Sonntag, 26. Juni (ca. 291.200): Mal wieder eine größere Putz-Aktion. Petra wienert den Innenraum, ich tausche am Kombiinstrument den defekten DZM gegen die alte Uhr aus und modifiziere das Dreier-Instrument auf „Tank/Temp/Oel“-Anzeige. Das Gepäcknetz vom Kardantunnel Beifahrerseite kommt ab, ebenso der Fischer-Getränkehalter aus der Mittelkonsole. Chrom mit Lippert Unipol blau poliert – gut! Radchrom hinten ab. Der Gaszug blockierte an der Spritleitung, geradegebogen. Abends Tacho-Vergleichsfahrt auf dem Ostwestfalendamm mit GPS. Tacho eilt nur 5 Prozent voraus (100 angezeigte = 95 reale km/h, der Kilometerzähler ist zumindest nicht völlig daneben).
Die Wiederauferstehung: Triumph
Montag, 20. Juni (ca. 291.000): Spiel, Satz und Sieg! Der TÜVi guckt nicht einmal die Türen genau an. Euro 1 trägt er mir auch ein. Der moorbraune Dieselstern zischt nach Hause, wo er noch eine AU an der Autotränke macht und kurz darauf bei der Stadt zugelassen wird: Als BI-CD 240 (zum zweiten Mal in meinem Leben ein Wunschkennzeichen), gültig vom 1. April bis 30. November, macht er jetzt die Straßen unsicher.
Ich überschlage mal, was die ganze Coupé-Restaurierung bis jetzt gekostet hat und komme auf über 2.100 Euro (300,- alleine für Kennzeichen, TÜV, AU und Anmeldungen, über 1.000,- für Blech- und Karosserieteile).
Es hat also nicht ganz hingehauen mit den geplanten 200 bis 300 Euro, die ich nicht mehr in den roten Golf stecken wollte…
Im Forum verbreite ich die gute Nachricht unter dem Betreff
Neues Diesel-QP „ohne erkennbare Mängel“ auf der Straße:
In Bielefeld brennt die Luft
VON UNSEREM KFZ-KORRESPONDENTEN HARRY „HORCH“ HIRSCH
Bielefeld. „Ich hab’s mit eigenen Augen gehört“, stammelte Landwirt Johann Runkelmöller aus Bielefeld-Windelsbleiche. „Erst dacht ich, da kommt so’n alter Mercedes-Diesel, wie ich selbst seit 1978 einen hab, aber als ich mich zur Straße umdreh, knallt da ein dunkelbraunes Geschoss vorbei.“ So wie dem 64jährigen Agrar-Ökonomen ging es am Vormittag vielen Anwohnern des Bielefelder Stadtteils, über dem noch immer ein leichter Duft nach verbranntem Dieselöl liegt.
Noch Stunden nach dem rätselhaften Geschehen versorgten Psychologen des Sozialdienstes Katholischer Männer mehrere Dutzend verstörte Anwohner mit Kamillentee und Erste-Hilfe-Hostien. Es war gegen 10.15 Uhr, als das unbekannte Fahrzeug auf der Paderborner Straße stadteinwärts für Angst und Schrecken sorgte. Zeugen beschrieben die Form des Wagens als die eines Coupés der 123er-Serie von Mercedes-Benz. „Aber das passt nicht zur Aussage, das Fahrzeug sei eindeutig von einem Dieselmotor angetrieben worden“, erklärte der Pressesprecher der Polizeidirektion nördsüdliches Ostwestfalen, Pedro Pölter. Auf Dieselmotoren in derartig eleganten Karosserien hätten Mercedes-Kunden bis in die Neunziger Jahre warten müssen, „in Stuttgart war man 1980 einfach noch nicht soweit“.
