…aber die Wirklichkeit war schneller

Am Dienstag, 11. September, habe ich ein Tankstellenschild fotografiert, als der Liter Diesel gerade auf damals unfassbare 1,199 Euro gestiegen war. Und gerade einmal drei Tage später, am Freitag, 14. September, waren es dann schon 1,229 Euro. „Das könnte eine Serie werden“, schrieb ich zum zweiten Bild. In den Wochen danach haben sich die Preise dann wieder etwas entspannt.

Gestern Abend, Montag, kam ich auf dem Weg zum Heckflossenstammtisch wieder an der Tanke vorbei. Und habe extra angehalten, weil ich es nicht glauben konnte.

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1,269 für den Liter Diesel. Das war der absolute Rekord. Schnell ein Foto gemacht, doch danach kam ich gestern nicht mehr an den Rechner. „Morgen schreibe ich’s“, dachte ich.

Zu spät. Gerade, Dienstagabend, kam ich auf dem Weg von der Arbeit wieder an der Tanke vorbei.

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Sie erhöhen schneller, als ich bloggen kann.

Geht ja gut los

Jetzt weiß ich wieder, wofür Automatik-Antennen gut sind. Dafür, dass die Woche nicht damit anfängt, dass man am Montagmorgen in seinen Golf steigt und jemand die Antenne abgeknickt hat.

Asis, verdammte. Und ich hatte gedacht, der Sport wäre in den Neunzigern ausgestorben.

Neues aus der Philosophie

Diese verdammte Zeitumstellung jedes Mal. Wie lange müssen wir diesen Schwachsinn eigentlich noch aushalten? Man kommt ja völlig aus dem Rhythmus. Sonntagnachmittag war immer so eine schöne Zeit zum Joggen. Gestern stand ich laufwillig auf dem Parkplatz im Wald und es war schon fast dunkel. Muss das sein? Muss das wirklich sein? Das war nicht die einzige Frage des Tages.

Lampefrei_800Immerhin bot sich so Gelegenheit, einmal die neue Stirnlampe auszuprobieren. Hätte ich das gute Stück letztes Jahr im Fachgeschäft gekauft, wie zuerst geplant, hätte ich wohl heute noch Pickel vom Ärgern. Damals sollte so ein Hochtech-Teil mit ultraheller und doch Strom sparender LED irgendwas um 70 Euro kosten. Gottseidank war ich zu knausrig, denn neulich gab es die Dinger im Supermarkt für 7,99 Euro. Keine Wegwerfware, sondern Made in Germany und ziemlich hochwertig verarbeitet.

Rätselhaft: Woher kommt so ein Preisunterschied? Wundert sich da jemand, dass wir das Volk der Schnäppchenjäger sind? Bleibt Geiz für alle Zeiten geil?

Allerdings ist nächtliches Joggen mit der Grubenlampe an der Stirn nicht die große sportliche Erfüllung, falls es jemanden interessiert. Auf guten Wegen geht’s noch, aber Schlammlöcher und Matschpfützen sieht man einfach nicht rechtzeitig. Wie kriege ich bloß nachher die Schuhe wieder sauber? Ausklopfen? Ausziehen? Kann man mit Strümpfen Auto fahren? Fragen über Fragen.

Vieles, allzuvieles im Leben bleibt ungeklärt. Warum spielt der MP3-Player im Zufallsmodus immer dieselben Stücke? Chris Reas La Passione ist wirklich schön, schrieb ich ja schon neulich. Aber es kommt jedesmal an der Kreuzung, wo mir mal ein Reh über den Weg gelaufen ist. Warum? Bin ich Bill Murray und es ist der Tag des Murmeltieres? Aber müsste dann nicht das unsägliche I Got You, Babe laufen?

Player87_800Beim Laufen im Mondlicht kommt der Hobbyphilosoph ins Grübeln. Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Natürlich: Vom Parkplatz, zum Parkplatz. Aber kann das schon die Antwort auf die große alte Frage der Menschheit sein? A propos Parkplatz: Was hat wohl das Pärchen im Auto gedacht, das ich dort bei meiner Rückkehr aufgeschreckt habe?

Der Mensch ist das Tier, das zweifelt. Doch so viel er auch fragt, die Götter strafen ihn mit Schweigen. Genug der Fragerei. Ab ins Auto, auch mit schmutzigen Schuhen.

