Diesel Sound Shield“-Matte selber basteln
– Scheinwerferstrom direkt von Batterie
– geht das Ölkühlerthermostat?

Innenraum:
– Rückbank Stoffbezug reparieren
– Rückbank 2. Dämmmatte einbauen
– Seitenwand-Polster hinten rechts befestigen
– Sonnenblenden-Blende kleben
– Intervall-Wischer reparieren
– Tempomat ans Laufen kriegen
– Anzeige für Glühkerzenstrom einbauen
– Zigarettenanzünder anschließen (Rückbank, Handschuhfach)
– Kippschalter für E-Lüfter beleuchten, Antennenschalter rein
– Handschuhfachschloss reparieren
– Ölflecken Kardantunnel Fahrerfußraum
– Außentemperaturanzeige (Anschluss: blau-grau: Klemme 58d (Innenbeleuchtung, Heizungsregelerbeleuchtung, rot-schwarz: Klemme 15 – 12V von Sicherung 6)
– Überblendregler anschließen
– 220-Volt-Konverter einbauen

– alle Stoffe imprägnieren
– Estrichgitter unter Beifahrerfußmatte nähen
– Teppich Kardantunnel Beifahrerseite: Maschen ersetzen
– Armaturenbrett, Kardantunnel, Rückbank: dämmen

Pöl-Spezifisches:
– Schlauchklemme an Druckanzeigenschlauch
– dicke Spritleitungen, Umbausatz Spritfilter
– Überströmventil und Vorförderpumpe tunen
– Entlüftungsleitung des Tanks ist gebrochen
– Benzinhahn vor Vorfilter
– Bosch-Elektrovorheizer umbauen und einbauen

Teile vom Schrott/Schlachter (bei Gelegenheit):
– Stoßstangenecke vo. und hi. Fahrerseite (40€)
– Vorderrohr 200T hat ein Y-Stück 2-in-1
– Scheinwerfer-Wischwasch (100 €)
– neuer Fahrergurt
– Chromkappen Doppelauspuff
– Innenverkleidung beige, alles
– Kippschalter-Leiste Zebrano
– 240TD-Schild
– guter LuFiKa-Deckel
– Lichtwellenleiter Mittelkonsole
– großer Ölkühler (60,-) + Schläuche

Werkstatt:
– Kabel von Anlasser zum Sicherungshalter Stehwand dicker
– Rost im Lampentopf Fahrerseite (Winkelblech?)
– Stoßstange vorne entrosten und konservieren (Gummi tauschen!)
– Schweller und Lufteinlass grau lackieren
– Klammer Stoßstangen-Gummi-Blech (Scheinwerfer Beifahrers.)?
– Auspuffkrümmer mit Hitzeschutzband isolieren
– Unterdruckschlauch Tempomat anschließen
– Wartungsfuge Scheinwerfer/Kotflügel m. Karosseriewachs füllen
– 2. Thermofühler mit Adapter einbauen

Mercedes-Stützpunkt:

– neuer Fahrergurt
– Dichtring Temperaturfühler Zylinderkopf 240D
– Plastikabdichtung Radhaus Fahrerseite (wo das Gummi dran ist)
– Preis LuFiKa-Deckel?
– Clipshalter für Chromleisten auf Türen

Teilehändler:
– 0,5 oder 1 A Flachstecksicherung in fliegenden LiMa-Halter
– Schlauchklemme für Druckanzeige (Fa. www.tbs-aachen.de)
– neues Batterie-Halteblech
– Carglass: Fensterdichtung vorne mit Fett abdichten
– Auto-Polsterer: Rückbanklehnen-Stoff zwischen Sitzen nähen
– Dressler Spezialhandel: Unterfahrschutz (Innenkotflügel hinten?)
– Pro-Disc Bremsscheibenschoner

Die immerwachsende Done-Liste

Dies haben wir schon hinter uns.