Derzeit ermittelt die Polizei in alle Richtungen. Eine erste Spur deutet zur TÜV-Station in Paderborn-Elsen, wo gegen 9.45 Uhr ein mysteriöses Fahrzeug der Marke Daimler-Benz eine Hauptuntersuchung „ohne erkennbare Mängel“ absolvierte. „Irgendwas an dem Wagen kam mir gleich komisch vor“, erinnert sich Prüfer Horst-Sergio Horstmannskötter. „Aber ich hatte einfach nur Augen für diesen hinreißenden Lack. Moorbraun, wissen Sie! Dass es sowas Schönes noch gibt.“
Die Ermittler hoffen nun, dass der geheimnisvolle Wagen erneut irgendwo gesichtet wird. Hinweise nimmt die Polizei unter der Kontonummer 683114301 der Postbank Hannover, BLZ 25010030, entgegen, Stichwort „Euro-Grab“ .
Am folgenden Dienstag bringe ich die mürbe S-Klasse als Dankeschön zu Siggi rüber.
Abschied vom 280S. Der Wagen ist nicht glücklich geworden bei mir. Und ich nicht glücklich mit ihm. Armes Auto.
Die Wiederauferstehung: Erlösung
Sonntag, 19. Juni: Der erlösende Anruf von Siggi. Der Wagen ist fertig! Das Lackieren der Türen hat allerdings nochmal 260,- Euro gekostet. Hammerhammer. Ich hole den Wagen ab und tuckere überglücklich mit kreischendem Keilriemen heim. Der nagelneue Oxi-Kat ist in einem nagelneuen Vorderrohr eingeschweißt.
Und die neuen schönen Stabglühkerzen werden über ein hochmodernes Bosch-Relais mit Nachglühfunktion angesteuert. Es hat einen Temperatursensor, weshalb es im Gegensatz zu seinem Vorgänger im Motorraum angebracht ist (das Serien-Relais sitzt unter der Lenksäule).
Die Wiederauferstehung: Zweiter Anlauf
Freitag, 3. Juni. Abhilfe naht. Bei Holger H. zwei gebrauchte Türen (in schickem Goldmetallic) aufgetan, Stücker für 150 Euro. Am drauffolgenden Tag wieder eine wahre Odyssee (mit dem Mopped nach Bad O., mit Chris und seinem Golf nach Bad S., dort die Türen gekauft, zu Siggi gebracht, zusammen (so gegen Mitternacht) zurück nach Bad O., Burger King, alleine mit dem Mopped (nicht bei Regen!) zurück heim. Um halb zwei im Bett.
Es folgen zwei Wochen Pause, während der Lackierer die Türen bunkert. Zwischenzeitlich zwei neue Fenstergummis besorgt (eins für 25 Euro bei Ebay inklusive Versand, eins für nur 11 Euro bei DaimlerChrysler *ärger*).
Bis zuletzt schillernd: Die Fahrertür in ausgebautem Zustand (Bilder um 90 Grad gedreht).
So stellte sich die Rückseite dar… ja, das sind Löcher, da an der Unterseite.
Die Beifahrertür war kein Stück besser…
…verlieh vielmehr dem Begriff „Kantenrost“ eine neue Bedeutung…
…und wartete auch noch mit solch extravaganten Aufblühungen auf der Außenseite auf.
Da war tatsächlich nichts mehr zu retten. Bei Ebay fand sich kein Käufer, und Holger H. wollte die Dinger auch geschenkt nur noch in die Mulde werfen.
Sonntag, 19. Juni: Der erlösende Anruf von Siggi. Der Benz ist fertig! Das Lackieren der Türen hat allerdings nochmal 260,- Euro gekostet. Hammerhammer. Ich hole den Wagen ab und tuckere überglücklich mit kreischendem Keilriemen heim. Der nagelneue Oxi-Kat ist in einem nagelneuen Vorderrohr eingeschweißt.