Wie angenehm ist es, nach fast zwei Stunden müde und verfroren heim zu kommen, wo man sicher schon sehnlich erwartet und stürmisch begrüßt wird. Von jemandem, der nichts von Philosophie weiß und der niemals Fragen stellt.

Kater92_800Außer einer: Oh, warst du weg?

Ausklang

Das war’s. Die Coupésaison 2007 ist hiermit beendet.

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Mit fünf Fahr-Monaten war sie eigentlich viel zu kurz. Aber was haben wir alles geschafft!

Die Heckpartie glänzt jetzt wieder in schönstem Moorbraun, Radläufe und Heckblech sind makellos. Der Querträger an der Hinterachse ist entrostet.

Der Motor ist mit neuen 265er-Düsen ausgerüstet, Förderbeginn und Volllastmenge sind an Pflanzenöl angepasst, die Ventile eingstellt. Er wird von einem neuen Anlasser gestartet und treibt über ein neues Fünfganggetriebe und ein neues 3,69er-Differential Hinterräder mit neuen Reifen und neuen Bremsen an. Neu lackierte Radkappen zieren die Räder.

Der Drehzahlmesser geht nach zehn Jahren endlich, eine Druckanzeige am Spritfilter ist eingebaut, der Fahrersitz aufgepolstert und das Beifahrertürschloss repariert.

Die Spur ist eingestellt, beide äußere Spurstangen, beide Hardyscheiben, die Koppelstangen am hinteren Stabilisator, der Kupplungsnehmerzylinder und die 100-A-Battierie sind neu. Motoröl, Differentialöl, Servolenkungsöl sind gewechselt.

Wir haben Christian in Wiesbaden und P.S. samt Forenclique in Seeheim-Jugenheim besucht, bei Wolfi einen dreitägigen Pölumbau gemacht, Roman und Björn in Hamburg gesehen, mit Hauke und den Nordlichtern in Kiel gegrillt, bei Nils in Rödinghausen am Hücker Moor gesessen, bei Christian in Essen geschraubt und – wie wie könnte es anders sein – Siggi in Belm beim Zaubern am Auto zugesehen.

Wir haben neue Freunde und neue Werkstätten in Aachen gefunden, man hat uns Essen aufs Auto gespuckt, wir haben in Brüssel die Youngtimerfahne hochgehalten und sind in Henri-Chapelle nachdenklich geworden, wir haben Lastwagen mit schönen Sprüchen überholt, sind im Dreiländereck noch älterem Metall und in Aachen einem Eichhörnchen begegnet. Wir haben Autos aus Stein und solche aus schlechtem Blech gesehen, uns dem Thema Sex im Auto gewidmet, sind bei Homer Simpson mitgefahren und waren bei Aldi.

Allen, die am Coupé mit é geschraubt haben, bei denen ich pennen durfte, die mir geholfen und mich getröstet haben, wenn die Kiste mal wieder nicht wollte, mit denen ich Bier getrunken habe und durch die Lande gefahren bin – allen, die dazu beigetragen haben, dass 2007 die vielleicht beste Saison der letzten 14 Jahre war: Danke.

Rückrüstung

Erst versucht man jahrelang, die eigene Kiste schöner als ab Werk zu machen. Spielt vielleicht mal mit Spoilern rum, mit Pornofelgen, Holzlenkrädern.

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Aber am Ende geht es, das hat neulich jemand im Forum sehr schön beschrieben, Schritt für Schritt wieder zurück in Richtung original.

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Ein schwarzer Fünfgang-Schalthebel liegt auch schon hier.

Jahresendreparatur

Noch einmal eine große Werkstattaktion zum Saisonabschluss. Diesmal bei Dirk in Eschweiler.

Da das 3,69er-Differential ab etwa 80 km/h arg jaulte, muss es wieder heraus. An seine Stelle kommt nun das kürzlich aus Hamburg geholte, bei Ebay für *schäm* zehn Euro (inklusive Gelenkwellen) ersteigerte Neue hinein.

Nein, ich habe kein schlechtes Gewissen. Schließlich habe ich auch schon einmal Pech mit einem Ebay-Diff gehabt: Vor über einem Jahr habe ich mal eins ersteigert, von dem sich beim Einbau herausstellte, dass es voll mit schwarzem Fett war. Da das nur aus Geräuschminderungsgründen eingefüllt worden sein konnte, habe ich das Teil damals wegwerfen müssen.