Dezember 2016
Neue Reifen hinten

Juli 2013
Neue pölfeste Gummimanschette für den Tankeinfüllstutzen

August 2012
Türfensterchromleisten gewechselt, Fahrerspiegel gewechselt, Spiegeldreiecke gewechselt, Fenstergummileistenabschlüsse neu

Juni 2011
Unterboden: Längsträger und Schwellerspitzen geschweißt

Mai 2011
Neuer Mittelschalldämpfer, Vorderrohr gekürzt

August 2010
Neue Reifen vorne

Oktober 2009
Generalüberholte Bremssättel vorne

August 2009
Neue Stoßdämpfer vorne
Kühlermaske überholt
Motoranschlag unten neu
Getriebeöl gewechselt
Neues Gepäcknetz an Sitz

Mai 2009
Neues Lederlenkrad
Neuer Teppicheinsatz im Fußraum Fahrerseite

Januar 2009
Neuer Kofferraumdeckel

Juli 2008
Neue Dichtung zwischen Luftfilterkasten und Ansaugbrücke

April 2008

Kurbelwellen-Simmerring erneuert, Motorraum gereinigt

Oktober 2007
Differential durch ein nicht heulendes ersetzt
Hardyscheiben neu
Koppelstangen am Hinterachs-Stabilisator neu
Querträger über Hinterachse entrostet und versiegelt
Motorspülung

September 2007:
Schloss Beifahrertür repariert
Fahrersitz aufgepolstert
Unterdruckpumpe ist dicht
neue 100A-Batterie

August 2007:

Neuen Auspuffkrümmer
Leerlaufdrehzahl-Regulierung repariert
Öl der Servolenkung gewechselt, Filter neu
Scheinwerfer eingestellt
Grünkreuz-Aufkleber auf Erste-Hilfe-Kasten-Deckel
Leckölleitung mit T-Stück an Rücklauf angeschlossen
Kupplungsnehmerzylinder neu
Ventile eingestellt
Einspritzdüsen neu, 265er, 135 bar Druck
Förderbeginn auf 26,5 Grad verstellt
Volllastfördermengenschraube Vierteldrehung aufgedreht
Vitonringe in Einspritzpumpe
Gasgestänge neu eingestellt
Kohlen in Lima-Regler neu
Klemme W in Lima gelötet
Drehzahlmesser angeschlossen
Druckanzeige hinter Spritfilter angeschlossen
Unterdrucksystem repariert (Bremse besser, Sitze verriegeln)
Anhängerblinkkontrollleuchte neu angeschlossen

Juli 2007:
Zwei neue äußere Spurstangen vorne
Spur neu eingestellt
Bremsscheiben hinten neu
Bremsklötze hinten und Befestigungssatz neu
Reifen hinten neu
Tacho für 3,69er Differenzial
240CD-Schild

Juni 2007:
Heckpartie und Radläufe ausgebessert und neu lackiert
Kofferraumbereich mit Schutzwachs versiegelt
Reserveradmulde ausgebeult
Neues 717.400-Getriebe eingebaut
Korrekte Schaltkulisse für 717.400-Getriebe eingebaut
3,69er-Differnzial eingebaut, Öl neu, Lärm-Additiv rein
Neues Stück Kardanwelle (mit Schwingungstilger)
Schwarze Stahlfelgen mit lackierten Chromradkappen
Sicherungshalter Motorraum-Stirnwand neu, jetzt doppelt
Wasserablauf-Schlauch an Motorraum-Stehwand neu
Wasserablauftülle am Schweller neu
Heckstoßstange gewechselt
Anlasser gewechselt

Oktober 2006:
Kupplungsgeberzylinder neu

Juni 2006
Ölwannendichtung neu

Mai 2006:
Stoßdämpfer hinten neu (mit Drei-Noppen-Distanzgummis)
Innenkotflügel vorne
Heckscheibendichtung neu
Chromrahmen Heckscheibe getauscht
Hutablage gereinigt
Blumenvasenhalter
Bremsschläuche mit Distanzgummis zum Radhaus abgesichert
neue Zebrano-Holzleiste übers Armaturenbrett
Chromkappe für Drehzahlmesser jetzt korrekt
Doppelte Wischwasserdüse für Beifahrerseite
Ventildeckeldichtung neu
Dichtung Scheinwerferglas Fahrerseite neu
Tempomatteile eingebaut