Die Wiederauferstehung: Rückschlag
30. April: Eine geplante Fahrt nach Düsseldorf zur Hochzeit von Anne und Ingo platzt, weil auf dem Ostwestfalendamm in Bielefeld der LiMa-Keilriemen nicht mitläuft (Wasserpumpe wird nicht angetrieben, Temperatur steigt kurz auf 120 Grad). Mit 50 km/h schleichen wir zurück in die Heinrichstraße – und die Bahn kommt zum Zug. Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig zum Ja-Wort in die Kirche.
In den Tagen drauf eine Riesen-Putzaktion: Den ganzen Wagen etwa viereinhalb Stunden lang komplett innen und außen gewienert. Lack mit A1-Politur poliert und A1-Carnaubawachs versiegelt. Moorbraun ist echt spitze, es sieht wieder aus wie frisch lackiert! Felgen gereinigt. Alle Gummidichtungen mit Silikonöl und Kunststoffschwarz behandelt. Den Chrom (mit Atta Scheuermilch) poliert. Den Innenraum komplett gereinigt, ebenso den Kofferraum. Den Motorraum erst mit Caramba eingenebelt, später mit Bremsenreiniger.
Die Wiederauferstehung: Tragödie
Am Montagabend, 30. Mai (290.700), ist es endlich soweit: Die lackierten Kotis sind montiert (grauenhafte Passgenauigkeit!), Glühkerzen und Bremsen vorne dran, alle Schweißstellen in den Radhäusern werden mit Unterbodenschutz übertüncht, nur der Kat passt nicht ins Hosenrohr (kein Platz an der Stelle). Ich habe bis nach Mitternacht bei Andrea B. gewartet und bin dann zu Siggi gefahren, wo ich ihm noch vier Stunden lang über die Schulter gucke. Um halb fünf morgens geht es zurück nach Bielefeld. Von dort ohne Schlaf direkt nach Paderborn…
…wo um acht Uhr morgens ein TÜVie feststellt, dass die Türen nicht gemacht worden sind und es darum keine Plakette geben kann… also zurück ans Zeichenbrett. Was für ein Frust!
So sieht der Wagen nun aus – Fotoshooting in der Heinrichstraße, vermutlich am 31. Mai aufgenommen:
Der Radchrom auf den hinteren Radläufen ist noch drauf (was mag sich wohl darunter verbergen?), die selbst lackierten silbernen Scheibenwischer ebenfalls. Im Hintergrund wartet unschuldig der tote rote Golf als schuldige Ursache der ganzen Aktion.
Am frisch lackierten vorderen Kotflügel auf der Fahrerseite fehlt noch die Abschlussleiste unten. Der Wagen steht noch auf den Nachbau-Leichtmetallfelgen.
Die frisch ausgebesserte Schwellerspitze. Die Roststelle an der Beifahrertür darüber, schon irgendwann vor 1993 einmal ausgebessert, ist in den letzten zwölf Jahren kaum gewachsen…
…an den Türgummis unter der (nicht vorhandenen) B-Säule dagegen hat der Zahn der Zeit kräftig genagt. Die Philips-Radioaufkleber auf den hinteren Seitenscheiben verschwanden dagegen später. Die Rückbank hat noch keine Kopfstützen.
Der Innenraum: Noch ist das ausgeleierte Gepächnetz am Mitteltunnel, noch das aufgeklebte Innenraumthermometer über dem ausgesägten Loch in der Kippschalterblende. Noch das Lederlenkrad und noch die originale Schalthebelstulpe. Noch ist der Handyhalter am Armaturenbrett und das herausnehmbare Blaupunkt „Paris“ in der Mittelkonsole.
Vorstellung
Unter dem Betreff „Noch’n Dieselcoupé :-)“ poste ich meinen ersten Beitrag im W123-Forum.
Hi Forenvolk,
Tach zusammen! Eure kleine feine Gruppe der Dieselcoupéfahrer ist jetzt um einen gewachsen. Bin 34, wohne in Bielefeld und gurke seit 1993 mit einem 230 CE durch die Lande, der seit 1997 vorgeglüht werden will.