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Das neue Differential hat sogar Kühlrippen. Spiel hat es nicht. Und das Öl in seinem Inneren ist hell und sauber. Damit das so bleibt, bekommt es eine magnetische Ablassschraube und vorher ungefähr 1,2 Liter neues 75W90 GL4-Öl eingefüllt.

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Und weiter. Da die Hinterachse bei Bodenwellen klonkt und poltert, werden die Koppelstangen (die Verbindungsstücke des Stabilisators mit der Antriebswelle) durch Neuteile ersetzt.

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Die Dinger kosten bei Mercedes Daimler neu 10 Euro pro Stück. Keine große Investition.

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Der Querträger (an dem das Differential befestigt ist) hat Rost angesetzt – das haben wir schon neulich in Hamburg festgestellt. Dirk beseitigt den Rost mit der Flexbürste und versiegelt das Ganze wieder.

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Dann werden die beiden von Wolfi gekauften Hardyscheiben eingebaut. Ich habe mich nach intensivem Herumfragen doch für normale Viergangscheiben entschieden. Die aufwändigeren (und doppelt so teuren) Fünfgangscheiben mit eingegossenen Weichgummilagern sollen viel schneller verschleißen und bei der Hauptuntersuchung ständig moniert werden. „Die Taxifahrer nehmen auch alle Viergangscheiben“, sagte Holger H.

Vorweg haben wir einen Ölwechsel gemacht, aber nicht irgendeinen Ölwechsel, neinein, einen echten Deluxe-Ölwechsel mit Motorspülung. Altöl raus, frisches Baumarktöl rein (mein Vater hatte noch ein paar uralte 5-Liter-Kanister in der Garage stehen), Liqui Moly Motorspülung reingekippt, eine Viertelstunde laufen lassen, ablassen, neues Baumarktöl drauf, eine Viertelstunde laufen lassen, ablassen, neues Liqui Moly 10W40 MOS2 Leichtlauföl drauf.

Wider Erwarten – wir alle kennen ja die Horrorgeschichten – tötet die Spülung den Motor nicht sofort. Eher im Gegenteil. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber der OM 616 scheint danach ruhiger und gleichmäßiger zu laufen.

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A propos Öl: Die einzige größere Sache, die jetzt noch offen ist (neben diversen Roststellen), ist der undichte Kurbelwellen-Simmerring. Das austretende Öl hat mittlerweile den ganzen Motorraum versaut und eingesprüht. Wirklich unangenehm.

Aber genug geärgert. Auf zur Probefahrt! Siehe da: Es hat sich gelohnt. Schon auf dem mit Schlaglöchern übersäten Hof rumpelt nichts mehr, auf offener Straße kann man ab 40 km/h in den Dritten schalten und beschleunigen, ab 60 (statt bisher 65) in den Vierten gehen. Die dumpfen Poltergeräusche von hinten sind weg, ebenso das Heulen ab 80 Sachen. Ruhig und gleichmäßig beschleunigt der Wagen, alles wirkt wieder harmonisch und straff. Man kann sogar im dritten Gang um Ecken biegen, ohne schalten zu müssen. Für so ein bisschen Gummi eine erstaunliche Wirkung.

Schade nur, dass wir keine Gelegenheit mehr haben, das Vergnügen auf längeren Strecken zu genießen…

Uuuh-uuh-uuh. Die Zukunft.

Wir alle kennen den Intel-Klingelklangel. Oder das Telekom-Dadadadiding. Jetzt haben auch wir Mercedesfahrer ein Jingle, das uns an unsere Marke bindet. Voilá (ganz am Ende):

Wie das Branchenblatt W & V meldet, wurde das von einem englischen Knabenchor produzierte, äh, Geräusch mal probehalber in diesen schon etwas älteren E-Klasse-Spot eingebaut.

So, Freunde, hört sich Zukunft an. Uuh-uuh-uuh.

[via boert im W123-Forum]

Sparen beim Fahren

Am Samstag heißt es mal: Etwas früher aufstehen, denn der NABU Aachen bietet beim VW-Zentrum an der Trierer Straße ein kostenloses Spritspartraining an. Ich hatte mich schon vor einigen Monaten angemeldet. Sowas kostet nämlich normalerweise viel Geld – 70 bis 80 Euro, habe ich gehört.

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Das Training funktioniert wie folgt. Diesen prachtvollen Passat TDi mit hundertpaarenfünfzig PS kutschiere ich im Beisein…

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…dieses freundlichen Herren einmal eine Runde um’s Viertel. Stadtverkehr, ein bisschen Landstraße mit 70 km/h, Gewerbegebiet, Stop & Go. Der Computer an der Windschutzscheibe zeichnet alles auf: Geschwindigkeit, Drehzahl, Verbrauch.