April 2006:
Klebstofffleck Beifahrerfußmatte gelöst
L-förmiger Gummistutzen auf Ventildeckel neu
Gasgestänge mit Tempomathalter
Lenkrad-Zentrierschraube neu

November 2005:
Türen und Kotflügel mit Schutzwachs behandelt
Motorlager neu
Elektrolüfter an Kippschalter angschlossen

September 2005:
80-Liter-Tank
Elektrolüfter angeschlossen
K&N-Luftfilter
Magnetische Ölablassschraube
Neuer Getriebe-Haltebock auf Traverse
Neuer (dünner Diesel-)Tankschlauch
Spritfilter in Wasserleitung eingesetzt
Schwarze Scheibenwischerarme
Neue Chromleiste auf Beifahrertür
Chromkappe der Antenne neu ausgerichtet

August 2005:
Kopfstützen in der Rückbank nachgerüstet
Alle Sicherungen neu

Juli 2005:
Elektrolüfter eingebaut
Zebrano-Kippschalterleiste neu (Bramsche)
Luftfiltergehäuse neu
Kühlerplakette neu

Juni 2005
Neue Türen inkl. Lackierung
Oxi-Kat mit neuem Vorderrohr
Becker-Radio eingebaut
Zwei neue Gummileisten auf den Schwellern unter den Türen
Dreifachinstrument auf Tank-Temp-Oel umgebaut
Chromkappe auf Auspuff

Mai 2005:
Neue Kotflügel inkl. Lackierung
Neue Schnellglühkerzen mit Nachglüh-Relais
Bremsscheiben vorne
Bremsbeläge vorne

Luftleitblech zwischen Kotflügeln neu
Kühlerträgertraverse neu
Beide Haltebleche für Stoßstangengummis neu
Tankdeckel-Haltepuffer neu

April 2005
Neue Lima-Spannschraube

An der schönen blauen Donau

Juli 2004. Nach drei Jahren, in denen ich hauptsächlich Falken geflogen bin (Falken mit 65-PS Limbach, Falken mit 80 PS Rotax und Falken mit 100 PS Rotax) gibt es endlich mal wieder einen interessanteren Flug zu erledigen. Peter rief an: Eine DA40 TDI ist von Wiener Neustadt nach Egelsbach zu fliegen. Da simmer dabei!

DA40 in Wiener Neustadt

Das ist das Schätzchen. Endlich wieder ein Viersitzer mit ordentlich Platz im Cockpit. Noch dazu die mit Abstand modernste Maschine, die ich je gesteuert habe. Allein der Engine Check mit automatischem Run-Up ist eine andere Welt.

Der Thielert-Diesel in der DA40

Das ist ihr Herzstück: Der 1,7-Liter-Centurion-Diesel von Thielert, der höchstentwickelte Kolbenmotor der General Aviation.

Über der Donau

Nach dem Start in Wiener Neustadt (LOAN) geht es immer die Donau hoch. Eigentlich ganz einfach.

Kein Pilot ohne Sonnenbrille

Ordentlich Platz im Cockpit hat man natürlich auch, wenn man fast 30 Kilo abgespeckt hat. Endlich mal Fotos, auf denen ich nicht zu viel Kinn habe (vgl. Florida, vgl. Kanada). Und für die Weight & Balance ist das auch besser.

Gelandet in Vilshofen

Zwischenlandung in Vilshofen (EDMV). Der Platz liegt derart unmittelbar am Fluss, dass man in der Platzrunde schon ganz genau hinschauen muss. Je nach Lichtverhältnissen ist das große Graue vor einem nämlich doch nicht die Bahn.

Vilshofen: Stadttor

Während an der Maschine irgendwas gemacht wird (Zoll, Werkstattarbeiten, ich hab’s vergessen), gucken wir uns die Stadt an. Im Bild das imposante Stadttor. Das Nest sieht aus wie eine Touristenfalle.

Ritter Alain in Vilshofen

Was es mit diesem blechernen Gesellen auf sich hat, wird hier erklärt.