Der moorbraune Kreuzer hat ein paar Jahre gestanden und wird grad wieder TÜV-fertig reanimiert (Oxikat, neue Kotflügel, jede Menge Blechtransplantationen usw.).
Wenn alles gut läuft, kriegt er Ende der Woche richtige Nummernschilder. Und seinen ersten Liter Pöl zu trinken.
Fröhlich nagelnde Grüße aus dem Teutoburger Wald
von Marc
Es antworten unter anderem Axel280TE, boert, Heiko und Roman.
Das mit 1997 ist natürlich ein Irrtum – die Umdieselung war ja schon 1995. Und das mit „TÜV Ende der Woche“ stimmt erst recht nicht.
Die Wiederauferstehung: Crescendo
In den folgenden Wochen besorge ich:
– bei PV Autoteile in Bielefeld 2 Kotflügel (van Wezel-Nachbauten, ca. 47 Euro, passen ziemlich mies), Schnellglühset (Bosch Duratherm-Kerzen mit Nachglührelais, 81,- Euro, nötig auch wegen der Katalysator-ABE), Bremsbeläge vorn (25,- Euro), Bremsscheiben vorn (50,- Euro);
– bei eBay Luftleitblech (Europarts, 20,- Euro);
– bei Mercedes: Querträger mit Kühleraufnahme (30,- Euro), 2 Haltebleche für die Gummileisten in der Frontstoßstange und 1 Tankdeckelpuffer (55 Euro),
– bei Matrix-Katalysator einen Oxi-Kat zum Einschweißen ins Hosenrohr bestellt (235 Euro).
Von hinten sieht er noch am besten aus.
Haube auf, Kotis runter…
…und das Grauen kommt zum Vorschein.
Die Beifahrerseite ist kaum besser.
Kein schöner Anblick, so ein Benz ohne Biss…
Die Haltebleche für die Gummileiste in der vorderen Stoßstange sind nicht mehr zu retten.
Ein historischer Moment: Die Entdeckung des Spaltmaßes durch den Niederländischen Metallbauer Van Wezel. „Es kann gar nicht passen, es ist mir ein Rätsel, es sind die Bleche von…“
Und zum Schluss noch ein Blick in den Motorraum vor der Pöl-Ära.
Die Wiederauferstehung: Zuspitzung
1. Mai: Gemütlich mit 50 km/h (sonst steigt die Temperatur zu sehr an – der Wasserpumpenkeilriemen ist zu locker
) über Landstraße zum TÜV nach Paderborn gefahren. Vollabnahme für 60,- Euro. (Bielefeld hatte keine Termine mehr).
Die Putzarbeit hat sich offenbar gelohnt, der Gesamteindruck scheint zu überzeugen: Bemängelt werden nur Bremsen vorne, Schwellerspitze vorne links (da bröckelt der Rost, der vordere Kotflügel auf der Fahrerseite ist unten sogar lose), beide Radläufe hinten (je vorderer Bereich, wurde schon mal geschweißt), „Schweller mal angucken“, Türen „durch Korrosion geschwächt“, Motor hat etwas Ölverlust. im ganzen eigentlich super! Außerdem gibt auch der TÜV grünes Licht für Euro 1 mit Matrix-Kat.
Den Wagen abends zu Siggi H. zurückgebracht, die Kennzeichen laufen um Mitternacht wieder ab.
Die Wiederauferstehung: Spannung
29. April (283.895 km): Neue Lima-Spannschraube (bei MB 25 Euro!!!) und neuen Stern (18 Euro) eingebaut, dazu Chromkappe für die AHK (Hersteller Tajco, 8 Euro, von der Autotränke). Die Auspuffblende ist nicht mehr zu kriegen, eine HJS-Blende (14 Euro) wird gekürzt werden müssen.