Nach dieser Runde folgt eine zweite, bei der Andre Zaenker – so heißt der freundliche Herr – mir aber ein paar Tipps gibt. Zum Beispiel, nach dem Anrollen im ersten Gang sofort in den zweiten zu schalten. Und beim Ausrollen vor der Ampel den fünften oder sechsten Gang drin zu lassen.

Moderne Autos haben schon ihre Vorteile. Die Funktion der Schubabschaltung ist sogar im Display im Armaturenbrett zu erkennen: „Verbrauch 0,0“ zeigt sie an, wenn man mit eingelegtem Gang rollt. Beim Rollen im Leerlauf werden dagagen noch 0,6 bis 0,8 Liter Diesel eingespritzt. Wird der Wagen bei eingelegtem Gang zu langsam, sorgt die Bordelektronik dafür, dass der Motor irgendwann doch wieder mit Sprit versorgt wird. So läuft der Wagen wie ein Automatikfahrzeug niedertourig von alleine vor sich hin, auch wenn der Fuß nicht auf dem Gaspedal liegt. Im 6. Gang lassen sich etwa 50 km/h halten.

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Am Schluss folgt dann die Auswertung am PC. Dabei werden die beiden Spritverbrauchprofile übereinandergelegt und verglichen. Die jeweils 15 bis 16 Minuten langen Fahrten gingen über eine Distanz von rund 8,9 Kilometern. Die durchschnittliche Drehzahl sank von 1422 U/Min in der zweiten Runde auf 1181 U/Min, der Verbrauch von 6,6 auf 5,94 Liter. Immerhin zehn Prozent, obwohl ich schon in der ersten Runde unter dem Drittelmix gelegen habe, den der Hersteller angibt. Anderthalb Kilo CO2 haben wir jedesmal in die Atmosphäre geblasen.

Schade, dass der Moorbraune keine Schubabschaltung hat (mein gestern angemeldeter Wintergolf müsste dagegen schon eine besitzen). Auf der Rückfahrt nach Hause versuche ich trotzdem, das Coupé mit eingelegtem Gang ausrollen zu lassen und behalte dabei die Druckanzeige im Auge. Tatsächlich geht der Zeiger bei Leerlauf zurück, mit eingelegtem Gang dagegen nicht. Also ist der Verbrauch mit Gang auch bei ihm niedriger. Mal gucken, wie sich dieses Wissen im Alltag einsetzen lässt.

Wenn die neuen Hardyscheiben von Wolfi, die gestern ankamen, etwas taugen, dürfte der Wagen sich demnächst ja auch etwas elastischer und niedertouriger fahren lassen. Das derzeitige Gerumpel hält mich von solchen Experimenten eher ab.

Ab durch die Mitte

Das Ende der Saison zeichnet sich ab: Noch sechs Tage, bis das Saisonkennzeichen abgelaufen ist. Bei Dirk Q. in Eschweiler plane ich die letzten Reparaturen (Ölwechsel, Differenzial-Wechsel, Rostbeseitigung, neue Koppelstangen am Stabilisator hinten). Er ist übrigens lustigerweise gerade dabei, den gelben 230.4 aus Limbourg (siehe Beitrag unten) mit Gurten auf der Rückbank nachzurüsten, als ich bei ihm ankomme.

Glänzen tut mein Brauner jetzt auch wieder. Die letzten Reste der über das Auto gespuckten Mahlzeit (das war immerhin schon am 12. September!), auch nach zwei Waschanlagen-Besuchen noch sichtbar, beseitige ich in mehrstündiger Arbeit mit Polierwatte, Nigrin und Fingernägeln. Und zwar im Parkdeck von Kaufland, dem einzigen Ort, wo’s nach Feierabend noch Licht gibt. Vor der eigenen Haustür mag ich das nicht machen, die Ostviertel-Kids klauen mir bestimmt die Küchenkrepprolle vom Kofferraumdeckel, sobald ich weggucke.