Marc glüht schon mal vor...

Meanwhile ist das Dieselross fertig. Letzte Flugvorbereitungen…

…dann ab in die Luft mit uns.

DA40 gestartet

Zugegeben, das bin nicht ich, der da fliegt. Da drehte jemand noch ein paar Platzrunden, bevor wir übernahmen.

Peter und ich nutzen das zweite Leg, um mir ein Biannual Flight Review zum Erhalt des US-PPL zu verschaffen. Jetzt bin ich wieder zwei Jahre lang current und darf N-registrierte Maschinen fliegen.

Nach einigen Übungen unter dem Motto „wie fliege ich möglichst nahe an Frankfurts Air Space Charlie ohne ihn tatsächlich zu berühren“, landen wir in Frankfurt-Egelsbach (EDFE). Bei diesem Platz habe ich immer ein etwas mulmiges Gefühl – wenn man im Queranflug etwas zu weit nach Norden gerät, sieht man statt einer Piste im Endteil gleich zwei, und zwar zwei richtig große und breite.

Nichts reimt sich auf Käse

Ganderkesee Schild

Ein friedlicher Nachmittag auf dem Verkehrslandeplatz Ganderkesee bei Bremen. In der Luft liegt das Zwitschern von Vögeln und das Zirpen von Grillen. Na gut, es ist der 23. Februar 2002, also keine Insekten und kein Geflügel. Aber friedlich ist es trotzdem.

Landeanflug

Ein Zaunkönig starrt versonnen in den Himmel. Doch was ist das dort?

Kurz vorm Aufsetzen

Ein Vogel? Ein Flugzeug?

Landung

Nein, weder noch! Es ist…

Anrollen

…ein Motorfalke.

Angerollt

An sich gehören Mofas und andere Einspurfahrzeuge ja auf den Radweg.

Herbeigerollt

Erstaunlich, dass zwei Brocken wie Jochen und ich in dieses winzige Cockpit passen.

Schieben

Wer seinen Falken liebt, der schiebt.

Einpacken

Nach kurzem Kaffeeaufenthalt geht es wieder zurück nach Porta. Meine Mutter guckt etwas skeptisch. Zu Recht.

Abflug

Dann heißt es: Ab in die Luft. Wie man sieht, ist der Falke durchaus fähig, aus eigener Kraft abzuheben…

Abdrehen

…und sogar abzudrehen. Zurück bleiben ein paar friedliche – wenn schon nicht Vögel, dann doch wenigstens Cessnas.

Das Interregnum (2001-2005)

Die dreieinhalb Jahre zwischen Oktober 2001 und April 2005 sind das traurigste Kapitel in der Geschichte des Autos. Wind und Wetter ungeschützt ausgesetzt, steht der Wagen auf dem Hof der Werkstatt von Siggi H. bei Osnabrück. Während meines Volontariates und der bewegten Zeit davor und danach habe ich weder Geld für eine Garage, noch welches für die Kfz-Steuer, noch Lust auf die Arbeit, die der Wagen macht.

Für den Moorbraunen bleibt das nicht ohne Folgen. Kupplungsnehmerzylinder und Moll-Batterie (gekauft im März 96) geben ihren Geist auf. Auspuff- und Anhängerkupplungs-Chromblenden werden geklaut, der Stern abgebrochen. Das Schloss der Fahrertür rostet fest. Moos wuchert auf Dichtungen und in Ritzen und überzieht die Scheinwerfer.

Immerhin hält das Colorglas das Innenleben vor der zerstörerischen Wirkung der UV-Strahlen geschützt. Die beiden kleine Risse im Armaturenbrett vergrößern sich nicht weiter. Auch sonst trotzt das Zweitserienblech den Unbilden der Witterung erstaunlich gut.

Siggi lässt den Motor gelegentlich laufen und bewegt den Wagen mehrmals hin und her, damit er nicht völlig einrostet.

In der Provence

Dann ist es endlich wieder mal Zeit für eine große Reise! Auf zur (fast) dreiwöchigen großen Frankreichfahrt vom 9. bis 29. September.

benni19

Gründlich vollgepackt / steht er da / und wartet auf den Start / alles klar…

benni21

Nur ein Pack-Genie bekommt Zelte, Schlafsäcke, Campingausrüstung, Klamotten und Verpflegung so ordentlich in den Kofferraum.

benni22

Das wohlausgestattete Cockpit. Das Parken wird zum Ritual: Lenkradklemme dran, Handy ab, GPS runter, Sonnenschutz vors Fenster, Handschuhfach auf…

Über Luxemburg geht es in die Provence, wo wir drei Wochen lang kreuz und quer durch die Landschaft fahren.

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Tief duckt sich der vollgepackte Wagen in die Federn. Ein bereits aus Schottland bekanntes Problem. Was auffällt: Die Zigeu Radchromleisten fallen ganz schön auf.

benni18

Die herrliche Gegend – hier Les Baux – entschädigt für alles.

glanum

Römergedöns allüberall: Die Siedlung Glanum wurde sogar schon von den Griechen gegründet.

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Kirchengedöns nicht minder: Der prächtig-protzige Papstpalast (das sind fünf P’s!) von Avignon…

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…und die bekannte Brücke dortselbst, auf der niemand tanzte.

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Auf dem Campingplatz…

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…wird die Kunst des Kofferraumpackens zu immer höherer Vollendung gebracht.

Gesamtstrecke: vielleicht 4.400 km. Das Fahren dort ist herrlich. Wundervoll auch die niedrigen Verbräuche von bis zu 7,4 Liter (im 5. Gang mit 90 über schmale Landsträßchen). Dreimal schaffen wir mit einer Tankfüllung 800 km. Danach passten aber auch jeweils etwa 60-63 Liter in den 65-Liter-Tank – es war also recht knapp.

Auf Rückfahrt rasselt es allerdings besorgniserregend. Wieder in Deutschland stellt sich heraus: Es ist nur eine locker gewordene Auspuffschelle.

Die Fahrt war leider eine Art Schwanengesang. Am 22. Oktober 2001 (283.819 km) wird der Braune wieder abgemeldet. Diesmal für lange, lange Zeit.

Auf zu neuen Fahrten

9. August 2001. Sagte jemand, München wäre ein teures Pflaster? Bielefeld ist ein noch viel teureres, vor allem das Stück vor dem Haus Detmolder Straße 365. Satte 30,- DM kostet es mich, mit dem Moorbraunen vor der eigenen Haustür zu parken, „obwohl dies weder durch Zeichen 315 noch durch eine Parkflächenmarkierung erlaubt war“.

17. August (275.800 km): Lustiges Keilriemenraten bei ATU: Der Keilriemen der LiMa (oder eher die Servolenkung?) muss neu. Aber welche Länge braucht ein umgedieseltes Coupé? 1175 mm sind zu kurz, 1250 mm zu lang. 1200 x 13 passt, ist aber immer noch ein Stückchen zu lang. 1220 wären ideal, die hätten auch genug Raum zum Spannen. Sind aber nicht da.

Große Innenraumwäsche im Hof der neuen Wohnung in der Heinrichstraße. Alle Verkleidungen werden gescheuert. Am Scheinwerfer links werden beide Dichtungen erneuert (sie zogen Wasser), das Glas wird gereinigt. Beide Kennzeichenleuchten kommen neu, der Dimmer für die Tachobeleuchtung wird gewechselt. Vier neue Einsätze für die Fensterkurbeln von Mercedes (40,- DM) lassen gleich den ganzen Innenraum viel besser aussehen. Das hätte ich schon viel früher machen sollen!

Noch eine Portion Autoelektrik gefällig? Ein originales altes Becker-Radio von der Osnabrücker Autoverwertung F. – es stammt wohl aus der W126er S-Klasse vom Chef höchstpersönlich – wird eingebaut. Und dabei offenbar gleich wieder durch Kurzschluss gehimmelt.