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Mit dem frisch polierten Wagen düse ich nach Namur, wo ein Treffen des Sprachwettbewerbs der Talenacademie Maastricht stattfindet. Es geht um einen dreisprachigen Schülerwettbewerb mehrerer Tageszeitungen aus der Euregio. Auf der Rückfahrt beneide ich wieder die Belgier um ihre Autobahnbeleuchtung. Um die Fahrbahndecke allerdings nicht, die ist absolut grauenhaft. Der Benz springt über Schlaglöcher und Bruchkanten im Asphalt, dass man sich einen Geländewagen wünschen würde. Auf einem Abschnitt in der Nähe des Flughafens Lüttich bringt die Straßendecke die Reifen so zum Heulen, dass ich – ungelogen – den Himmel nach einem landenden Flieger absuche.

Neues aus der Hölle

Batterien_800Todsünde, die: besonders schwere Sünde in der kath. Glaubenslehre (peccatum mortiferum)

Sieben Todsünden gibt es. Hochmut. Neid. Zorn. Völlerei. Trägheit. Wollust (von der ich als Kind dachte, sie habe etwas mit Pullovern zu tun). Und Geiz. Der ist besonders schlimm. Geiz geht gar nicht. Manchmal bestraft er sich allerdings selbst. So wie am Samstag.

Was man nicht im Kopf hat, muss man bekanntlich mit anderen Mitteln ausgleichen. Wer zum Beispiel auf dem jüngsten Konzert der Womanizers im Irish Pub „Wild Rover“ Fotos machen wollte und zwar an seine neue Pocketkamera gedacht hatte, nicht aber an frische Batterien, dem standen zwei Möglichkeiten offen. Er konnte das Defizit an Denkleistung mit Muskelkraft ausgleichen und sich nochmal nach Hause bewegen. Wo im Ladegerät zwei frische 1,5-Volt-Akkus mit der beeindruckenden Abgabeleistung von 2800 Milliamperestunden vor sich hinblinkten.

Die andere Möglichkeit bestand darin, sich flugs in den deutlich näher gelegenen nächsten Elektronikmarkt zu begeben (nicht der mit der geilen Geizwerbung, sondern der andere) und dort neuen Strom zu kaufen. Natürlich in Form von wiederaufladbaren Akkus, man ist ja kein Umweltschwein.

Doch holla, was sind die Dinger heutzutage teuer. Die Spitzenmodelle kosteten im Viererpack, wenn mich mein Gedächtnis im nachhinein nicht trügt, rund 25 Euro. Einwegbatterien sind zwar Umweltgift, aber, nun ja… ein Zehnerpack lag nur bei sechs Euro paarundfuffzich. Man muss sie ja nicht sinnlos in der Kamera verheizen, beruhigte ich das über meiner linken Schulter schwebende Gewissens-Engelchen. Wir machen nur ein paar Bildchen und lassen sie dann langfristig und nachhaltig von Wanduhren und Fernbedienungen leerzutzeln.

Aber was war das? Es ging sogar noch billiger! Eine Stange No-Name-Energiespender sollte nur läppische anderthalb Euro kosten, wohlgemerkt ebenfalls ein Zehnerpack. „Wenn jede von denen bloß fünf Bilder lang durchhält, reicht’s ja“, dachte ich, und der Knauser-Teufel auf meiner rechten Schulter nickte eifrig. Also auf damit zu Musik und Murphy’s. Das leise Schluchzen des Engelchens überhörte ich.

Fünf Bilder? Schön wär’s gewesen. Oder sehen Sie hier irgendwo Konzertfotos? Ob es an den Batterien lag, an der Kamera, am verdunsteten Stout-Bier in der Luft oder den rockigen Rythmen (die Womanizers sind überaus hörenswert, das sage ich nicht nur, weil da ein guter Freund von mir mitspielt) (und ich hoffe, der Presserat lässt mir diese werbliche Aussage als Meinungsäußerung durchgehen). Die Kraft jeder Batterie genügte gerade nur, das Objektiv auszufahren. Dann ging die Kamera wieder aus. Über meine Reaktion schreibe ich lieber nichts, Zorn ist ja auch eine Todsünde.

Wie schon seit einigen Monaten zu lesen ist, will die Elektromarktkette Saturn ihre „Geiz ist Geil“-Kampagne beenden. Übermorgen ist es soweit: „Wir lieben Lebensmitt Technik! Wir hassen teuer!“ soll es ab dem 24. Oktober heißen. „Heute geht es um Werte statt um Preise“, meinte der Shop-Chef.

Recht hat er, sage ich, reuevoll auf den Pfad der Tugend zurückgekehrt. Werte, das ist es, was wir brauchen. Am besten welche zum Wiederaufladen. Hat jemand ein Taschentuch für meinen Gewissens-Engel?