Ein Zigarettenanzünder kommt ins Handschuhfach (für das Handy-Ladekabel), dazu noch eine Zigaretten-Dreiersteckdose in den Aschenbecher hinten, um Kühlboxen oder dergleichen anzuschließen. Eine neue Hirschmann-Automatikantenne wird eingebaut, die alte ist wohl beim Einbau des Beckerradios durchgebrannt.

Und am 8. September wird noch das nagelneue Gepäcknetz an die Rückwand des Beifahrersitzes genietet. Ich hatte es etwa 1996 für 60,- DM bei MB neu gekauft, mein Mitbewohner Hauke vermutete, dass ich der einzige Mensch sei, der das Ding je neu erworben hat.

Besuch in München

Sommerzeit, Reisezeit, Coupézeit. Am 12. Juli 2001 werden wieder mal die Nummernschilder an BI-YJ 727 geschraubt.

Anfang August geht es zu einem Besuch nach München.

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Schloss Nymphenburg…

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…bietet eine standesgemäße Kulisse für moorbraune Coupés.

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Doch nicht einmal auf der Auer Dult…

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…entkommt man dem Griff Bielefelds.

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Ich flüchte mich ins Deutsche Museum, wo neben dieser Junkers…

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…auch die wunderbarste Lokomotive der Welt steht, die „Landwührden“ der Großherzoglich Oldenburgischen Eisenbahn.

Ich gebe es ja zu: Auch Grün kann eine schöne Farbe sein. Mit dieser Erkenntnis geht es zurück an den Teuto.

Kanada, Land des Wassers

Februar 2001. Ganze zweimal bin ich in die Luft gekommen, seit ich im Dezember 1999 den Schein gemacht habe. Das soll jetzt anders werden, und zwar richtig. Zwei Katanas müssen zur Überholung von Denver in das Herstellerwerk im kanadischen London gebracht werden. Natürlich nicht im Container. Es sind ziemlich genau 2000 Kilometer, die da zu fliegen sind – einmal halb durch die USA. Der Clou: Es sind keine braven europäischen DA20 mit 80-PS-Rotaxen unter der Haube. Es sind C-1 Evolutions mit 125-PS-Continental IO-240.

Flughafen Charles de Gaulle

Zusammen mit Holger fliege ich über den Teich. Schon beim Zwischenaufenthalt in Paris steigt die Fliegerstimmung: Die Architektur des Terminals am Aéroport Paris-Charles-de-Gaulle ist spektakulär. Die sanft gewölbte Betonhalle krümmt sich wie ein Flügel, der Grundriss wirkt wie ein Vogel. Das können sie, die Franzosen. Das hat Weltniveau. Daneben wirkt der nüchtern-rechteckige Klotz von Münster-Osnabrück so architektonisch mutig wie ein Ziegelstein.

Pontiac Aztec

In Kanada herrscht tiefster Winter. Doch auch die heftigen klimatischen Verhältnisse sind keine Entschuldigung, ein so grauenhaft hässliches Auto wie den Pontiac Aztec zu kaufen. Tröstlich ist nur die Aussicht, dass er auf den intensiv mit Salz gestreuten Straßen nicht lange überleben wird.

Als der Wetterbericht besser wird, nehmen Peter, Holger und ich einen Linienflieger nach Denver. Das liegt ziemlich weit im Westen, in Colorado, am Fuß der Rocky Mountains. Gibt leckere Chicken Wings mit Honey Mustard Sauce dort.

Katanaformation

Am nächsten Morgen. Nach einer kurzen Einweisung am Denver Centennial Airport (KAPA) – wegen seiner Höhenlage auch „Mile High Airport“ genannt – machen sich zwei Katanas auf den Luftweg nach Osten.

Formation fliegen macht Spaß. Da wir auf der selben Frequenz funken, ist enges Zusammenfliegen kein Problem und ich schieße Fotos am laufenden Band. Zuhause wird die Enttäuschung dann groß sein: Die Kamera hat sich bei 90 Prozent der Aufnahmen auf das Glas der Haube eingestellt. Die Bilder sind fast alle völlig unscharf.

Fliegerhelden

Wenigstens ein paar Motive werden brauchbar. Wenn ich mir auch bei diesem hier im Kinnbereich durchaus etwas Unschärfe gewünscht hätte.

Katana in the Sky

Nachdem die anfängliche Nervosität weg ist, macht der Flug richtig Spaß.

Quadratelandschaft

Die Gegend ist allerdings eher eintönig. Staaten wie Kansas, Nebraska, Missouri und Iowa heißen nicht ohne Grund „Flyover States“. Nach dem erstem Leg – knapp zweieinhalb Stunden – bringe ich unseren Zweisitzer in Kearney Municipal, Illinois (KEAR) heil auf die Piste.

Landschaft, USA

Zweites Leg: In genau drei Stunden nach Moline-Quad City (KMLI), ebenfalls in Illinois.

Katana in the Sky, 2

Im Abendlicht der untergehenden Sonne haben wir ausgiebig Gelegenheit, mit unseren Einmots herumzuspielen. Die vergoldeten Wolken bieten einen spektakulären Anblick. Leider sind auch aus dieser Fotoserie fast alle Bilder misslungen.

Wir übernachten in Moline und entdecken ein Restaurant mit überaus mittelprächtiger US-italienischer Küche (Nudeln, Tomatensoße und Unmengen von Käse) zu überaus heftigen Preisen.

Haubentauchen am Rotax

Am nächsten Morgen gibt es Startprobleme. Unsere Katana springt gleich an, die von Peter dagegen zickt. Orgeln mit Choke, ohne Choke, mit Gas, ohne Gas… bis die Batterie leer ist.

Moline Airport Lounge

Gelegenheit, sich auf dem Airport ein bisschen umzugucken. Die Lounge verströmt mondäne Atmosphäre. Hier fühlt man sich als Pilot gleich ernstgenommen…

Gesellschaft auf dem Vorfeld

…jedenfalls, wenn man so etwas fliegen würde. Illustre Gesellschaft auf dem Vorfeld.

Starthilfe

Wir aber sind ja etwas bescheidener unterwegs. Inzwischen ist der Starthilfewagen da und der Continental nimmt endlich seine Arbeit auf. Wir starten. Das erste Leg des zweiten Tages führt nach Fort Wayne International (KFWA) an der Grenze zwischen Indiana und Ohio.

Flusslandschaft

Ein Fluss unterbricht die eintönige Quadratestruktur der Landschaft.

Eriesee

Der Eriesee. Zum ersten Mal überquere ich ein größeres Gewässer. Auch wenn wir nicht viele Meilen ab vom Ufer sind, ist es ein merkwürdiges Gefühl: Jetzt ist man dem Vierzylinder-Boxermotor da vorne völlig ausgeliefert. Wie wird sich da erst Charles Lindbergh gefühlt haben?

Eriesee aus der Höh'

Das Ufer ist wirklich, wirklich weit weg. Die Dinger heißen ja nicht ohne Grund „Great Lakes“.

Großer See, großes Ufer

Das Ostufer – oder sagt man Ostküste? Die seltsam Marmorierungen des Bodens an der Uferzone können wir uns nicht erklären. Möglicherweise ist es Watt bei Ebbe.

Folgen Sie diesem Flusslauf

Nach dem Überqueren der kanadischen Grenze gehen wir tiefer und folgen einem Flusslauf. Plötzlich knallt es, Federn fliegen um’s Cockpit. Birdstrike! Der Motor läuft weiter – nichts passiert! Der Vogel wird dazu natürlich eine andere Meinung gehabt haben.

Im Anflug auf London

Je weiter wir nach Nordosten kommen, desto mehr Schnee liegt am Boden. Wir gehen in den Landeanflug auf London International. Welcher Pilot träumt nicht davon, einmal in London zu landen? Sprechen Sie den Stadtnamen englisch aus, dann klingt es noch schöner.

Charles Lindbergh nach der Landung (Update)

Nach dem Ausrollen. Während Peter die Zollformalitäten erledigt, fotografieren Holger und ich uns gegenseitig vor unserer Spirit of St. Louis.

Birdstrike

So sieht also ein Birdstrike aus. Willkommen in Kanada!

Kiss 'n Fly Dropoff Zone

Dieses Schild vor dem Flughafengebäude richtet sich nicht an Päpste, die nach der Landung den Boden liebkosen wollen (Alitalia fliegt ohnehin nicht nach Ontario). Das schöne Denkmal für amerikanischen Pragmatismus steht vor dem Eingang: Da man die Leute eh nicht davon abhalten kann, ihre Liebsten mitsamt den Koffern bis vor die Tür zu fahren, kann man sie wenigstens bitten, das Abschiedszeremoniell kurz zu halten.

Diamond Aircraft Factory

Direkt am Platz: die Fabrik von Diamond Aircraft. Im Zweiten Weltkrieg wurden hier De Havilland Mosquitos gebaut, nun entstehen hier schicke kleine Einmots.

Rockwater

London, Ontario, ist eine quirlige Stadt mit einer ausgesprochenen Vorliebe für Wandgemälde. Dieses hier an der Rockwater-Brauerei ist nur ein Beispiel. Ansonsten ähnelt für mich alles stark den USA. Bis auf die Straßennamen natürlich: Eine King-George-Street wäre in den Vereinigten Staaten eher ungewöhnlich.

Wir schauen uns eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Amerikas an: die Niagarafälle. Fast 60 Meter stürzt das Wasser hier in die Tiefe. Es gibt einen kanadischen und einen US-amerikanischen Teil.

Niagarafall

Na, sind Sie auch so enttäuscht wie ich? Von der Uferpromenade aus wirkt das ganze Schauspiel, wie soll ich sagen: ein wenig überschätzt. Dabei wird uns hier sogar noch der imposantere Anblick gegönnt. Nachts und außerhalb der Tourismussaison wird der Wasserfall nämlich auf bis zu zehn Prozent seiner Fallmenge heruntergefahren und der Rest zur Stromerzeugung genutzt.

Niagara-Hotels

Nein, das wahre Wunder hat an dieser Stelle nicht Gott geschaffen, sondern ein anderer: der Mensch! Dreht man sich nämlich um, präsentiert sich eine gewaltige glitzernde Phalanx an majestätischen Hotels. Reih an Reih ragen die imposanten Luxusbauten viele Stockwerke in den Himmel empor. Sogar für überdachte Fußwege ist gesorgt, während man am Wasserfall sehr kundenunfreundlich mit Gischt besprüht wird. Da kann sich das alte Mütterchen Natur noch etwas abgucken. Ein klares 1:0 für den Menschen!

CN-Tower

Lassen wir das verunstaltete Naturwunder hinter uns. Von London aus sind es keine 200 Kilometer bis in die Metropole Toronto, mit 2,5 Millionen Einwohnern die größte Stadt Kanadas. Mitten im Bild der 553 Meter hohe CN Tower. Nein, nicht CNN. Die CN sind die Canadian National Railways. Was ein staatliches Eisenbahnunternehmen bewogen hat, 1976 das höchste Gebäude der Welt bauen zu lassen, ist mir immer noch unklar. Hoffentlich hört unser Bahnchef Mehdorn nichts davon…

Toronto Downtown

Das Drehrestaurant in 346 Meter Höhe hat Glasböden und bietet einen Blick auf Downtown – ziemlich genau auf Platzrundenhöhe.

Toronto Skyline

Wenn man nicht wüsstse, dass man sich im guten alten britischen Commonwealth aufhielte, könnte man glatt glauben, man wäre in den USA.

Sky Dome

Die multifunktionale Sportarena SkyDome (seit 2005: Rogers Centre). Torontos Antwort auf das Olympiastadion des Erzrivalen Montreal.

Toronto City Centre Airports

Außerdem kann man sich vom CN Tower aus auch wunderbar die Platzgestaltung des Toronto City Centre Airports (CYTZ) einprägen, ohne tatsächlich in der Luft zu sein. Ungewöhnlich, einen Flughafen aus dieser Perspektive zu sehen und dabei mit beiden Füßen auf dem Boden zu stehen.

Das also war Kanada. Ein bisschen abgelegen, aber durchaus eine Reise wert.